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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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bedeuten.«
    »Nun.« Raisa wedelte wieder mit der Hand wie ein gefangener Vogel. »Natürlich. Ich meine, ich habe nicht viel Zeit mit ihr verbracht, aber nach dem, was ich gesehen habe, denke ich …«
    »Ich würde mich freuen, wenn ihr euch besser kennenlernen könntet«, unterbrach Amon sie, was sonst gar nicht seine Art war. »Ich glaube, du wirst sie mögen, wenn du sie erst näher kennenlernst.«
    Wie hatte Amon nur den Eindruck gewinnen können, dass Raisa Annamaya nicht mochte?
    Ich muss ein besserer Mensch werden, nahm Raisa sich vor. Ich werde ein besserer Mensch werden, wenn der Schöpfer es will. Ein selbstloser Mensch. Ich weiß nur noch nicht, ob ich das schon in diesem Moment kann, bei all dem, was sonst noch los ist.
    »Ich bin sicher, dass wir großartige Freunde werden«, plapperte sie drauflos und fühlte sich dabei selbst idiotisch. »Zumal sie hier am Hof sein wird und … hier in den Fells. Dauerhaft, wie es scheint.«
    Amon nahm Raisas Hände, was sie vollkommen überraschte. »Rai, Annamaya und ich möchten heute Abend beim Empfang unsere Verlobung bekanntgeben.«
    »V-Verlobung?«, stotterte Raisa. »Heu … heute abend?«
    Einmal begonnen sprach Amon rasch weiter. »Erinnerst du dich, wie ich dir in Odenford erzählt habe, dass wir unsere Verlobung im Sommer bekanntgeben wollen, sobald ich wieder zu Hause wäre?«
    »Aber so bald? Ich meine, du hast gesagt, dass du erst heiraten wolltest, wenn du mit der Akademie fertig wärst, und …«
    »Das stimmt. Aber da das jetzt nicht mehr ansteht, gibt es keinen Grund zu warten.« Amons Griff um ihre Handgelenke wurde fester und schnürte ihr fast das Blut ab.
    Sie hätte sagen sollen: Oh, das sind ja fantastische Neuigkeiten! Ihr werdet das perfekte Paar sein. Aber irgendwie verließ sie ihre Fähigkeit zu heucheln, wenn sie mit Amon zusammen war.
    Stattdessen brachte sie stammelnd zustande: »Nun, was für eine … schöne … und überraschende … Überraschung! Danke, dass du mich schon vorher eingeweiht hast.«
    Amon musterte ihr Gesicht. »Nun, es war kein Geheimnis. Und ich – als Hauptmann der Wache der Königin wird es von mir erwartet, dass ich die Königin über meine Heiratspläne informiere.«
    »Wirklich?«, fragte Raisa. »Ist dann auch meine Zustimmung nötig?« Sie versuchte, leichthin zu klingen, aber das Zittern in ihrer Stimme verriet sie.
    Sie hatte Han verloren, und sie hatte Amon verloren, Micah war eine Schlange, und Nightwalker war ermüdend. Sie fühlte sich wie die Ballkönigin, die mit einer leeren Tanzkarte abseits stand.
    Amon biss sich auf die Lippe; sein Gesicht war eine Maske, die sein eigenes Elend verriet. »Ich muss heiraten, Rai«, flüsterte er und sah auf ihrer beiden Hände hinunter. »Und ich bin jetzt achtzehn. Ich denke, es könnte … leichter sein … wenn ich verheiratet bin.« Er sah sie hoffnungsvoll an. »Glaubst du nicht?«
    Raisa schüttelte den Kopf. »Nichts wird das hier leicht machen«, sagte sie. »Eine Heirat wirkt so schrecklich, fürchterlich endgültig. Selbst wenn ich weiß, dass wir nicht zusammen sein können, ist es schwer, dich für immer aufzugeben.«
    »Du gibst mich nicht auf«, erwiderte Amon. »Ich werde immer hier sein – das weißt du.«
    Sie nickte und riss sich zusammen. Sie brachte ein schiefes Lächeln zustande. »Das weiß ich. Ich bin unvernünftig. Aber natürlich weißt du besser als alle anderen, dass ich kein vernünftiger Mensch bin. Und weil du mein Freund bist, erzähle ich dir völlig selbstbezogen, wie ich mich fühle.«
    Raisa beugte sich vor und sah ihm in seine grauen Augen. »Aber in einem kannst du dir sicher sein, Amon Byrne. Ich wünsche dir alles erdenkliche Glück bei deiner Heirat. Niemand verdient mehr Glück als du – und das meine ich ernst.«
    Sie löste ihre Hände von seinen, stand auf und ergriff stattdessen den Stoff ihres Rockes. »Danke, dass du mich gewarnt hast. Das wird es mir heute Abend etwas leichter machen.«
    Amon erhob sich ebenfalls. »Auf Wiedersehen, Hoheit«, sagte er mit erstickter Stimme. »Danke für dieses Treffen. Wir sehen uns dann später.« Er salutierte, die Faust über dem Herzen, zog sich rückwärts zurück und verschwand.
    An diesem Abend gab Raisa ana ’Marianna einigen Offizieren der Armee und der Wache einen Empfang. Sie trug ein knitterfreies Kleid aus grünem Samt, das gut zu ihren Augen passte. Sie tanzte mit sämtlichen Offizieren und ermutigte Prinzessin Mellony und ihre Hofdamen, es ihr

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