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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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wissen, warum du es nicht gesagt hast.«
    »Ich wusste es selbst erst ab dem Moment, als sich die Gabe zu manifestieren begann«, erklärte Dancer. »Danach hätte ich es dir fast erzählt, mehrmals sogar. Aber dann haben die Bayars deine Familie getötet, und ich wusste, wie du ihnen gegenüber empfindest. Ich war mir nicht sicher, wie du reagieren würdest. Und jetzt ist da auch noch Cat. Sie hasst die Bayars – sie haben schließlich alle ihre Freunde umgebracht. Und meine Mutter – sie hat mich schwören lassen, dass ich es niemals erzählen würde.« Dancer sprach vollkommen sachlich und sah Han offen in die Augen. »Lange Zeit wollte ich selbst nicht, dass irgendjemand davon erfährt. Aber jetzt – ich bin froh, dass du es weißt. Ich bin es leid so zu tun, als wäre es unser Fehler. Als müsste ich mich dafür schämen, wer ich bin. Ich kann nicht kontrollieren, was andere Leute tun. Aber ich kann kontrollieren, wie ich damit umgehe.«
    Wut flammte in Han auf. Wieso mussten Dancer und Willo eine solche Bürde tragen – die Bürde dieses Geheimnisses, immer in der Sorge, dass es herauskommen könnte, und voller Angst vor der Reaktion der Bayars, wenn sie Bescheid wüssten.
    »Hat Willo einen Beweis?«, fragte Han. »Dass es Bayar war, meine ich.«
    »Sie hat immer noch seinen Ring«, sagte Dancer. »Als sie bemerkt hat, dass sie schwanger ist, hat sie ihn versteckt und behauptet, sie wüsste nicht, wer der Vater ist.«
    Als Han den Mund öffnete, um etwas zu sagen, hielt Dancer eine Hand hoch, um ihn davon abzuhalten. »Sie hat versucht, mich zu beschützen – vor den Bayars und den Demonai. Aber als klar wurde, dass ich die Gabe besitze, konnte sie es nicht mehr geheim halten. Ich wusste, dass es früher oder später rauskommen würde.«
    »Sie hätte seinen Namen nennen sollen«, sagte Han verärgert. »Sie hätte ihn vor Gericht bringen sollen.«
    »Aus unserer Sicht vielleicht«, nickte Dancer. »Aber Willo hatte große Angst vor Bayar, und sie wird diese Angst bis heute nicht los. Ihr Vertrauen ist dadurch zerstört worden, dass sie so nah an zu Hause überfallen wurde. Sie hat sich seither nie wieder richtig beschützt gefühlt.« Er machte eine Pause. »Dafür wird Bayar bezahlen.«
    Han legte Dancer eine Hand auf den Arm und drückte ihn. »Du bist mein bester Freund«, sagte er. »Es kümmert mich nicht, wer dein Vater ist.«
    Dancer zuckte mit den Schultern. »Ich hoffe, dass Cat genauso denkt. Ich werde es ihr sagen. Ich will auch vor ihr keine Geheimnisse haben. Nicht mehr.« Er tastete an seinem Amulett herum. »Aber wir sollten Willo nichts davon erzählen – zumindest nicht vor der Beerdigung der Königin. Sie macht sich so schon genug Sorgen, weil ich hingehe. Sie will nicht, dass ich irgendwo bin, wo ich Bayar begegnen könnte.«
    »Ganz wie du möchtest«, sagte Han. Er war immer noch damit beschäftigt, all das zu verarbeiten, was er eben gehört hatte. »Es ist dein Geheimnis. Aber ich glaube, du solltest wirklich bald mit Cat sprechen.«

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
    Klare Ziele
    D u musst Han Alister vertrauen, redete sich Raisa immer und immer wieder ein. Auch dann, wenn er dich hasst. Du hast keine andere Wahl.
    Nun, in Wirklichkeit hatte sie eine andere Wahl. Es standen sogar mehrere Möglichkeiten zur Auswahl: Sie konnte dem Plan ihres Vaters folgen und sich gut abgeschirmt zur Zeremonie begeben und danach sofort wieder verschwinden. Oder sie konnte der Entführung zustimmen, die Reid Nightwalker so stark befürwortete.
    Aber sie wollte Han ihre Wertschätzung spüren lassen, indem sie ihm vertraute – im Gegensatz zu früher. Sie hoffte nur, dass er tatsächlich die richtige Entscheidung traf.
    Dabei war es nicht gerade hilfreich, dass Nightwalker nur allzu deutlich machte, wie sehr er Han Alister oder seinem Plan misstraute. Han hatte ihr sein Vorhaben bei einem kurzen, geschäftsmäßigen Treffen vorgestellt. Sie waren zu dritt gewesen, genau so, wie er es gewollt hatte. Und Raisa hatte den Plan befürwortet.
    Danach hatten sie ihn den anderen mitgeteilt. Und die hatten ihn nicht befürwortet.
    Nightwalker konnte unermüdlich sein. Und überzeugend. Die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen, und er redete schon seit einer Stunde auf sie ein, während sie sich eigentlich auf die Reise zur Gedenkfeier vorbereiten wollte.
    Es ging natürlich um Han Alister und seinen Plan.
    »Er ist ein Fluchbringer«, sagte Nightwalker. »Wie kannst du darauf vertrauen, dass er dir gegen den

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