Der Wuestenplanet - Paul Atreides
wunderbare Stadt geplündert war, entsandte er Diplomatengruppen, die den geplanten Empfang so schnell wie möglich vorbereiten sollten. Das verwüstete Versammlungshaus des Landsraads wurde aufgeräumt, und man hängte die Flaggen aller Adelsfamilien wieder auf, die ihr Kommen zugesagt hatten.
Paul wählte die eingeladenen Vertreter mit großer Sorgfalt aus. Herzog Leto war recht beliebt bei den bedeutenden Familien gewesen, so beliebt, dass er unabsichtlich Shaddams Eifersucht erregt hatte – und dieser Groll hatte letztlich zu der politischen Intrige gegen den Herzog und seiner Ermordung auf Arrakis geführt. Aber selbst alle Freunde seines Vaters wären nicht genug. Obendrein benötigte er die Herrscher vieler kleiner Planeten, die Shaddam IV. nur wenig Sympathie entgegengebracht hatten – und davon gab es jede Menge. Sobald die Gästeliste zusammengestellt war, buchten seine Untergebenen Passagen bei der Gilde, damit die eingeladenen Repräsentanten des Landsraads nach Kaitain gelangten. Muad'dib hatte zu diesem Anlass persönlich für ihre Sicherheit garantiert und ihnen zusätzliche Anreize angeboten.
Während Paul auf die Ankunft der Delegierten wartete, durchkämmten Fedaykin-Wachen die ehemalige Hauptstadt des Imperiums. Sie machten alle »verdächtigen« Personen ausfindig und sperrten sie ein, um die Sicherheit des Imperators zu gewährleisten. Paul gewann den unangenehmen Eindruck, dass seine Leute nun auf Methoden zurückgriffen, die denen der Harkonnens bedenklich ähnlich waren, aber gleichzeitig war ihm bewusst, wie groß die Gefahr war, die durch Assassinen und Verschwörer drohte. Zum Wohl des Ganzen musste er einige Exzesse durchgehen lassen, obwohl er bezweifelte, dass sich die Familien der Unschuldigen, die dem Eifer der Fremen zum Opfer fielen, von dieser Erklärung trösten ließen ...
Am Tag der ersten offiziellen Landraadsversammlung unter seiner neuen Herrschaft trat Paul auf das Sprecherpodium in der Mitte des Saals und ließ den Blick über die besorgten und erzürnten Gesichter der versammelten Adligen schweifen. Atreides-Flaggen in leuchtenden Farben hingen links und rechts neben ihm. Statt des Destillanzugs mit dem Fremen-Umhang hatte er zu diesem Anlass die alte Uniform des Hauses Atreides in Schwarz angelegt, die von einem auffälligen roten Falken auf der rechten Brust geziert wurde. Sein Haar war geschnitten, sein Körper gewaschen und gepflegt, so dass er nun wieder wie der stolze und würdevolle Sohn eines noblen Herzogs aussah.
Doch er konnte weder das Blau seiner Augen noch die dunkle Bräune seiner Haut vertuschen, ebenso wenig wie die Falten, die der wehende Staub in seine Züge gegraben hatte, und die Schlankheit seines Körpers, der sich an die Wasserknappheit angepasst hatte.
Über sechzig Häuser hatten ihre Vertreter geschickt, und er erkannte mehrere vertraute Gesichter in der Menge. Er bemerkte den alten einarmigen Erzherzog Armand Ecaz, der keinen legitimen Erben hatte und dessen Grundbesitz hauptsächlich von seinem Schwertmeister verwaltet wurde. Auch ein führender Verwalter der Technokraten von Ix war anwesend – jedoch nicht der Sohn des Hauses Vernius, was Paul in Anbetracht der Vergangenheit dieser Familie nicht überraschte. Darüber hinaus erkannte er O'Garee von Hagal, Sor von IV Anbus, Thorvald von Ipyr, Kalar von Ilthamont, Olin von Risp VII und etliche andere.
Obwohl seine loyalen Fremen-Wachen im Versammlungssaal präsent waren, trat Paul den Mitgliedern des Landsraads allein gegenüber. Beim Sprechen hob er die Stimme und setzte bestimmte Abstufungen im Tonfall ein, deren Macht er nicht nur von seiner Mutter gelernt hatte, sondern auch bei der Führung von Kriegern der Fremen und Soldaten der Atreides. In dieser Hinsicht schuldete er Gurney Halleck, Duncan Idaho, Thufir Hawat und vor allem seinem Vater ewigen Dank. Paul musste diesen Leuten ins Gedächtnis rufen, dass er Herzog Letos Sohn war.
»Der Padischah-Imperator wurde besiegt«, sagte er und machte eine kurze Pause, damit seine Zuhörer überlegen konnten, was er wohl als Nächstes sagen würde. »Er wurde besiegt von seiner eigenen Arroganz, vom übersteigerten Selbstvertrauen seiner Sardaukar und vom Spinnennetz der politischen Machenschaften, in die er sich genauso verstrickt hatte, wie er das Haus Atreides darin verstricken wollte.« Eine weitere Pause, während er auf den Gesichtern der Versammelten nach Anzeichen von Gefühlsaufwallungen, von Zorn Ausschau hielt. Auch das sah er,
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