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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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nicht erinnern, so jemanden gesehen zu haben«, sagte er.
    Han starrte auf den breiten Rücken des Jungen; seine Reaktion machte ihn für einen Moment sprachlos. »Aha … Bist du dir sicher? Sie könnte mit zwei Amulettschwingern hier gewesen sein, beide eher groß, ein Mädchen und ein Junge, etwa in unserem Alter.«
    »Nein.« Der Junge warf den Lappen beiseite und ging zum Kamin, packte einen eisernen Schürhaken und stocherte damit in den Flammen herum. »Wenn Ihr hier nichts essen oder trinken wollt, solltet Ihr am besten sehen, dass Ihr weiterzieht.«
    Han schlängelte sich zwischen den Tischen hindurch und näherte sich dem Jungen. »Könnte ein paar Wochen her sein«, blieb er beharrlich. »Bist du dir sicher, dass du sie nicht …«
    Mit lautem Gebrüll wirbelte der Junge herum und griff Han mit dem heißen Schürhaken in der Hand an.
    Han machte einen Satz zur Seite und verhakte seinen Fuß mit dem Bein des Jungen, sodass dieser vornüber auf den Steinboden krachte. Der Schürhaken wirbelte quer durch den Schankraum durch die Luft und knallte dann geräuschvoll gegen die Wand.
    Han schätzte, dass der Schankjunge nicht gerade an vielen Straßenkämpfen beteiligt gewesen war.
    Einen Herzschlag später drückte Han dem Jungen sein Knie aufs Steißbein und verdrehte ihm so den Arm hinter dem Rücken, dass er vor Schmerz aufschrie.
    »Noch eine Bewegung, und ich brech dir den Arm«, zischte Han mit zusammengebissenen Zähnen.
    Der Junge antwortete nicht, aber er rührte sich auch nicht mehr.
    »Also schön«, sagte Han etwas weicher. »Kommen wir zur Wahrheit. Fangen wir mit deinem Namen an.«
    Der Schankjunge drehte den Kopf herum, und Han konnte eins seiner runden Augen sehen. »S-Simon«, stotterte er. »Ich bin Simon.«
    »Schön, Simon«, sagte Han. »Verschwende nicht meine Zeit. Was weißt du? Wann war sie hier, und mit wem?«
    Simon schüttelte vorsichtig den Kopf. »Ihr könnt tun, was Ihr wollt, aber ich erzähle Euch gar nichts«, murmelte er. »Ich rede nicht mit irgend so ’nem Halsabschneider und Wegelagerer.«
    Han holte tief Luft; sein Puls ging jetzt schneller. Er behielt den Druck auf den Arm bei und legte seine freie Hand auf Simons Schulter, während er seine Magie in den Schankjungen strömen ließ.
    Simon zuckte zusammen. »He! Was macht Ihr da?«
    »Simon«, sagte Han und versuchte, seine Worte überzeugend klingen zu lassen. »Ich will ihr nichts tun. Ich will sie nur finden und in Sicherheit bringen.«
    »Ihr seid – Ihr seid – Ihr seid …« Und dann schien er vergessen zu haben, was er sagen wollte. Das für Han sichtbare Augenlid senkte sich langsam. »Ich weiß nichts von irgendeinem Mädchen. Ich traue Euch nicht.«
    »Wir haben nicht viel Zeit«, sagte Han. »Sie ist in Gefahr. Du musst mir helfen.«
    Tränen sammelten sich in Simons Auge und liefen die Wange hinunter. »Es ist sowieso schon zu spät. Sie ist tot.« Er schniefte hörbar. »Eure Schuld.«
    »Was meinst du damit – sie ist tot?«, fragte Han lauter, als er beabsichtigt hatte.
    »Au!«, rief Simon und zappelte unter Han’s Gewicht. »Ihr verbrennt mich!«
    Han ließ Simons Schulter los und griff nach seinem Amulett, um die Macht hineinzuleiten, die durch ihn hindurchströmte. Er senkte die Stimme, trotzdem klang sie jetzt sogar noch tödlicher als vorher. »Ich werde jetzt zulassen, dass du dich hinsetzt«, sagte er. »Und dann erzählst du mir, was passiert ist. Sofort.«
    Han hockte sich auf die Fersen, wobei er eine Hand auf dem Amulett ruhen ließ. Simon setzte sich auf; er sah Han mit einer mürrischen und argwöhnischen Miene an, die deutlich seine Angst verriet. Han streckte die Hand aus und packte das Handgelenk des Jungen, während er den Strom der Macht erneut öffnete.
    Simons Augen hefteten sich auf Han’s Gesicht, als wäre er verhext, dann begann er stockend zu sprechen. »Sie war vielleicht drei oder vier Wochen hier. Ich hab ihr angesehen, dass sie vor jemandem weggelaufen ist, aber es hat auch so ausgesehen, als würde sie auf jemanden warten – auf jemanden, der ihr helfen würde. Sie wollte immer wissen, wer sonst noch im Schankraum war. Jetzt weiß ich es. Sie ist vor Euch weggelaufen.« Letzteres kam ihm völlig unverblümt über die Lippen. Die Überzeugungsmagie schien seine Zunge zu lösen.
    Han erwiderte nichts darauf, und Simon sprach weiter. »Vor zwei Tagen sind hier einige Typen durchgekommen. Sie haben ziemlich runtergekommen ausgesehen, und einer von ihnen hat sie belästigt

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