Der Wuestenplanet - Paul Atreides
aufgemalt hatte. »Leto, erzähl mir von deinem Sohn.«
»Paul ist ein guter junger Mann. Intelligent und mutig. Ich bin sehr stolz auf ihn. Du bist ihm selbst begegnet und hast bestimmt sein Potenzial erkannt.«
»Und Victor, wenn es dir nichts ausmacht, über ihn zu reden? Ich weiß nur, dass er als Kind gestorben ist.«
Letos Stimme wurde rauer. »Das unschuldige Opfer eines gegen mich gerichteten Mordversuchs. Victor ... Rhombur ... sie mussten unter Kaileas eifersüchtiger Wut leiden.«
Ilesa hob die fein geschwungenen Brauen. »Dann war es keine politische Angelegenheit?«
»Das wäre wohl leichter zu ertragen gewesen. Nein, es war eine viel persönlichere Tat. Kailea und ein angeblich loyaler Wachhauptmann haben eine Bombe in einem Prozessionsluftschiff deponiert, doch die Explosion hat nicht mich, sondern unseren Sohn getötet.« Seine Stimme machte einen Satz. » Unseren Sohn! Und Kaileas Bruder Rhombur hat sie verkrüppelt, während ich unverletzt überlebte.«
Ilesa schaute ihn mit tiefen Gefühlen an. Das Schiffsdeck schaukelte leicht, während sie weitersegelten. »Und was ist aus Kailea und diesem Wachhauptmann geworden? Ich glaube, mein Vater hätte eine öffentliche Hinrichtung angeordnet – vielleicht hätte er schnell wachsende Birabu-Dornen in ihre lebenswichtigen Organe eingepflanzt.« Die Vorstellung schien Ilesa nicht einmal unangenehm zu sein.
»Kailea hat sich selbst von einem hohen Turm gestürzt. Aber Goire ... ich habe etwas Schlimmeres getan, als ihn hinzurichten. Ich habe ihn leben lassen. Ich habe ihn ins Exil geschickt, damit er sich bis ans Ende seiner Tage seines Verbrechen bewusst ist.«
Sie schwiegen eine ganze Weile, während Ilesa weiter auf die Wellen hinausstarrte. »Wir beide tragen Narben, Leto«, sagte sie. »Ich weiß, dass man dich im Innern tief verletzt hat, und ich nehme an, dass du von meinen Verletzungen weißt. Sind wir mutig genug, um diese vergangenen Verletzungen so zu nutzen, dass sie uns stärker machen ... oder sollten wir aufgeben und lieber beschädigt bleiben?«
Leto dachte einen Moment lang nach. »Das zwischen uns ist keine alberne Liebelei, Ilesa. Wir wissen beide, warum wir heiraten müssen. Das ist vielleicht nicht das, was du dir von deinem Leben erwartet hast.«
»Ganz im Gegenteil, Leto. Es ist genau das, was ich erwartet habe. So hat man mich aufgezogen. In dem Moment, als die Grummaner Sanyá töteten, wurde ich zu Ecaz' ältester Tochter. Ich war schon immer ein Name, der zu einer Mitgift gehört. Ich habe mir nie vorgestellt, dass ich mich in einen mutigen Mann verlieben und bis ans Ende meiner Tage mit ihm glücklich sein würde, wie im Märchen. Ich bin völlig zufrieden mit den Umständen, in denen ich mich befinde.«
Leto gelangte zu einem Entschluss. Er wusste, dass es schwer sein würde, aber ihm war auch klar, dass es der beste Weg war. Er hoffte, dass Ilesa mit der Zeit zu weit mehr wurde als nur einer politischen Verbündeten – und zu etwas weit Erträglicherem. Genau dazu hätte auch der Alte Herzog Paulus geraten.
»Ich möchte, dass du Jessica und Paul magst. Und ich möchte, dass sie dich mögen. Es ist deine Aufgabe, dafür zu sorgen, Ilesa. Kannst du das?«
»Wie mein Herzog befiehlt«, antwortete sie.
28
An den Imperator Shaddam: Bitte nehmt dieses Geschenk des Hauses Harkonnen anlässlich Eurer Hochzeit mit Lady Firenza Thorvald an. Diese lebensgroße Melange-Skulptur eines Harmonthep-Löwen symbolisiert nicht nur den Löwen des Hauses Corrino, sondern auch den beständigen Gewürzreichtum des Lehens Arrakis, das Euer Vater uns so großmütig anvertraut hat. Wir verbleiben auf ewig Euer treuer Diener.
Baron Wladimir Harkonnen
»Der Imperator nimmt sich einen so großen Anteil von unserem Gewürz, dass wir ausbluten.« Der Baron schniefte und musste vom verdammten allgegenwärtigen Staub in der Luft von Arrakis beinahe niesen. »Für all die Höllenfeuer, die das Haus Harkonnen auf dieser entsetzlichen Welt durchstehen muss, sollte man uns erlauben, einen größeren Anteil zu behalten.«
»Und nach dem heutigen Tag werden wir das auch, mein Baron.« Piter de Vries bedachte ihn mit einem selbstgefälligen Lächeln. »Genau vor der Nase der MAFEA-Inspekteure.«
Zwölf Jahre zuvor, als man dem Haus Harkonnen vorgeworfen hatte, heimlich Melange abzuschöpfen und die angegebenen Gesamttonnagen zu fälschen, waren Heere von Bilanzprüfern und Mentaten-Buchhaltern über die Geschäftsunterlagen des Barons
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