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Der Wolfsthron: Roman (German Edition)

Der Wolfsthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Wolfsthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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Fähigkeit war ein Merkmal des Grauwolf-Geschlechts, mit dem die Gabe der Prophezeiung verbunden war. Das ergab keinen Sinn.
    Vielleicht hat es wirklich etwas mit dem Heilungsprozess zu tun, dachte sie. Damit, dass sie sich miteinander verbunden hatten.
    Die Wölfe schlossen die Augen und legten die Ohren an. Sie reckten die Schnauzen gen Himmel und begannen zu heulen; ein trauriger Schrei, bei dem sich Raisas Nackenhaare aufstellten.
    »Oh!«, sagte sie und erschauerte.
    Nightwalker schoss hoch; er sah aus, als wäre er kurz davor, mit einem Satz zu ihr zu springen. »Was ist, Thorn Rose? Was hat er getan?«
    »Eure Hoheit, habt Ihr jemals bemerkt, wie schwer es ist, sich zu konzentrieren und etwas richtig zu machen, wenn Euch jemand die Ohren volljammert?«, fragte Han. »Was ich damit sagen will, ist: Wenn das hier schiefgeht, liegt es nicht an mir.«
    Trotz seines leichten, sarkastischen Tons glänzten Schweißperlen auf seiner Stirn und seiner Oberlippe, als kostete ihn seine Arbeit eine beachtliche Menge Energie. Oder als wäre er nervös, was das Ergebnis betraf.
    Die Wölfe beendeten ihr Klagelied. Hanalea wandte sich Raisa zu und neigte den Kopf. Das königliche Rudel verschmolz mit den Schatten und verschwand.
    Han zog seine Hand zurück und stand mit gesenktem Kopf da, während er kurz und flach atmete, als hätte er einen Wettlauf bestritten. Das Amulett des Einsamen Jägers tauchte sein Gesicht in Licht und Schatten. Schweiß tropfte herunter und fiel auf den Teppich.
    Raisa verschränkte die Arme. Noch immer verspürte sie überall am Körper ein Kribbeln, was jedoch die einzige nachhaltige Wirkung zu sein schien. »War es … hat es funktioniert?«, fragte sie.
    Han hob den Kopf und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. »Das werden wir sehen.«
    Raisa sah die Frage auf Nightwalkers Gesicht und beschloss, ihm zuvorzukommen, da ihre Chance auf eine Antwort definitiv größer war. »Was hast du getan?«
    »Ich habe eine Imagination erschaffen.«
    »Eine Imagination? Was ist das?«
    »Ein Zauber. Ein Bild, das wir benutzen, wenn wir auf dem Marianna-Gipfel sind. Etwas, das den Magierrat und die anderen Blaublütigen beeindrucken und verwirren wird. Etwas, das Euch zu einer schwierigen Zielscheibe machen wird.« Han warf Nightwalker einen Blick zu. »Erinnert Ihr Euch? Ich hatte erklärt, dass ich eine magische Ablenkung erschaffen würde«, sagte er, als müsste man mit Nightwalker in schlichten Worten sprechen.
    »Kann ich meinen Ring jetzt wieder anlegen?«, fragte Raisa und umschloss den Beutel mit ihren Fingern.
    Han runzelte die Stirn und biss sich auf die Unterlippe, dann schüttelte er den Kopf. »Lieber nicht. Ich glaube, wir müssen die magische Verbindung aufrechterhalten, bis alles vorbei ist.«
    Elena streckte ihren Kopf herein. »Seid ihr fertig? Wir müssen gehen, Enkelin.«
    Raisa würde inmitten der Gruppe von Demonai reiten, die ihre Großmutter zur Gedenkfeier begleiteten.
    Fire Dancer wartete bei den Ponys. Han zog ihn zur Seite, beugte sich zu ihm hin und murmelte ihm etwas ins Ohr. Dancer nickte und sah Raisa an.
    Nightwalker kam und legte Raisa den Schattenumhang der Demonai über, der ihre helle Trauerkleidung verbarg. Als er ihn an ihrem Hals befestigte, ließ er seine Hände ein bisschen länger auf ihren Schultern ruhen.
    Die Gedenkfeier für die Königin war für den späten Nachmittag angesetzt worden. Sie würden einen Großteil des Tages unterwegs sein; sie planten, sich im Gebirge zu halten und von Marisa Pines aus das Vale zu umrunden, um die Drynne westlich von Fellsmarch zu überqueren und sich dann von Nordwesten her dem Marianna-Gipfel zu nähern.
    Elena und Willo ritten neben Raisa, die anderen Demonai-Krieger vor und hinter ihnen. Han und Dancer ritten nebeneinander; sie hatten ihre Hände an den Amuletten, um sie für die Aufgabe, die vor ihnen lag, aufzuladen. Raisa fragte sich, wie viel von Han’s Magie durch die »Imagination« verbraucht worden war. Sie konnte nur hoffen, dass es das wert sein würde.
    Wann immer Raisa die beiden Magier ansah, steckten sie die Köpfe zusammen und sprachen leise miteinander, während sie dahinritten. Dancer hatte zusätzlich zur Bettrolle zwei große Doppelpacktaschen auf seinem Pferd befestigt.
    Es versprach ein kalter, klarer Tag in den Bergen zu werden; etwas weiter unten, wo die Gedenkfeier abgehalten wurde, konnte es sich vielleicht etwas mehr erwärmen. Im Osten, wo die Sonne sich über die Spirits erhob

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