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Der Wolf aus den Highlands

Der Wolf aus den Highlands

Titel: Der Wolf aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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aufzuhalten.
    Auf dem Weg in ihre Kemenate war ihr, als müsste sie platzen von all dem, was Big Marta ihr erzählt hatte. Nichts stimmte mit dem überein, was sie von Donnell über den früheren Laird gehört hatte. Wenn das, was Big Marta erzählt hatte, der Wahrheit entsprach, dann war Donnell noch weit schlimmer, als Annora vermutet hatte. Wenn man all dem Glauben schenken konnte, was die Köchin behauptet hatte, dann war Sir James Drummond ein grausames Unrecht widerfahren, und auch die Leute von Dunncraig litten darunter.
    All dies bestärkte Annoras eigene Zweifel, doch sie wusste, dass sie umsichtig sein musste. Sie wollte, dass dies die Wahrheit war, doch ihr war klar, dass dieser Wunsch sie blind gegenüber allem machen würde, was ihrer eigenen Meinung nicht entsprach. Eines indes wusste sie ganz genau: Sie musste weitergraben, um die ganze Wahrheit über den früheren Laird und Donnells Anspruch auf Dunncraig in Erfahrung zu bringen. Ihre Neugier trieb sie dazu, und die Menschen von Dunncraig verdienten es, von Donnell MacKays Schreckensherrschaft befreit zu werden.

4
    James schwitzte, und das ärgerte ihn, denn es war ein Zeichen der Angst, die ihn gepackt hatte. Am liebsten hätte er lauthals geflucht und wäre dann mit kühnen Schritten ins Arbeitszimmer gegangen, zu dem er nun heimlich schlich. Auf dem Weg zu einem Raum in seiner eigenen Burg Angst zu verspüren oder auch nur ein gewisses Unbehagen, stachelte die Wut an, die er nach Kräften zu unterdrücken suchte. Dass sich erst jetzt die Gelegenheit dazu ergeben hatte, obwohl er nun schon seit zwei Wochen auf Dunncraig weilte, verstärkte nur seinen Zorn.
    Bei der Tür angekommen, sah er sich noch einmal um, und als er niemanden bemerkte, schlüpfte er rasch hinein. Abgesehen von neuen Wandbehängen und einem dicken Teppich hatte der Raum sich kaum verändert, aber die Pracht dieser Wandbehänge war unübersehbar, und auch für den Teppich hatte MacKay bestimmt eine hohe Summe zahlen müssen. James schüttelte den Kopf ob dieser Beweise, dass MacKay viel zu viel Geld für Komfort ausgab.
    Alles deutete darauf hin, dass Donnell MacKay Dunncraig total ausnahm. James hatte das schon bemerkt, als er bei Edmund und Ida untergeschlüpft war, und auch Big Marta hatte sich darüber beklagt. Noch zögerte James, die Bücher zu überprüfen. Er befürchtete, dass MacKay nicht nur jede Münze aus Land und Leuten herausgepresst hatte, die er herauspressen konnte, sondern dass er Dunncraig auch noch hoch verschuldet hatte.
    Doch dann fasste er sich ein Herz – er musste die hässliche Wahrheit herausfinden. Er setzte sich an den Tisch und machte sich an die mühsame Arbeit, die Geschäftsbücher zu studieren. Beim Lesen horchte er, ob sich jemand dem Raum näherte. Bald stellte er fest, dass MacKay genau das getan hatte, was er befürchtet hatte. Und schlimmer noch – offenbar überfiel er auch regelmäßig die Nachbarn und nahm sich mit Gewalt, was Dunncraig mühelos abgeworfen hätte, wenn er sich um das Land gekümmert hätte, wie es ein Laird tun sollte. James war klar, dass es ihn einige Mühe kosten würde, die benachbarten Clans zu beschwichtigen, nachdem er Dunncraig wiedererlangt hatte.
    Dann stieß er auf ein kleines Geschäftsbuch, versteckt zwischen den großen mit den Bilanzen. Was James in dem kleinen Buch las, jagte ihm einen eiskalten Schauder über den Rücken. Edmund der Böttcher hatte nicht viel zu berichten gehabt über das Schicksal der Männer, die James die Treue gehalten hatten, aber er hatte befürchtet, dass nur wenige den Wechsel der Lairds überlebt hatten, und Edmund hatte mit seiner Befürchtung recht. In MacKays kritzeliger Handschrift war das Schicksal dieser Männer niedergelegt. Einige hatten es geschafft, aus Dunncraig zu fliehen. Der Rest war getötet worden. Die meisten von ihnen waren vor ihrer Ermordung von MacKay brutal gefoltert worden, weil er wissen wollte, wohin James geflohen war. Daneben war auch noch ganz genau aufgelistet, wer auf Dunncraig Keep, auf Dunncraigs Land und im Dorf lebte. Offenbar behielt MacKay jeden, ob Mann, Frau oder Kind, den er zu beherrschen trachtete, genau im Auge.
    Zorn und Trauer über den Verlust so vieler guter Männer machten James eine Weile blind gegenüber allem anderen. Erst ein Geräusch an der Tür holte ihn aus seiner düsteren Grübelei und machte ihm wieder deutlich, in welcher Gefahr er sich befand: Jemand machte sich leise an der Klinke zu schaffen.
    Rasch schloss er die

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