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Der Wolf aus den Highlands

Der Wolf aus den Highlands

Titel: Der Wolf aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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keine Mitgift, nicht einmal eine kleine Truhe mit Wäsche.«
    Donnell zuckte mit den Schultern. »Manche Männer lassen sich davon nicht abschrecken.«
    Manche Männer heißt wohl Egan, dachte sie. Ihr Magen zog sich zusammen, und sie vergaß das Buch in ihrer Tasche und die Gefahr, in der sie dadurch schwebte. Ihr ging auf, dass sie insgeheim in törichten Momenten, in denen sie die Augen vor der Wahrheit verschloss, gehofft hatte, Donnell würde ihr nicht befehlen, Egan zu heiraten.
    »Solche habe ich bisher noch nicht getroffen«, murmelte sie, auch wenn ihr klar war, dass Egan weder Landbesitz noch sonst eine Mitgift von ihr erwartete, sie jedoch auch nicht aus Liebe heiraten wollte. Er wollte sie heiraten, weil er sich dadurch einen Vorteil versprach; ihr war nur noch nicht klar, worin dieser Vorteil bestand.
    »Nun, ich habe einen getroffen, und ich denke, Ihr wisst das auch. Egan hat mich gefragt, ob er Euch zur Frau bekommt, und ich habe es ihm gestattet.«
    »Er hat mich nie gefragt, und ich hätte es ihm auch nicht gestattet, wenn er es getan hätte.« Obwohl sie sich die größte Mühe gab, ruhig und gelassen zu klingen, mussten ihre Worte ein wenig scharf geklungen haben, denn Donnells Miene verdüsterte sich.
    »Ihr werdet es ihm gestatten, Cousine.«
    »Warum? Warum muss ich diesen Mann heiraten?« Die zornige Röte, die Donnell ins Gesicht stieg, sagte Annora, dass er sie für unverschämt hielt; dennoch wollte sie zu gern wissen, warum er sie zu dieser Heirat zwingen wollte.
    »Vielleicht bin ich es einfach wie viele Eurer Verwandten leid, mich um Euch zu kümmern. Egan möchte mir diese Last abnehmen, und ich beabsichtige, es ihm zu gestatten. Glaubt Ihr allen Ernstes, Ihr fändet einen besseren Ehemann als meinen Ersten Mann? Habt Ihr etwa vergessen, wer Ihr seid? Ich erinnere Euch gerne noch einmal daran: Ihr seid nichts weiter als ein armer, besitzloser Bastard. Egan könnte zwar eine weitaus bessere Partie machen, aber er will Euch, und er wird Euch bekommen.«
    Annora war klar, dass Donnell absichtlich so grausam war, um ihren Widerstand mit groben Worten niederzuhalten, aber dieses Wissen linderte ihren Schmerz kaum. »Wie Ihr meint, Cousin«, sagte sie bedrückt, denn sie wusste, dass sie nichts mehr tun konnte, um ihn umzustimmen. »Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wollt? Ich muss noch einiges erledigen.« Ohne auf seine Erlaubnis zu warten, machte sie kehrt.
    »Wagt bloß nicht, ungehorsam zu sein, Annora! Glaubt mir, Ihr würdet es bitter bereuen. Und versucht, öfter zu den Mahlzeiten in die Große Halle zu kommen. Es wäre gut für die Leute auf Dunncraig, wenn sie Euch und Egan ein paarmal vor der Hochzeit zusammen sehen würden.«
    Sie nickte nur und eilte hinaus. Zweifellos sah das wie ein Rückzug aus, aber das war ihr egal. Sie war sich nicht sicher, ob Donnell ihr noch etwas Schlimmeres antun könnte, als ihr Egan zum Mann zu geben. Aber in der Großen Halle aufzutauchen und die Mahlzeiten mit ihrem zukünftigen Gemahl zu teilen, nur um Egan stolz zu machen – darauf würde Donnell lange warten müssen. Diese Folter zu vermeiden war es sogar wert, das Risiko von Prügel auf sich zu nehmen.
    Nachdem sie einer unverblümt neugierigen Big Marta den Umhang zurückgegeben und sich vergewissert hatte, dass Meggie froh und munter mit Annie in ihrem Kinderzimmer spielte, eilte Annora in ihre Schlafkammer. Sie musste sich noch umziehen, bevor sie James zeigen konnte, was sie gefunden hatte, eine Sache, auf die sie sich wahrhaftig nicht besonders freute. Sie wollte James nicht wehtun, doch genau das würde sie tun, wenn sie ihm das Tagebuch mit Marys giftigen kleinen Kommentaren über ihn gab, auch wenn es womöglich seine Freiheit bedeutete.
    Bevor sie ihr Schlafzimmer verließ, warf sie noch einen Blick auf die Truhe neben dem Bett, in der sie das erste Tagebuch versteckt hatte. Sie fragte sich, ob sie James nicht auch dieses Buch geben sollte. Es ihm vorzuenthalten, kam fast einer Lüge gleich, und das behagte ihr gar nicht. Doch dann schüttelte sie den Kopf und eilte hinaus. In dem zweiten Tagebuch fanden sich alle nötigen Beweise. Es zeigte ausführlich, dass Mary und Donnell jahrelang ein Liebespaar gewesen waren und geplant hatten, alle Welt glauben zu lassen, James habe seine Gemahlin umgebracht. Im Vergleich zum ersten Tagebuch hielten sich die Klagen, wie schwer es Mary gefallen war, James als ihren Gemahl zu ertragen, wie sehr sie sein Liebesspiel angewidert hatte und wie sehr

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