Der Wolfsthron: Roman (German Edition)
herumgeistern? Oder dass der Rat der Adeligen sich in der Krone trifft?« Er lachte. »Die Ragger und Southies stellen für dich keine Gefahr dar, es sei denn, du läufst da mit einer fetten Börse herum. Es sind die Blaublütigen, vor denen du dich in Acht nehmen musst. Wie ich gehört habe, können das ganz schöne Lügner und Betrüger sein.« Er sah sie geradewegs an, und seine blauen Augen waren so hart und strahlend wie Saphire.
Raisa empfand seinen Blick wie einen körperlichen Schlag, aber sie zwang sich, ihm nicht auszuweichen. »Han. Es tut mir leid, dass ich dich angelogen habe«, sagte sie und legte ihm eine Hand auf den Arm. »Wenn ich noch einmal in der Situation wäre, würde ich …«
»Aber das wird nicht der Fall sein, Hoheit, oder?«, fragte er.
»Nein«, sagte Raisa, »aber …«
»Wie auch immer, mach dir keine Sorgen um Ragmarket«, sagte Han, trat einen Schritt zurück und entzog sich ihrer Berührung. »Es ist das Schulterklopfen in den Hinterzimmern des Schlosses, das dich beschäftigen sollte.« Er schien fest entschlossen zu sein, einen Bogen um die unerledigte Sache zwischen ihnen zu machen.
»Das weiß ich«, erwiderte Raisa und gab auf. »Abgesehen davon habe ich vor, heute Nacht als zukünftige Königin nach Fellsmarch zurückzukehren.«
Han warf einen Blick über die Schulter, wo die Demonai sich mit den Pferden beschäftigten. »Da werden die da aber nicht glücklich drüber sein«, stellte er fest. »Ganz besonders Nightwalker nicht. Unten in der Stadt kann er dich nicht kontrollieren.«
»Er kontrolliert mich auch jetzt nicht«, fauchte Raisa.
»Er will dich heiraten«, sagte Han und starrte zum Vale hinunter. »Nur, dass du es weißt.«
Raisa widerstand dem Impuls, sich umzudrehen und Nightwalker anzusehen. »Wie kommst du darauf?«
»Es ist nicht sehr schwer, ihn zu deuten.« Er reckte das Kinn, und das schräg einfallende Licht betonte seine leicht rötlichen Bartstoppeln.
Raisa zwang ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch. »Nun, wenn er mich heiraten will, wird er sich hinten anstellen müssen«, sagte sie. »Ich bin es leid, nur ein Mittel zum Zweck zu sein.«
Han drehte sich wieder zu ihr um. Ein verwirrter Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Ein Mittel zum Zweck? Wie meinst du das?«
»Alle wollen nur den verfluchten Thron heiraten. Wenn ich in Ragmarket wohnen würde, wäre niemand an mir interessiert. Ich glaube, ich bleibe lieber unverheiratet.«
»Aber du musst heiraten, oder? Damit die friedliche Nachfolge gewährleistet ist.« Er zeigte jetzt wieder seine vorsichtige, ausdruckslose Miene, aber sie bemerkte, dass seine Hände zu Fäusten geballt waren.
»Wie die, die wir jetzt haben?« Sie wartete, und als er nichts sagte, sprach sie weiter. »Ich weiß, dass du mir zustimmst. Ich muss sofort zum Schloss zurückkehren, wenn ich nicht riskieren will, den Thron zu verlieren.«
»Und du sagst mir das, weil …?«
»Weil ich deine Hilfe brauche. Um nach Fellsmarch zurückzukehren, meine ich. Ich brauche Schutz.«
Han zuckte mit den Schultern. »War das nicht der Handel? Dass ich den Magierrat bekämpfe, um den Clans und dem wahren Königinnen-Geschlecht zu helfen?« Sein unbeteiligter, spöttischer Tonfall wurde allmählich vertrauter – und ärgerlicher.
Ich habe ihn verletzt, dachte Raisa. Ich habe ihn entsetzlich verletzt und sein Vertrauen missbraucht. Ich muss irgendeinen Weg finden, es zurückzugewinnen. Ihn zurückzugewinnen. Ich muss mich ihm beweisen.
»Ich war nicht dabei, als diese Vereinbarung getroffen wurde«, sagte Raisa und sah ihm in die Augen. »Das ist etwas, das zwischen dir und den Clans gilt. Ich weiß, dass du immer noch Vorbehalte gegenüber der Vereinbarung hast, verständlicherweise. Ich brauche keine widerwilligen, halbherzigen und im Einklang mit dem Gesetz stehenden Bemühungen. Diese Art von Unterstützung würde mir den Tod bringen.«
»Das wäre eine Schande«, murmelte Han. Er zog die hellen Brauen zusammen und dachte nach. »Ist das nicht Korporal Byrnes Aufgabe?«, sagte er dann. »Dich zu beschützen, meine ich? Hast du nicht vor, ihn zum Hauptmann der Wache der Königin zu machen?«
Raisa nickte. »Das ist er in gewisser Weise bereits. Ich werde es bei der Krönung bekanntgeben. Aber ich brauche euch beide«, sagte sie. »Auch wenn möglicherweise nicht einmal das genügen wird.«
»Und was springt dabei für mich raus?«, fragte Han und blinzelte in die Ferne. »Ich bin immerhin ein Söldner. Was bietest
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