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Der Wolf aus den Highlands

Der Wolf aus den Highlands

Titel: Der Wolf aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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Dankbarkeit wollte einfach nicht in ihr aufkeimen.
    »Nun denn, dann sollte ich wohl mit Big Marta reden.«
    »Aye, und sagt der Alten, dass wir viel Fleisch auf dem Tisch haben wollen, und zwar gut gekochtes Fleisch.«
    Es fiel ihr zwar schwer, doch Annora widerstand der Versuchung, dem Mann die Zunge herauszustrecken, als sie ging. Big Marta war eine ausgezeichnete Köchin. Kritik an ihrer Arbeit war völlig ungerechtfertigt, und sie hatte nicht die Absicht, ihr etwas davon zu sagen. Wahrscheinlich nutzten Egan und Donnell derartige Beleidigungen, um dafür zu sorgen, dass die Leute kuschten und sich noch mehr ins Zeug legten, um es ihnen recht zu machen.
    Offenbar war dem Mann entgangen, dass derlei Taktiken bei Big Marta nicht verfingen.
    Annora brachte Meggie ins Kinderzimmer und säuberte sie. Dann überließ sie sie Annie, einem jungen Mädchen von dreizehn Jahren, die gern im Kinderzimmer half, da sie dann Donnells Männern nicht über den Weg laufen musste. Nachdem sie sich gewaschen hatte, eilte Annora in die Küche.
    »Big Marta«, begrüßte sie die Frau, die gerade in einem Kessel mit dickem, köstlich duftenden Eintopf rührte. »Wir haben Gäste zum Abendessen.«
    »Ich weiß«, erwiderte die Köchin unwirsch. Sie sah aus, als ob sie am liebsten ausspucken würde. »Dieser alte Lüstling Chisholm und seine sabbernden Sprösslinge.«
    »Ach so, dann brauchst du mich hier nicht mehr.«
    »Aye, ich weiß, wer kommt und was die Narren zum Essen haben wollen, aber das heißt nicht, dass Ihr mir nicht helfen könnt. Ich könnte jemanden gebrauchen, der die Äpfel schneidet, die ich gerade aus dem Vorratsraum geholt habe.«
    »Natürlich, ich helfe gern«, meinte Annora und setzte sich an den großen Arbeitstisch. Sie holte einen Apfel aus dem Korb und machte sich ans Werk. »Ist Helga krank?«, fragte sie, nachdem sie sich umgesehen und gemerkt hatte, dass eines der Küchenmädchen fehlte.
    »Hm, so könnte man es auch nennen. Der Laird hatte gestern Nacht Lust auf eine Frau. Leider war er auch betrunken und brutal. Es wird sicher einige Tage dauern, bis Helga sich davon erholt hat.«
    Annora seufzte kopfschüttelnd. »Früher war es hier nicht so, oder?«
    »Nay, es war schön auf Dunncraig, und der Laird kümmerte sich um seine Leute. Außerdem hat er von den Mädchen, die im Keep arbeiteten, nie erwartet, dass sie sein Bett wärmten, obwohl viele es gern getan hätten. Schon ein Lächeln von ihm hätte genügt.«
    Offenbar war Big Marta zum Reden aufgelegt, und Annora wollte das nutzen. »Trotzdem heißt es, dass er seine Frau getötet hat.«
    »Nay, so etwas hätte dieser hübsche junge Mann nie getan. Mir ist schleierhaft, wie jemand auf einen solchen Gedanken verfallen kann. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob jemand weiß, was genau Mary Drummond geschehen ist.«
    »Ich habe nie gehört, dass jemand bezweifelt hätte, dass sie ums Leben kam.«
    »Na, das ist auch kein Wunder, Euer Cousin lässt Euch ja mit niemandem reden. Wenn Ihr mit den Leuten reden dürftet, die hier auf den Feldern arbeiten, dann würdet Ihr die Wahrheit über Sir James Drummond erfahren. Er war gut zu uns und gut für Dunncraig.«
    Annora sah sich noch einmal um und merkte, dass Big Marta wohl auch deshalb kein Blatt vor den Mund nahm, weil keiner von Donnells Leuten da war. Offenbar hatte sie, Annora, es geschafft, ohne ihre Wächter in die Küche zu gelangen. Zweifellos würde bald jemandem auffallen, dass sie ohne Begleitung unterwegs war, und noch dazu dort war, wo sie womöglich Dinge zu hören bekam, die Donnell sie nicht hören lassen wollte. Doch ihre plötzliche Freiheit wollte sie nach Kräften nutzen.
    Sie nickte nur und arbeitete weiter, während sie Big Marta eine Frage nach der anderen stellte. Manchmal ließ sie die Frau einfach reden, ohne sie zu unterbrechen. Sie machte sich Vorwürfe, dass sie in den drei Jahren, die sie nun auf Dunncraig lebte, nur wenige Worte mit dieser Frau gewechselt hatte, auch wenn es natürlich nicht ihre Schuld war. Nach so einem Gespräch hatte es sie eigentlich von Anfang an verlangt, und je mehr sie erfuhr, desto klarer wurde ihr, warum bisher dafür gesorgt worden war, dass sie möglichst wenig Kontakt zu den Frauen auf Dunncraig Keep hatte. Als Annoras Bewacher schließlich in die Küche stolperten, wäre ihr beinahe ein Fluch über die Lippen gekommen, doch nachdem sie mit dem Zerkleinern der Äpfel fertig war, hatte sie keinen offensichtlichen Grund, sich weiter in der Küche

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