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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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sorgfältig überprüft hatte, dass wirklich niemand mehr da war, der ihr etwas tun konnte.
    Mick Bricker kam aus Raisas Schlafzimmer. Ein erstaunter Ausdruck lag auf seinem Gesicht. »Da drin liegen zwei, genau wie Rebec- wie Ihre Hoheit gesagt hat. Beide sind tot.«
    Amon legte den Kopf leicht schräg und sah Raisa an. »Hast du alle drei Attentäter selbst getötet?«
    Raisa zuckte mit den Schultern und überging die Frage. »Erkennst du sie?«
    Mick schüttelte den Kopf. »Ich hab sie noch nie gesehen, aber ich kenne nicht jeden in der Wache. Es sind zu viele Neue da.«
    Raisa ließ sich schlagartig auf einen Stuhl fallen. Jetzt konnte sie gar nicht mehr aufhören zu zittern, und Amon zog seine Jacke aus und legte sie ihr um die Schultern. Sie roch nach ihm, was irgendwie beruhigend war.
    »Was ist mit Talia und Trey passiert?«, fragte sie. »Die beiden waren draußen, als ich hergekommen bin.«
    »Eben waren sie nicht mehr da«, sagte Amon. »Ich wollte dich gerade fragen, ob du weißt, was sie …« Seine Augen weiteten sich, und er wirbelte herum und bellte Befehle, schickte Mick los, nach den zwei vermissten Wachen zu suchen, und zwei andere zum Wachhaus, um Verstärkung zu holen.
    Dann ließ er sich gegenüber von Raisa ebenfalls auf einem Stuhl nieder. Er beugte sich nach vorn und fing sanft, aber beharrlich an, sie zu befragen.
    »Wie sind sie reingekommen?«, fragte er. »Erzähl mir alles ganz genau.«
    »Ich hatte veranlasst, dass man mir mein Abendessen bringt. Dann hat eine Frau an die Tür geklopft und gesagt, dass es da wäre und sie es mir reinbringen wollte. Als ich die Tür öffnete, sind die drei Leute reingekommen.«
    »Mit wem hast du über das Abendessen gesprochen? Wer wusste sonst noch, dass du es erwartet hast?«
    »Ich habe es Trey gesagt«, erzählte Raisa. »Ich weiß nicht, wem er es noch gesagt haben könnte. Offensichtlich wissen es die Leute in der Küche. Ich vermute, dass er oder Talia nach unten gegangen ist und zugesehen hat, wie Barkleigh die Sachen zusammengestellt hat. Vielleicht haben sie ihm oder ihr auf dem Rückweg aufgelauert. Es war kein Geheimnis, wer hier Dienst tat. Und es war sicher auch nicht schwer herauszufinden, für wen das Tablett gedacht war.«
    Amon starrte auf das Tablett auf dem Tisch.
    »Es war kein Essen drauf«, sagte Raisa. »Nur Messer.«
    Mick platzte zur Tür herein und sah sich sofort einer Wand von Klingen gegenüber. Als die Grauwölfe erkannten, um wen es sich handelte, ließen sie die Schwerter wieder sinken.
    Mick hob beide Hände, um sie wegzuwinken. Sein Gesicht war hager und grimmig. »Wir haben sie in einem Wandschrank ein Stück weiter in einem der Seitenkorridore gefunden. Trey ist tot, und Talia ist … schwer verletzt«, sagte er. »Sie haben ihnen die Kehlen durchgeschnitten. Jaran holt gerade die Heiler, und Magret – Maid Gray – kümmert sich um Talia.«
    Raisa kämpfte sich benommen vor Angst auf die Beine. »Wo ist Talia?«, wollte sie wissen und machte einen Schritt auf die Tür zu. »Ich will sie sehen.«
    »Hoheit, solange die Heiler sich um sie kümmern, werdet Ihr nicht viel helfen können, sondern eher hinderlich sein«, sagte Amon, der sie jetzt wieder ganz formell ansprach. »Und ich kann Euch nirgendwo hingehen lassen, solange wir nicht ganz genau wissen, dass der Korridor sicher ist.« Er drückte sie sanft auf den Stuhl zurück.
    Tränen brannten in Raisas Augen. Trey Archer war noch nicht lange bei den Grauwölfen und hatte eine fünfköpfige Familie, die er ernähren musste. Und Talia … war es wirklich erst vorhin gewesen, dass sie bei ihr im Korridor gestanden und mit ihr gescherzt hatte?
    »Jemand muss Pearlie holen«, sagte Raisa hölzern.
    »Ist bereits geschehen«, sagte Mick.
    Raisa beugte sich nach vorn und packte die Armlehnen ihres Stuhles, als eine Woge aus Trauer und schwelender Wut in ihr aufwallte.
    »Ich werde herausfinden, wer dafür verantwortlich ist«, schwor sie. »Jemand wird dafür bezahlen. Das hier wird nicht ungerächt bleiben. Die Leute sollen erfahren, dass ein Angriff auf meine Wache auch ein Angriff auf mich ist.«
    Als sie wieder aufblickte, sah sie, dass sämtliche Blaujacken in einem Kreis um sie herum knieten. Einigen liefen Tränen über die Wangen.
    »Heute und für alle Zeiten, Hoheit«, sagte Mick feierlich. »Ich glaube, ich spreche für alle hier, wenn ich sage, dass es uns eine Ehre ist, Seite an Seite mit unserer Kriegerkönigin zu kämpfen.«

KAPITEL

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