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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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Willen. Ich verbot ihm zu gehen, und er lachte mich aus. Ich bat ihn zu bleiben, und er dankte mir – und weigerte sich. Schließlich überließ ich ihn Rena und Zorchi.
    Zorchi gab fast sofort auf. »Eine majestätische Persönlichkeit!« sagte er bewundernd, als er seinen kleinen elektrischen Rollstuhl in das Zimmer steuerte, in dem ich wartete. »Man kann nicht mit ihm diskutieren.«
    Und Rena gab nach einiger Zeit ebenfalls auf. Aber natürlich nicht so einfach. Sie weinte, als sie wieder zu mir zurückkehrte. Es war ihr nicht gelungen, ihn dazu zu bringen, sie oder jemand anders mitgehen zu lassen, er sagte, es sei einzig und allein sein Job. Sie wußte nicht einmal, wohin er gehen würde. Er hatte gesagt, es sei ihm in einer so kritischen Situation nicht erlaubt zu sagen, wo Slovetski sich aufhalte.
    Zorchi hüstelte. »Was das betrifft«, sagte er, »so habe ich mir die Freiheit genommen, einen meiner Mitarbeiter dahingehend zu instruieren, sich bereitzuhalten. Wenn der Signore unterwegs ist, um Slovetski zu treffen, so wird mein Mann ihm folgen …«
    Also warteten wir, während die Fernsehansager von Mal zu Mal grimmiger blickten und ihre Anweisungen immer drängender und befehlender wurden.
    Ich hörte nur halb hin. Ein Teil meiner Gedanken weilten bei Benedetto, der in einem Krankenhaus sein sollte, anstatt in einer gefährlichen Mission herumzuwandern. Ein anderer Teil beschäftigte sich immer noch mit dem Schauspiel, daß sich vor unseren Augen abspielte.
    Es ging nicht einfach nur darum, menschliche Leben zu retten. Es war mindestens genauso wichtig, in fünfzig Jahren die wiedererweckten Männer und Frauen mit Nahrung, Werkzeugen, Maschinen, Unterkünften und all den anderen Dingen, die sie brauchten, zu versorgen.
    Fabriken und Transportmittel wurden, so hieß es in den Nachrichten, stillgelegt und versiegelt, um die Zeit, die vergehen würde, zu überstehen … »Wochen«, hieß es in den Nachrichten. Aber warum war es nötig, Werkzeuge für einige Wochen mit einem Ölfilm zu versiegeln? Stündlich kamen Instruktionen durch den Äther, was in jedem Haushalt zu schützen sei und wie man dabei vorzugehen habe. Es war möglich, daß Ausstattung und Rüstzeug der Welt sogar in fünfzig Jahren nicht ernsthaft Schaden nehmen würde … falls es gelang, die Pläne, die über die Nachrichtennetze verbreitet wurden, durchzuführen.
    Bei der Landwirtschaft war es jedoch etwas anderes. Die Konservierung von Saatgut war reine Routine, aber ich fragte mich unwillkürlich, wie diese ebenen italienischen Felder nach einer fünfzigjährigen Vernachlässigung aussehen würden. Würde das radioaktive Kobalt selbst das Unkraut wegsterilisieren? Ich konnte es mir eigentlich nicht vorstellen. Falls nicht – würde die italienische Halbinsel dann wieder einmal von jenen dichten Wäldern bedeckt sein, durch die einst Cäsar marschiert war und aus deren Deckung heraus Spartakus mit seinen geflüchteten Sklaven gegen die Senatoren kämpfte?
    Und wie viele Millionen würden sterben, während das Angesicht der Erde von den Wäldern befreit wurde, um erneut für das Getreide und die anderen Nutzpflanzen Platz zu machen?
    Das Problem konnte durch synthetische Nahrung oder solche aus dem Meer gelöst werden … die Gesellschaft mochte hier einen Weg finden. Was aber war mit den kilometertief herabreichenden Bergwerken, wenn die Pumpen abgestellt wurden und das Grundwasser eindrang? Was war mit den Eisenbahnschienen. man konnte vielleicht die Maschinen einfetten, aber wie wollte man Milliarden von Schienenkilometern vor dem Regen von fünfzig Jahren schützen?
    So saß ich da, sah fern und wartete. Rena war zu nervös, um ruhig sitzen zu bleiben. Zorchi wurde von irgendwelchen geheimnisvollen Beschäftigungen in Anspruch genommen. Ich saß da und starrte auf das Bild der Kathodenröhre.
    Bis sich die Tür hinter mir öffnete und ich mich umwandte.
    Dort stand Rena. Ihr Gesicht war starr und kalkweiß. Sie klammerte sich genauso an die Tür wie einige Stunden zuvor ihr Vater; ich glaube, sie sah kränker und schwächlicher aus als er.
    »Liebling!« Sie stand da und starrte mich an, ohne einen Ton zu sagen. »Was ist los?« fragte ich besorgt.
    Die bleichen Lippen öffneten sich, aber es dauerte einen Moment, bevor sie Worte bilden konnte. »Mein Vater«, sagte sie, »er hatte es fast geschafft. Er war dahin gelangt, wo er Slovetski treffen sollte, aber die Expedienten waren vor ihm da. Sie haben ihn mitten auf der Straße

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