Der Wuestenplanet - Paul Atreides
übers glattrasierte Kinn und schaute ungelenk über den Tisch. »Ihr Korba hat es.«
Korba, der nicht mit dieser Ankündigung gerechnet hatte, wirkte überrumpelt. Als Paul zu ihm blickte, klatschte der Fedaykin in die Hände und gab einer der Wachen mit leiser Stimme Befehle, worauf der Mann aus dem Saal eilte.
Alia beugte sich zu Marie hinüber. »Was ist es? Was haben sie mitgebracht?«
Das Mädchen warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. »Etwas Interessantes.«
Schließlich eilten zwei Männer mit einem eingewickelten Paket herbei.
»Ich hoffe, Sie haben gut darauf aufgepasst«, sagte Lady Margot.
Korba wirkte beleidigt. »Man hat es meiner Obhut anvertraut.« Er legte den Gegenstand vor Paul auf den Tisch und schlug schwarze Stoffbahnen zurück, um ein Messer mit juwelenbesetztem Griff zu enthüllen. Die Klinge schien Licht auszustrahlen.
Paul runzelte die Stirn. »Sie haben mir einen Dolch mitgebracht? Was für eine Art von Botschaft soll das sein?«
»Es ist eine historisch bedeutsame Waffe, Herr. Sie erinnern sich vielleicht, dass dies die Klinge ist, die Imperator Shaddam trug, die er Ihrem Vater Herzog Leto nach seinem erfolgreichen Verwirkungsverfahren überreichte und die Leto ihm schließlich zurückgab.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Es ist auch das Messer, das Feyd-Rautha von Shaddam erhielt, als er sich mit Ihnen duellierte.«
Paul musterte den Dolch skeptisch. »Gibt es eine tiefere Botschaft, die ich aus diesem Geschenk herauslesen soll?«
Auch Fenrings Stirn legte sich in Falten. »Ihnen ist durchaus bewusst, dass es gewisse, ähem, Reibereien in meinem Verhältnis zu Shaddam gibt. In einem Versuch, mich wieder auf seine Seite zu ziehen, hat er mir diese Klinge als Geschenk geschickt, in der Hoffnung, ich würde als sein Verbündeter nach Salusa Secundus zurückkehren.«
»Und stattdessen geben Sie sie mir?«
Graf Fenring lächelte. »Dies ist meine Antwort an seine gestürzte Majestät, Shaddam Corrino IV.«
Paul reichte Chani die Waffe. Sie musterte sie und legte sie dann zwischen sich und Paul auf den Tisch.
Marie zappelte auf ihrem Stuhl herum, und Lady Margot bedachte sie mit einem strengen Blick. Alia suchte nach einem versteckten Kode in der Geste, doch es schien sich um nicht mehr als die Zurechtweisung einer unduldsamen Mutter zu handeln.
Der erste Gang wurde aufgetragen, begleitet von einem ungewöhnlichen, herzhaften Duft. »Hmmm, das riecht wunderbar.« Fenring spießte einen Fleischwürfel auf. »Was ist das?«
»Gegrillte Grubenschlange in pikanter Soße«, antwortete Chani und überließ es dem Grafen, subtile Bedeutungen in ihre Worte hineinzuinterpretieren.
Jeder der Gäste hatte einen großen Kelch Wasser, das mit Cidrit-Rindenstücken gewürzt war. Zu den importierten Oliven gab es gehackten Blattsalat und Portygul-Eckchen in Rosenwasser. Alia wusste, dass den Fenrings klar war, mit welcher Freigiebigkeit Paul Flüssigkeit auftragen ließ, obwohl Margot kaum einen Schluck von ihrem Wasser nahm.
»Als das Haus Atreides Arrakis übernahm«, sinnierte Paul, »gab mein Vater ein Bankett, um sich den bedeutenden Persönlichkeiten der Stadt vorzustellen und – da bin ich mir sicher – um potenzielle Feinde aufzuspüren.« Er warf einen Blick auf das edelsteinbesetzte Messer neben seinem Teller. »Sind Sie mein Feind, Graf Fenring?«
»Das glaube ich nicht, Herr.«
»Sie sind sich darüber im Klaren, dass ich über den Wahrheitssinn verfüge?«
»Ich bin mir, ähem, darüber im Klaren, wann ich die Wahrheit gesagt habe und wann nicht.«
»Vielleicht verbergen Sie gerade jetzt die Wahrheit?«
Fenring antwortete nicht, und Paul sah ihn misstrauisch an. Er spürte etwas, doch was?
Alia aß weiter, beobachtete dabei jedoch die Reaktionen der Personen am Tisch. Aus irgendeinem Grund kicherte Marie.
Als Hauptgericht hatten die Köche gerösteten Butterfisch gewählt, eins von Pauls caladanischen Leibgerichten. Gurney Halleck hatte kürzlich eine Ladung dieses delikat schmeckenden Fischs nach Arrakis geschickt, der nun im traditionellen Bauernstil serviert wurde. Mit ihren kleinen, geschickten Fingern zog Marie Schuppen und Haut ab und legte das blasse Fleisch und das Rückgrat des Fischs frei, als sei sie eine versierte Pathologin.
Fenring hielt eine der gekrümmten, scharfen Rippengräten des Butterfischs in die Höhe. »Man könnte leicht an einem Fischknochen ersticken. Ich hoffe, ich muss das nicht als Drohung verstehen. Niemand außer Shaddam hätte mir
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