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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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Dann zuckte er die fetten Schultern.
    »Nein, Sie können es auch nicht gewesen sein, Wills. Sie sind ja gerade erst angekommen, und Defoe wurden schon seit Wochen, wenn nicht seit Monaten Nachrichten hinterbracht. Und doch … sagen Sie, wie haben Sie ihn eigentlich kennengelernt?«
    Das ging ihn nichts an, und ich antwortete kalt: »Im Hauptbüro. Ich nehme dann das Morgenflugzeug, um nach Anzio zu kommen.«
    »Den Teufel werden Sie tun. Sie fahren mit dem Nachtzug. Damit sind Sie eine Stunde früher da.« Gogarty schüttelte den Kopf, kniff die Augen zusammen und griff sich an die Schläfe, um dann mißmutig zu sagen: »Ach verdammt, Tom, mir gefallt die ganze Sache nicht. Ich glaube, Hammond ist irgendwas zugestoßen.«
    »Zugestoßen?« wiederholte ich. »Was könnte ihm zugestoßen sein?« »Ich weiß nicht. Aber ich habe einiges herausgefunden. Er wurde mit einigen ziemlich seltsamen Typen in Caserta gesehen. Was ist das für eine Geschichte über irgend jemanden, der mit einer Pistole auf ihn wartete, als Sie dort waren?«
    Ich brauchte einen Moment, um herauszufinden, wovon er sprach. »Oh«, sagte ich, »Sie meinen den Mann am Wagen? Aber ich bin mir nicht sicher, ob er eine Waffe hatte.«
    »Aber ich«, antwortete Gogarty kurz. »Die Expedienten haben heute versucht, ihn festzunehmen, um ihn über Hammond auszufragen. Er hat sich den Weg freigeschossen.«
    Ich erzählte Gogarty, was ich wußte; es war nicht viel. Er hörte geistesabwesend zu, und als ich fertig war, seufzte er.
    »Tja, damit können wir nichts anfangen«, brummte er. »Sie machen sich jetzt am besten fertig, damit sie ihren Zug erreichen.«
    Ich nickte und hob eben die Hand, um die Verbindung zu unterbrechen, als er noch mal zu sprechen anfing: »Grüßen Sie Susan von mir, falls Sie sie sehen.«
    »Ist sie nicht da?«
    Er verzog das Gesicht. »Ihr Freund Defoe hat gesagt, er brauche eine Sekretärin. Er hat sie requiriert.«
     
    Ich bestieg den Zug nach Anzio von demselben Bahnsteig aus, von dem Zorchi vor die Räder der Lokomotive gesprungen war. Der hier war aber kein hypermoderner Expreß, sondern ein uralter Zug mit nur drei Waggons, der schon seit mindestens fünfzig Jahren unmodern war. Die Wagen hatten nicht mal eine Klimaanlage.
    Schlafen war so gut wie unmöglich, also fing ich ein Gespräch mit einem Offizier des Expedientenkorps an. Er war anfänglich sehr zurückhaltend, aber als er erfuhr, daß ich Anspruchsregler der Gesellschaft war, taute er auf und kam mit einigen interessanten Informationen heraus. Es war verständlich, daß Defoe seine anderen Pflichten beiseite schob und Anzio einen schnellen Besuch abstattete, denn in Anzio mußte offenbar dringend einiges getan werden. Er ließ sich nicht näher darüber aus, welche »Schwierigkeiten« es in Anzio gegeben hatte, aber es hörte sich nach gewalttätigen Massenunruhen an. Die Garnison wurde jetzt verdoppelt, und er gehörte der neuen Abteilung an, die nach dort verlegt wurde. Ich erwähnte Caserta und den Beinahe-Aufruhr, den ich dort erlebt hatte. Dem Offizier fielen die Augen zu, und ungefähr fünf Minuten später lehnte er sich ostentativ zurück und legte sich die Mütze über die Augen. Offensichtlich war es unüblich, Fälle aktuellen Aufruhrs zu diskutieren.
    Ich akzeptierte die Zurechtweisung, aber mein verwirrtes Denken kam nicht zur Ruhe, als ich versuchte, selbst etwas Schlaf zu finden.
    Was für eine Gegend war dieses Neapel eigentlich – wo der Mob sich zu gewalttätigen Krawallen gegen die Gesellschaft zusammenrottete und sogar anscheinend intelligente Personen wie Rena dell’Angela offenbar Vorbehalte gegen sie hatten?

5
     
    Vielleicht eine Stunde lang hatte ich mehr oder weniger geschlafen, als mich der Zug-Expedient am Ellbogen zupfte und »Anzio« sagte.
    Es war früh – kurz nach Tagesanbruch. Viel zu früh, um ein Taxi zu finden. Bei einem verschlafenen Stationsvorsteher erkundigte ich mich nach dem Weg und machte mich zu den Gewölben auf. Die »Klinik«, wie die offizielle Bezeichnung lautete, war in die Hügel gleich hinter dem Strand eingegraben. Ihre Ausmaße erstaunten mich. Nicht, daß sie so groß war, im Gegenteil, soweit ich sehen konnte, war sie nur ein langer, niedriger Schuppen.
    Dann fiel mir ein, daß die Gewölbe aus Kostengründen notwendigerweise fast vollständig unter der Erde lagen, da ihre Temperatur auf dem Suspendierungsoptimum gehalten werden mußte. Es war problem- und gefahrlos, einen Menschen in diesen Dauerschlaf

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