Der Wuestenplanet - Paul Atreides
machte Irulan sich klar, dass es niemals dazu kommen würde. Muad'dib hatte viel zu gut verstanden, was es mit den Bene Gesserit auf sich hatte.
Zweifellos würden sie ihr zuflüstern und sie in ihrer verschlüsselten Fingersprache zu umgarnen versuchen, damit sie sich an einer ihrer Intrigen beteiligte. Obwohl Irulan von den Bene Gesserit aufgezogen und ausgebildet worden war, hatte sie erkannt, dass die Schwesternschaft trotz ihres jahrtausendelangen Studiums der menschlichen Natur einfach nicht begreifen konnte, wer Muad'dib war und wozu er imstande war. Es war nicht ihre Aufgabe, sie zu belehren.
Vielleicht würde sie den Schwestern ein Exemplar ihres ersten Bands von Das Leben des Muad'dib geben ...
Sie trug ein förmliches Kleid und ging in ihrem Privatbereich in der Zitadelle ihren üblichen Pflichten nach, indem sie einen weißen Pavillon begutachtete, der soeben im riesigen Konservatorium aufgestellt wurde, inmitten eines Irrgartens von Hecken und Fußwegen. Es war ein perfekter Ort zum Schreiben und Nachdenken. Sonnenlicht fiel schräg durch die Plazpaneele hoch über ihr, und sie sah das Glitzern eines der allgegenwärtigen Überwachungsgeräte, das hoch oben in den Ästen eines Baums hing.
Auf Pauls Verlangen hin hatte Korba bereits jede einzelne Seite ihres gegenwärtigen Entwurfs gelesen und mehrere Beschwerden und Einwände vorgebracht, aber im Prinzip hatte er nichts gefunden, das zu besonderer Empörung Anlass gab. Das hatte sie auch nicht erwartet. Irulan war viel zu gut darin, den Subtext unter zahlreichen Schichten zu verbergen. Insgesamt schien Korba sogar sehr zufrieden mit dem Buch zu sein und wartete ungeduldig darauf, dass der nächste Band erschien.
Ein Handwerker legte letzte Hand an das kleine Gartenhäuschen, indem er noch einige schmückende Zierleisten anbrachte, die sie ausgesucht hatte. In jüngeren Jahren, schon als kleines Mädchen, hatte sie auf Kaitain einen Privatbereich gehabt, der diesem hier ähnelte. Auf dieser fremden Welt, wo die Menschen sich vor den Elementen abschotten mussten, hoffte sie, wieder eine Verbindung zu weniger sorgenvollen Zeiten herstellen zu können.
Der Handwerker war schon recht alt. Tiefe Falten durchzogen sein Gesicht, sein Haar war schneeweiß und seine Brauen hingen ihm in die Augen. Sein Einteiler war abgetragen und ausgefranst, aber vergleichsweise sauber. Er beendete seine Arbeit und begann damit, seine Werkzeuge einzusortieren, wobei er genauestens darauf achtete, jedes Stück an seinen Platz zu tun. Dann richtete er sich auf, schaute sie fragend an und schien auf Anerkennung zu warten.
»Ich habe nie bessere Handarbeit gesehen. Muad'dib wird sehr zufrieden sein.« Sie zweifelte daran, dass Paul diesen Bereich des Gebäudes jemals zur Kenntnis nehmen würde. Es war ihr überlassen, wie sie ihren Garten gestalten wollte. Das gab ihr immerhin ein winziges bisschen Kontrolle. Ein leises, ehrerbietiges Lächeln trat auf das Gesicht des Mannes, als er sich verbeugte und dann ging.
Sie wartete. Es würde nicht mehr lange dauern.
Hinter der mittleren Hecke hörte Irulan das Rascheln von Gewändern, als ihre unangekündigten Besucherinnen sich einen Weg durch das Spirallabyrinth suchten. Es war ihnen also gelungen, an den Wachen vorbeizukommen, obgleich der Irrgarten selbst ihre Annäherung verlangsamte. Irulan wandte sich den drei eintreffenden Ehrwürdigen Müttern zu, und sie konnte sehen, dass die Bene Gesserit sich bemühten, nicht nervös zu wirken. »Nanu, Schwestern! Ich habe nicht mit Ihnen gerechnet.«
»Und wir haben nicht damit gerechnet, einen derartigen Spießrutenlauf hinter uns bringen zu müssen, um eine Audienz bei einer der unsrigen zu erhalten«, sagte die mittlere Frau mit ovalem Gesicht, die wie Anfang zwanzig aussah.
Irulan wusste, wer diese Frau war: die Ehrwürdige Mutter Genino. Bei ihren jüngeren Begleiterinnen handelte es sich um Naliki und Osted. Alle drei sahen zu jung aus, um sich der Agonie unterzogen zu haben, aber sie waren bereits erfolgreich und mächtig und durften sich zu den ausgewählten persönlichen Beraterinnen der Mutter Oberin zählen.
Irulan zeigte keinerlei Anteilnahme. »Ich bin die Ehefrau des Imperators Muad'dib. Sicherheitsvorkehrungen sind unvermeidlich, wie Sie sehr wohl wissen. Wenn Sie mich über Ihr Kommen informiert hätten, wäre ich in der Lage gewesen, Ihren Weg hierher reibungsloser zu gestalten.«
»Wir wollten ... diskret sein«, sagte Naliki. Sie war eine grobknochige Frau,
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