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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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können, sofern er sich sofort an die Arbeit machte. Außerdem kannte er einen Silberschmied bei den Demonai, der ihm dabei helfen würde.
    Han, Amon, Cat und Dancer nahmen an sämtlichen Partys und Tanzveranstaltungen teil, die Raisa besuchte; sie erarbeiteten einen Plan, demzufolge die zukünftige Königin stets unter der Beobachtung von mindestens zwei von ihnen stand.
    Unglücklicherweise bedeutete dies auch, dass Han viel Zeit damit verbrachte, Raisa mit Reid Nightwalker oder Micah Bayar über die Tanzfläche schweben zu sehen oder zuzuschauen, wie sie sich in den Salons amüsierte. Zu Han’s Bestürzung sah es ganz danach aus, als hätte Nightwalker sich fest in der Stadt niedergelassen. Sollten die Demonai nicht oben in den Bergen nach Fluchbringern Ausschau halten?
    Und Bayar – Han vermutete, dass Tänze mit ihm vom Protokoll vorgeschrieben waren. Und dennoch. Wie konnte sie es überhaupt ertragen, von ihm berührt zu werden?
    Es gab natürlich noch viele andere Bewerber – aus der Gegend ebenso wie Fremde –, bei denen es sich hauptsächlich um Blaublütige geringeren Standes handelte, die auf eine Vermählung mit einer Königin hofften. Han prägte sich ihre Gesichter ein, fand ihre Namen heraus und ordnete ihnen aus der Flut der Geschenke dasjenige zu, das von ihnen stammte. Cat beauftragte die Mitglieder ihrer Gang, Raisas Verehrer zu beschatten, wenn sie in der Stadt waren, um herauszufinden, wohin sie gingen und mit wem sie sich trafen.
    Die Klemath-Brüder waren so eifrig und beharrlich wie zwei übergroße Welpen, aber um sie machte Han sich keine allzu großen Sorgen. Raisa schien sich zwar damit abgefunden zu haben, dass sie zum Wohle des Reiches heiraten musste, aber selbst die Pflicht hatte ihre Grenzen.
    Bei all seinen Aufgaben blieb ihm kaum Zeit, selbst zu tanzen. Was ihn nicht weiter störte. Der einzige Mensch, mit dem Han wirklich gern getanzt hätte, war die Frau, an der er kein Interesse zeigen durfte – weder öffentlich noch privat. In einem Schloss mit tausend Ohren wurde das Private nur zu leicht zu etwas Öffentlichem.
    Dennoch bekam er unverhofft etwas Praxis im Tanzen. Han hatte zwar keine Tanzkarte – eine seltsame Angewohnheit der Blaublütigen, ihre Tanzpartner hintereinander aufzulisten –, aber wenn er eine gehabt hätte, wäre darauf für jeden Tanz eine Partnerin vermerkt gewesen – sofern er gewollt hätte. Es mangelte nicht gerade an hochgeborenen Frauen, die ihn näher kennenlernen wollten.
    Eine der besonders Hartnäckigen war Melissa Hakkam, Raisas Kusine und Tochter des Vorsitzenden des Königinnenrates. Han konnte kaum glauben, dass sie und Raisa verwandt waren. Melissa kicherte ständig, als wäre sie betrunken, und klammerte sich wie eine dornige Rebe an Han – und natürlich war er derjenige, der dafür verantwortlich gemacht wurde. Ihr Vater, Lord Hakkam, starrte ihn finster an, wann immer sie ihre Arme um Han’s Hals legte.
    Dabei hatte er sie nicht gerade dazu ermutigt.
    Die meisten seiner Kameraden von Mystwerk House waren über den Sommer zurückgekehrt, und die Mädchen, die mit ihm zusammen Unterricht gehabt hatten, schienen vergessen zu haben, dass er der Ausgestoßene gewesen war. Wobei einige von ihnen vermutlich auf Seiten der Bayars standen und versuchten, ihn in einen Hinterhalt zu locken, um ihm in den Rücken zu fallen.
    Eines Nachts, als er seine Leibwächteraufgabe gerade an Cat abgegeben hatte und dabei war, sich von irgendeinem starken Blaublütigenpunsch zu bedienen, krallten sich ebenso starke Blaublütigenfinger um seinen Oberarm.
    Er wirbelte herum und hätte Fiona Bayar beinahe den Punsch ins Gesicht geschüttet. Ihre hellen, glitzernden Haare fielen offen über ihre Schultern; sie trug ein schwarzes Kleid, dessen Stoff sich größtenteils unterhalb der Gürtellinie befand. Etliche kostbare Ketten bedeckten ihren tiefen Ausschnitt.
    »Tanzt mit mir, Alister«, zischte sie. »Ich will mit Euch reden.«
    Es war das erste Mal seit Odenford, dass sie mit ihm sprach. Das erste Mal seit der Beerdigung der letzten Königin, dass er sie wiedersah. Das erste Mal, seit er an ihrer Stelle in den Magierrat geschickt worden war.
    Han nahm einen Schluck Punsch und wischte sich absichtlich mit dem Ärmel über den Mund. Der Punsch flackerte angenehm in seinem Bauch. »Seid Ihr ganz sicher, dass Ihr mit mir gesehen werden wollt?«, fragte er und sah sich demonstrativ um.
    Lord und Lady Bayar saßen an einem großen Tisch zusammen mit anderen

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