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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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Bewegung seines Kinns wies Han Nightwalker auf seinen Platz. »Ihr. Setzt Euch in die Ecke und bleibt mir aus dem Weg, wenn Ihr nicht in die Fänge der Magie geraten wollt.«
    Nightwalker zog ein vor Misstrauen finsteres Gesicht, aber er fügte sich.
    Han ging um Raisa herum und begutachtete sie. »Bleibt stehen«, warnte er sie. »Ich werde Euch berühren müssen.«
    Es klang, als hätte er sich damit erst mühsam abfinden müssen.
    Han fuhr mit einer Hand unter sein Hemd, und Raisa wuste, dass er das Schlangenstabamulett umfasste. Vielleicht war das der Grund, warum er nicht wollte, dass Nightwalker dabei war. Er schien es stets zu vermeiden, dass irgendjemand sonst in den Camps das Amulett sah.
    Raisa stand angespannt da; ihre Haut kribbelte in Erwartung seiner Berührung. Seine Finger zischten, als sie leicht über ihren Kopf, ihre Schultern, ihren Nacken und ihre Taille strichen. Es erinnerte Raisa an den Künstler, der das Porträt für die Münze gefertigt und zuvor den Ton betastet hatte, ehe er ihn formte.
    Han machte einen Schritt zurück und rieb sich stirnrunzelnd das Kinn. Dann klärte sich seine Miene etwas, als er auf ihre Hand blickte. »Oh«, sagte er. »Ihr müsst den Talismanring abnehmen, sonst wird es nicht funktionieren.«
    Raisa sah auf den Wolfsring an ihrer Hand hinunter.
    »Eure Hoheit, Elena Demonai hat Euch den Ring gegeben, um Euch vor den Zaubern der Fluchbringer zu beschützen«, mahnte Nightwalker. »Jetzt wäre kein guter Zeitpunkt, um ihn abzunehmen. Nicht, wenn Ihr es mit den mächtigsten Fluchbringern des ganzen Vales zu tun bekommt.«
    »Jetzt wäre sogar ein sehr guter Zeitpunkt, um ihn abzunehmen«, widersprach Han. »Sofern Ihr wollt, dass dieser Plan funktioniert.«
    »Wenn wir mal Alister und das, was er vorhat, außen vor lassen, beschützt dieser Ring Euch für den Fall, dass einer der Magier bei der Gedenkfeier auf die Idee kommen sollte, Euch in Flammen zu setzen«, führte Nightwalker an. »Ohne den Ring seid Ihr verletzbar.« Er machte eine Pause und murmelte dann leise, allerdings nicht nur zu sich selbst: »Es sei denn, darum geht es.«
    »Wenn Ihr den Mund haltet und mich meine Arbeit tun lasst, wird sie nicht verletzbar sein«, entgegnete Han. Er hatte die Hand immer noch unter seinem Hemd und reckte das Kinn angriffslustig vor.
    »Hört auf«, sagte Raisa. Sie nahm den Ring vom Finger und steckte ihn in einen Beutel an ihrem Gürtel. »So. Ich habe ihn gleich hier, falls ich ihn brauche. Und jetzt sollten wir uns besser beeilen. Es muss fast Zeit sein, um aufzubrechen.«
    Als Han sich ihr jetzt erneut widmete, fühlte es sich ganz anders an als vorher. Während er um sie herumging, murmelte er magische Formeln. Sein Gesicht war angespannt vor Anstrengung, sein Blick nach innen gerichtet. Seine Finger entfachten kleine Feuer, wo immer er sie berührte. Raisa schnappte nach Luft, als die Magie unter ihre Haut kroch und ihr Blut in Wallung brachte. Sie hatte das Gefühl zu glühen, und ihr Kopf war benommen, als hätte sie gerade ein Bad in einer heißen Quelle genommen.
    Oder als hätte sie gerade jemanden sehr, sehr lange geküsst.
    Nightwalker sah von seiner Ecke aus zu; er war so gespannt wie eine Bogensehne.
    Und dann kamen die Wölfe. Einzeln und paarweise glitten sie unter den trennenden Vorhängen und durch die Wände hindurch, mit leuchtenden Augen und heraushängenden Zungen, bis ein Dutzend von ihnen im Kreis um sie herum saßen.
    Raisa fühlte sich an den Traum erinnert, den sie gehabt hatte, nachdem Byrne im Marisa-Pines-Pass getötet worden war – an den Besuch der Wolfsköniginnen an jenem Abend, als ihre Mutter gestorben war. Sie sah die grauäugige Hanalea und die grünäugige Althea. Manchmal, für den Bruchteil eines Herzschlags, glaubte sie, sogar die Königinnen selbst sehen zu können.
    Han warf einen Blick auf die Wölfe und dann wieder zu Raisa zurück. »Freunde von Euch?«
    Raisa blinzelte ihn an. »Du kannst sie sehen?«
    »Hin und wieder, seit wir – seit ich Euch geheilt habe«, sagte Han. »Ich hatte gehofft, dass sie heute kommen würden. Ich weiß nicht, ob das hier funktionieren wird, aber …« Er streckte eine Hand in Richtung der Wolfsköniginnen aus. Auf seinen Fingerspitzen tanzten Flammen. Das Licht wanderte in einem Bogen von seinen Händen zu den Wölfen und wieder zurück.
    Hanalea neigte den Kopf und starrte Han mit einem wölfischen Lächeln an.
    Wieso sollte Han Alister Wölfe sehen können?, fragte Raisa sich. Diese

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