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Der Wüstendoktor

Der Wüstendoktor

Titel: Der Wüstendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unterdrücken zu können.«
    »Ich verspreche Ihnen, das zu ändern.« Vandura wartete ab, bis die Atmung Nolets freier wurde. Vom Gepäckraum kam die erste Stewardeß zurück, in ihren Augen lag Schrecken und Angst.
    »Wo bleiben Sie, Doktor?« rief sie. »Frau Perlucci kann es vor Schmerzen nicht mehr aushalten …«
    Vandura nahm seine Tasche und ging dem Mädchen nach. Sie kamen durch eine Art Schleuse, in der zwei WCs und ein kleiner Stauraum lagen, und waren dann im Gepäckteil der Boeing. Er war klein, schmal und niedrig, nicht mehr als eine Ausnutzung des Schwanzteiles der Maschine.
    Auf einem improvisierten Tisch aus drei Kisten und zwei Brettern lag Laura Perlucci. Sie war völlig nackt, ihr hoher Leib wölbte sich wie eine rosa Kugel ins Licht der beiden Deckenlampen. Krämpfe durchschüttelten ihn, mit den Fersen hieb sie auf die Bretter, krallte die Finger um das Holz und stöhnte laut. Schreien konnte sie nicht mehr, dazu war sie schon zu schwach. Laila hatte bereits die Schnittfläche mit Jod eingerieben und den Unterbauch rasiert. Auf einem Gaskocher stand ein Kupferkessel mit brodelndem Wasser. Der mitgekommene Soldat packte gerade die Verbände, Mulltücher und Tupferbehälter aus. In zwei Plastikeimern schwappte die Desinfektionslösung. Es stank nach Lysoform. Laila sah kurz auf, als Vandura eintrat, und beschäftigte sich weiter mit ihrem ›Narkosegerät‹ – einer primitiven Maske und der Ätherflasche.
    »Wir müssen sie irgendwie anschnallen«, sagte sie. »Sabah Murad holt ein paar Ledergürtel.«
    »Wer ist Sabah Murad?« Vandura packte seine Instrumente aus und warf sie in das sprudelnd kochende Wasser. Die Luft in dem engen Raum war erdrückend. Er riß sich die Dschellaba vom Leib und das Unterhemd hinterher. Nur in einer knappen Dreieckshose begann er Laura Perluccis hohen Leib abzutasten. Dann holte er einen langen Gummihandschuh aus einem Sterilkasten und untersuchte vaginal. Der Kopf des Kindes war deutlich tastbar, die Fruchtblase längst geplatzt und das Fruchtwasser abgegangen. Festgeklemmt saß der kleine Schädel im Becken, das sich nicht mehr weitete.
    »Herztöne?«, fragte Vandura.
    Laila nickte. Das Stethoskop baumelte aus der Tasche ihres weißen Kittels. Tatsächlich, sie tragt über der Uniform ihren OP-Mantel, dachte Vandura. Und kein Schweißtropfen auf der Stirn: Sie bewegt sich in diesem Brutofen wie in einem Salon – elegant, sicher, schnell überlegen, mit einem unwahrscheinlichen Charme. Sie injiziert die erste Spritze mit lehrbuchmäßiger Genauigkeit, leitet die Narkose ein, streichelt sogar der schwangeren Frau beruhigend über das Gesicht und die prallen Brüste.
    Vandura tauchte die Hände in die Sterillösungen. Es brannte wie Feuer auf der Haut, aber es nahm auch alle Bazillen weg. An der Tür klopfte es. »Raus!« brüllte Vandura.
    »Die Riemen.« Die Stewardeß hielt sie zitternd hoch. Laila nahm sie, tauchte sie kurz in das kochende Wasser, schüttelte sie aus und begann, Laura Perlucci Hände und Füße an den Kisten festzubinden.
    »Sie können helfen, wenn Sie sich stark dazu fühlen«, sagte Vandura zu der an der Tür stehenden Stewardeß. »Wie heißen Sie?«
    »Joan Watson.«
    »Also los, Joan. Sie brauchen nur zu tun, was ich Ihnen sage. Das da sind sterile Tücher, dort liegen Mullkompressen und Tupfer, zwei Eimer brauche ich auch noch, und Wasser, viel Wasser …«
    »Wir haben kein Wasser«, sagte Joan leise.
    »Sabah besorgt es –«, rief Laila dazwischen.
    »Ein Teufelskerlchen, dieser Sabah!« Vandura schüttelte die nassen Hände aus. »So voller Humanität! Meine Frage von vorhin – wer ist der Knabe? Ihr Liebhaber, Laila?«
    Der Blick ihrer schwarzen Augen war fast tödlich. »Der neue Kommandant dieses Flugzeuges!« schrie sie.
    »Ei ei. Der Herr Kommandant.« Vandura winkte. Seine Sicherheit, sein Ton wirkten auf Laila so provokatorisch, daß sie zu beben begann. Ich könnte das Skalpell nehmen und ihn aufschlitzen, dachte sie, randvoll mit Wut. Diesen herrlichen männlichen Leib!
    Sie betrachtete Vanduras nackten, nur durch das weiße Dreieck unterbrochenen Körper und spürte eine merkwürdige, süße Schwere in ihren Gliedern. Dann lief es wie ein elektrischer Strom durch sie bis in die Fingerspitzen und die Zehen.
    »Voran mit der Narkose«, sagte Vandura. Laura Perlucci war festgeschnallt, Joan Watson stand neben den Instrumenten und Verbänden. Der Soldat hockte in der Ecke, stumm, mit verschlossenem Gesicht, wie

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