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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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zwischen ihnen nicht ganz so groß wie der zwischen ihren Eltern. Er war geschmeidig und anmutig und sah gut aus. Und wenn es auch unwahrscheinlich war, dass er ihr treu bleiben würde, würde dies immerhin nicht das Geschlecht beeinflussen.
    Die Sache mit Micah Bayar war eine ganz andere. Nach Raisas Rückkehr hatte er seine Aufmerksamkeit völlig von Mellony abgewandt. Mit dem Effekt, dass Mellony jetzt Trübsal blies, die meiste Zeit weinerlich und mürrisch war und Raisas Nerven strapazierte.
    Du bist erst dreizehn, dachte Raisa. Und eine Prinzessin. Gewöhn dich dran.
    Ich jedenfalls habe erstmal die Nase voll von irgendwelchen romantischen Verwicklungen. Mit wem ich mich auch einlasse, er ist entweder verboten oder unerreichbar oder wütend auf mich.
    Zum Beispiel Han Alister. Mal war er barsch und sachlich, mal kalt und unnahbar, mal leicht spöttisch. Geschickt wehrte er Raisas Versuche, ihre Freundschaft zu erneuern, ab oder ging einfach nicht darauf ein.
    Ihre erste gemeinsame Unterrichtsstunde war eine Katastrophe gewesen. Sie waren allein in ihrem Kabinettszimmer gewesen, und sie hatte drauflosgeplappert wie ein durchgegangenes Pferd, hatte sich der Politik am Hof so ausführlich und bis in alle Details gewidmet, dass es sie selbst gelangweilt hatte.
    Han hatte auf dem Stuhl gesessen und die Armlehnen mit beiden Händen fest umklammert. Sein Gesicht so steinern, seine Augen so glasig, als hätte er nur die Hälfte von dem gehört, was sie gesagt hatte. Raisa war sich seiner Nähe nur zu bewusst gewesen und konnte zugleich fühlen, wie groß der körperliche und emotionale Abstand zwischen ihnen war.
    Ihre nächsten beiden Stunden waren abgesagt und verschoben worden – einmal von ihm, aus einem Grund, den er nicht genannt hatte, einmal von ihr, weil zur gleichen Zeit eine Besprechung stattgefunden hatte.
    Wieso will er das Ganze überhaupt?, überlegte sie. Ich bin völlig unfähig, ihm irgendetwas Nützliches und Hilfreiches beizubringen. Und ich weiß nicht, wie ich das Vertrauen zwischen uns wiederherstellen soll – oder ob das überhaupt möglich ist.
    Aber eine Sache gibt es, die ich tun kann, dachte Raisa. Wenn ich Han Alister auch keine Ahnentafel verschaffen kann, dann doch wenigstens einen Titel. Und ein Zuhause, als Ersatz für das, das auf Mariannas Befehl hin abgebrannt worden ist. Vielleicht fühlt er sich ja dann sicherer – und entspannter am Hof.
    Sie schob den nagenden Gedanken beiseite, dass weder ihr Vater noch die Bayars darüber glücklich sein würden.
    Ich bin nicht hier, um sie glücklich zu machen, sagte sie zu sich selbst.
    Während ihr die Regierungsgeschäfte harte Arbeit abverlangten, schritten die Pläne für die Krönung voran. Einladungen zum Krönungsball wurden verschickt, und von überall aus den Sieben Reichen trafen Zusagen ein. Einige der Eingeladenen waren vermutlich einfach nur neugierig darauf, was diese starrsinnige Erbprinzessin jetzt wohl tun würde, so ganz allein und ohne mütterliche Aufsicht.
    Wer um sie warb und auf eine Heirat mit ihr hoffte, kam schon allein aus Angst; schließlich war es ja möglich, dass sie in aller Eile anderweitig verheiratet werden würde und einem eine gute Partie durch die Lappen ging.
    Und dann gab es noch diejenigen, die sich einfach nur darauf freuten, auf fremde Kosten eine Woche der Gastfreundschaft genießen zu können. Oder vielleicht wollten sie auch mit eigenen Augen sehen, wie eine echte Hexe aussah.
    Die meisten Lehnsleute aus Arden schickten eine Absage, die mit dem weiterhin andauernden Krieg begründet wurde. Dagegen kam zu Raisas großer Überraschung von König Geoff Montaigne von Arden die Nachricht, dass er zusammen mit seiner Königin und zwei Kindern erscheinen würde.
    Er muss sich aber sehr sicher auf seinem Thron fühlen, dachte Raisa, wenn er Arden in diesen Zeiten verlässt. Nach Informationen der Spione des Königinnenreichs besaß Geoff die einstimmige Unterstützung der kriegsmüden Lehnsherren im Süden.
    Raisa hoffte, dass er nicht wie Gerard war. Immerhin war dieser Montaigne bereits verheiratet.
    Aus Tamron erhielt sie gar keine Antwort, weder von den Tomlins noch von Gerard Montaigne. Sie vermutete, dass das ein gutes Zeichen war – die Vorstellung, beide Könige von Arden hierzuhaben, behagte ihr gar nicht. In der Zwischenzeit widmete sich Lord Hakkam den Verhandlungen mit Gerards Repräsentanten.
    Raisa schickte sich in etliche Kleideranproben, die von Magret durchgeführt wurden. Sie

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