Der Wuestenplanet - Paul Atreides
Vater und ich in jüngeren Jahren.«
»Vielleicht sollten wir einen Austausch arrangieren, wie unsere Väter es getan haben«, sagte Leto. »Ich schicke Paul nach Ix und behalte Bronso hier auf Caladan. Mein Leben hat es auf jeden Fall verändert.«
Prinz Rhombur wirkte leicht besorgt. »Ix ist nicht mehr ganz so, wie du es in Erinnerung hast, Leto. Unter meinem Vater war es eine beeindruckende Welt, aber die Tleilaxu-Besatzung hat unseren Geist verwundet und großen Schaden angerichtet. Obwohl das Haus Vernius nun wieder herrscht, haben sich einige Dinge für immer verändert. Wir waren schon immer mehr ein Geschäftsbetrieb als ein Adelshaus, und die Macht der Technokrate hat zugenommen. Ich habe weniger Einfluss auf Entscheidungen als früher.«
»Ix wird nun von Bilanzen und Handelsquoten beherrscht«, fügte Tessia hinzu, die sich nicht scheute, sich für ihren Ehemann zu Wort zu melden. »Erhöhte Produktion auf Kosten verringerter Menschlichkeit.«
Ein weiterer Mann trat aus der Fregatte. Er war klein und von schmaler Statur, mit blässlichem Gesicht und der Tätowierung eines Suk-Arztes auf der Stirn. Sein langes Haar war mit einem einzigen Silberring zusammengebunden. Er verneigte sich förmlich. »Ich habe alle medizinische Ausrüstung mitgebracht, die gebraucht werden könnte. Prinz Rhomburs Cyborg-Erweiterungen funktionieren sehr gut, aber ich kontrolliere sie trotzdem regelmäßig.«
»Dr. Wellington Yueh, Sie sind hier stets willkommen. Ich schulde Ihnen mein Leben, und Rhombur schuldet Ihnen seines. Wenn ich einen weiteren derart hingebungsvollen Doktor finden könnte, würde ich ihn als Leibarzt auf Caladan behalten.«
Yueh wirkte peinlich berührt, doch Tessia mischte sich ein, bevor er antworten konnte. »Politik, Ärzte, Beschwerden? Ist das die Art, wie sich das Haus Atreides auf eine Hochzeit vorbereitet?«
»Tessia hat Recht«, stimmte Rhombur zu. »Wir sollten nicht im Lärm und in der Hitze des Raumhafens herumstehen. Bringt uns nach Burg Caladan. Ich bin mir sicher, dass meine Frau Jessica wiedersehen möchte, und wir sind alle begierig darauf, deine Zukünftige kennenzulernen.«
In der Burg begrüßte Jessica sie an Ilesas Seite. Paul begriff und bewunderte, was seine Mutter tat, und fand, dass sie bemerkenswert gefasst und elegant aussah.
Man hatte das gesamte Foyer und den Empfangssaal mit caladanischen Bannern, verzierten Girlanden und den großen Kübelpflanzen von Ecaz dekoriert. Paul roch das üppige Grün und die Blumen, die in den wenigen Tagen, seit man sie aufgestellt hatte, bereits zu blühen begonnen hatten.
»Ein verheißungsvoller Anfang.« Rhombur strich mit seinen Handprothesen über die Pflanzen. »Seht euch diese Blüten an!«
»Ein Hochzeitsgeschenk von Herzog Prad Vidal«, erklärte Leto. »Ich glaube, Ilesa ist sehr glücklich darüber.«
»Sie sollte allein schon glücklich sein, dass sie dich heiratet, Leto«, sagte Rhombur. Dann schaute er zu Jessica und schien sich plötzlich für seine Bemerkung zu schämen. »Es wird sich alles zum Besten wenden. Dafür hast du doch schon immer ein Händchen gehabt, nicht wahr, Leto?«
30
Ist es den Starken und Mächtigen unmöglich, so zufrieden wie das einfache Volk zu sein? Vielleicht nicht unmöglich, aber extrem schwierig.
Kronprinz Raphael Corrino, Meditationen
Am Tag der Hochzeit sah Burg Caladan wie verzaubert aus. Stoffgirlanden vereinten die Farben der Häuser Atreides und Ecaz zu einem symbolisch geknüpften Zopf. Eine Reihe edelsteingeschmückter Spiegel von Richese standen sich entlang des Foyers gegenüber. Feine Kristallkelche von Balut adelten jedes Gedeck für das große Festgelage, das nach der Zeremonie stattfinden würde. Ixianische Uhren läuteten zur vollen Stunde eine harmonische Tonfolge. Verpackte Hochzeitsgeschenke von zahllosen Landsraads-Häusern füllten die Tische in Seitennischen, wobei jedes Paket deutlich den Namen des Schenkenden zur Schau trug. Üppige Kübelpflanzen von Elacca schmückten das Podium in der großen Halle.
Zutiefst angerührt war Herzog Leto von einer wandgroßen, handgestickten Decke, die von den Ortsansässigen angefertigt worden war und zu der jede Familie im Fischerdorf und Handelsdistrikt von Cala City einen kleinen Flicken beigesteuert hatte. Die Menschen hatten dieses Geschenk mit ihrem eigenen Schweiß und Hingabe gemacht, nicht weil sie sich davon politische Gefälligkeiten oder Bündnisse erhofften, sondern weil sie ihren Herzog liebten.
Weitere Kostenlose Bücher