Der Wuestenplanet - Paul Atreides
gemeinsam spazieren gegangen und haben miteinander geredet. Wir haben uns sogar einmal geküsst.« Ihr Lächeln verblasste. »Dann hat mein Vater ihn versetzt, und ich habe einen Tag damit verbracht, mir Vorträge über meine Verantwortung für das Haus Ecaz anzuhören. Der Tod meiner Schwester und meines Onkels haben ihn hart werden lassen. Ich wurde zur Hoffnung und Zukunft unserer Familie. Mir war es nicht gestattet, mich zu verlieben oder mein Leben selbst zu planen.«
Sie blickte auf, und Jessica fand, dass diese junge Frau ausgesprochen unschuldig wirkte, obwohl ihre Worte klug und kenntnisreich waren. »Was meinst du, woran liegt es wohl, dass wir Töchter von edler Geburt uns keine eigenen männlichen Konkubinen nehmen können? Wenn wir gezwungen sind, aus politischen Gründen zu heiraten, warum können wir dann nicht noch jemand anderen wählen, den wir lieben, wie Herzog Leto dich gewählt hat?«
Jessica suchte nach verschiedenen möglichen Antworten auf diese Frage. »Hat Herzog Leto dir gesagt, dass er mich liebt?«
Ilesa gab einen geringschätzigen Laut von sich. »Das sieht jeder Narr.«
Jessica blinzelte. Vielleicht bin ich nicht Narr genug.
»Herzog Leto heiratet mich aus politischen Notwendigkeiten. Mit diesem Bündnis bekommt er, was er will, und er hat nach wie vor dich. Das weiß ich, und ich akzeptiere es, aber was ist mit mir? Was ist mit meinem Vaerod?«
Sehr lange hatte Jessica nur darüber nachgedacht, warum Leto sich für dieses Bündnis entschieden hatte. Sein stürmischer Vater war felsenfest vom politischen Charakter der Ehe überzeugt gewesen, und Lady Helena Atreides hatte ihr Los ebenfalls hingenommen, wenn auch mit großer Verbitterung.
Mit echtem Mitgefühl sagte Jessica: »Einer der ersten Grundsätze, die man uns an der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX beigebracht hat, lautet: Das Universum ist nicht fair. Fast täglich sehe ich Beweise dafür.«
Als die ixianische Fregatte mit den Gästen vom Haus Vernius auf dem Raumhafen landete, machte sich Paul mit Thufir Hawat und Gurney Halleck auf den Weg, um sie zu empfangen. Thufir und Gurney hatten ihm schon viel von Prinz Rhombur erzählt.
Die Rampe der Fregatte wurde ausgefahren, und Wachen marschierten heraus, die purpur- und kupferfarbene Standarten mit einem Helix-Symbol trugen. Dann folgte der offenkundig bedeutsame Auftritt dreier Gestalten. Eine junge Frau mit gepflegtem Äußeren, kurzem braunen Haar und großen Augen hielt die Hand eines Jungen mit dichtem kupferfarbenen Haar, kantigem Gesicht und schüchterner, förmlicher Körperhaltung. Paul erkannte den Widerhall der Züge seiner Mutter im Gesicht des Jungen.
Hinter den beiden trat ein hoch aufragender Mann heraus, dessen mechanische Bewegungen eine Art berechnete Grazie hatten. Rhomburs Gesicht war vernarbt, und seine Arme waren offensichtlich Prothesen. Die Haut endete an seinem Hals, wo sie mit Polymerverbundstoffen verschmolzen war. Er hob eine künstliche Hand zum Gruß. Das Lächeln, das sein verwüstetes Gesicht zeigte, war aufrichtig. »Gurney Halleck! Du siehst immer noch hässlicher aus als ich.« Mit drei donnernden Schritten stürmte er die Rampe herunter. »Und Thufir Hawat. Wie ich sehe, trägst du immer noch die Last des Universums auf den Schultern.«
Ein schnelles Bodenfahrzeug fuhr vor, und Herzog Leto sprang mit einem überschäumenden Grinsen daraus hervor. »Rhombur, alter Freund! Ich freue mich sehr, dass du kommen konntest.«
Der ixianische Edelmann gluckste. »Du bist zu meiner Hochzeit gekommen, Leto. Wie könnte ich deine verpassen?«
»Ich konnte deiner nicht aus dem Weg gehen, Rhombur – sie wurde auf Burg Caladan abgehalten.«
Mit seltsamer Feinfühligkeit in den beweglichen Fingern nahm Rhombur die Frau neben sich am Handgelenk. »Du erinnerst dich natürlich an Tessia.«
Leto lachte. »Ich bin noch nicht völlig senil. Und das ist dein Sohn?« Er streckte dem kupferhaarigen Jungen eine Hand hin.
»Darf ich vorstellen, Leto? Das ist Bronso. Er sehnt sich schon lange danach, die Höhlen von Ix zu verlassen, um die Ozeane zu sehen, die ich so geliebt habe.« Der beschädigte Mann senkte die Stimme. »Und er ist begierig darauf, Paul kennenzulernen. Ist das dein Sohn?«
Paul trat vor. »Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Rhombur. Oder sollte ich Sie Prinz nennen?«
»Du kannst mich deinen Paten nennen, Junge.« Rhombur schob seinen Sohn zu Paul. »Ihr beiden werdet großartige Freunde werden, genau wie dein
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