Der Wolfsthron: Roman
gleichzutun.
Mitten am Abend bat der Hauptmann der Wache, Amon Byrne, sie um den Segen für seine Hochzeit mit Annamaya Dubai, einer Schülerin der Tempelschule von Odenford und Tochter eines Offiziers in der Armee der Fells.
Das Paar kniete vor Raisa nieder, und sie hob ihr Glas, um einen Trinkspruch auf ihre Heirat und ihr zukünftiges Glück auszusprechen, und wies darauf hin, wie außerordentlich gut sie zusammenpassten. Sie nahm Annamayas Hände in ihre, zog sie auf die Beine und stellte sich dann auf die Zehenspitzen, um Hauptmann Byrnes groß gewachsener Herzensdame einen Kuss auf die Wange zu drücken.
»Danke, dass Ihr Hauptmann Byrne mit mir teilt«, sagte sie lächelnd. »Ich weiß, dass wir großartige Freunde werden.«
Es folgte eine Reihe von Trinksprüchen, nachdem Raisa den ihren mit dem Versprechen beendet hatte, bei der für den Herbst geplanten Hochzeit zu tanzen.
Alle Anwesenden stimmten darin überein, dass es sich bei den frisch Verlobten um ein charmantes Paar handelte, und gratulierten Raisa zu einer erfolgreichen Party.
In dieser Nacht lag Raisa noch lange wach, starrte zu der hohen Decke hinauf und stellte sich vor, dass sie Han Alister im Raum nebenan atmen hören konnte.
KAPITEL DREIUNDDREISSIG
Noch mehr seltsame Genossen
S eit Cat als Kammerzofe nebenan bei Raisa war, verfügte Han über mehr Bewegungsfreiheit – und zugleich über weniger. Einerseits hatte er nicht mehr das Gefühl, als müsste er sich die ganze Zeit in seinem Zimmer aufhalten und an der Tür horchen, ob gerade wieder jemand den Versuch unternahm, die zukünftige Königin zum Schweigen zu bringen. Und wenn Raisa ihr Zimmer verließ und entweder im Schloss oder außerhalb unterwegs war, lastete die Verantwortung für ihre Sicherheit nicht mehr allein auf ihm, sondern er konnte sie auf zwei verteilen – genau genommen auf drei, wenn man Hauptmann Byrne mitzählte.
Andererseits jedoch hatte er jetzt nicht mehr die Möglichkeit, einfach so in Raisas Gemächer zu spazieren, wenn ihm der Sinn danach stand – was wiederum gut war, wenn er ihrer Versuchung auf Dauer widerstehen wollte.
Die Erbprinzessin war ohnehin nicht oft da. Je näher der Tag der Krönung rückte, desto endloser wurde der Strudel von Partys und Empfängen, in den Raisa eintauchte. Amon, Han, Cat und Dancer machten es sich zur Gewohnheit, sich jeden Morgen zu treffen, um Fragen der Sicherheit und Strategien zu ihrem Schutz während der turbulenten Festlichkeiten zu besprechen oder auch über das ständige Kommen und Gehen von Fremden im Schloss zu beratschlagen. Die Grauwölfe schoben sieben Tage in der Woche zwölfstündige Wachschichten vor ihrer Tür, ohne sich jemals zu beklagen. Sie hatten ein persönliches Interesse daran, ihre Freundin zu beschützen.
Offiziell war Magret Gray mit der Aufgabe betraut, die eintreffenden Geschenke zu ordnen, zu verzeichnen und aufzubewahren. Han jedoch überprüfte jedes einzelne auf verborgene Gefahren wie magische Fallen, Zauberei, Gift oder Ähnliches. Auf diese Weise bekam er auch einen Überblick darüber, wer der Königin den Hof machte. Viele Geschenke waren aus den Flatlands, darunter auch eine grelle Tiara von Gerard Montaigne. Han fragte sich unwillkürlich, wem in Tamron jetzt wohl der Kopfschmuck fehlte. Aber vielleicht war der früheren Besitzerin auch der Kopf abgeschlagen worden, sodass sie gar keine Tiara mehr benötigte.
Die Bayars schickten verschwenderisch kostbare Geschenke wie Schmuck und silberne Kerzenhalter. Han musterte diese ganz besonders eingehend und holte sich dazu auch Dancers fachmännisches Urteil ein. Jedoch schien keiner der Gegenstände mit Magie versehen worden zu sein. Es hätte allerdings auch keine große Rolle gespielt, da Magret Gray sie ohnehin wegschloss, ohne sie der zukünftigen Königin auch nur zu zeigen. Bei Geschenken von Magiern wollte sie kein Risiko eingehen.
Die Maid hatte für Han nach wie vor nur böse Blicke übrig und weigerte sich, direkt mit ihm zu sprechen, auch wenn er sich große Mühe gab, besonders höflich zu ihr zu sein.
Han kam der Gedanke, dass er Raisa ebenfalls etwas zur Krönung schenken sollte. Etwas Einzigartiges und Bedeutungsvolles. Aber er musste es sich natürlich auch leisten können. Immerhin war er gerade erst Eigentümer in Ragmarket geworden.
Schließlich kam ihm eine Idee. Als er mit Dancer darüber sprach, zeigte dieser sich zuversichtlich, den gewünschten Gegenstand rechtzeitig bis zur Krönungsfeier anfertigen zu
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