Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
Vom Netzwerk:
»Sehen Sie sich nur den Zustand des Hauses an! Es ist ein fürchterliches Chaos!«
    »Um das ich mich kümmern werde. Ihre Kutsche wartet, Mrs Angell. Ein Constable fährt Sie zum Bahnhof und bleibt bisHerne Bay bei Ihnen im Zug. Ein paar Tage in einer Frühstückspension mit frischer Meeresluft werden wahre Wunder für Ihre Nerven wirken.«
    »Mit meinen Nerven ist alles in bester Ordnung.«
    »Also, nach allem, was Sie heute durchgemacht haben, würde mich das wirklich wundern. Jetzt fahren Sie schon. Ich verspreche Ihnen, bis Sie zurückkommen, ist das Haus so gut wie neu.«
    Zögerlich stieg die alte Dame die vorderen Stufen hinab, ließ sich von einem Polizisten helfen und kletterte in den geschlossenen Einspänner, der unmittelbar vor der mobilen Festung des Premierministers parkte. Mit einem kurzen Schrillen aus der Pfeife des Dampfrosses trat das Gefährt tuckernd den Weg zum Bahnhof Queen Victoria Memorial an.
    Detective Inspector Trounce löste sich aus dem Nebel. »Ihr hiesiger Postamtsvorsteher ist ein sturer Bock!«, beschwerte er sich. »Er hat sich standhaft geweigert, aufzumachen. Ich musste ihm mit Verhaftung drohen.«
    »Können Sie ihm nach all dem einen Vorwurf daraus machen?«, entgegnete Burton und deutete auf die von Geröll übersäte Straße.
    »Hmpf! Wohl nicht. Jedenfalls habe ich einen Sittich zu Scotland Yard losgeschickt. Weitere Männer werden in Kürze eintreffen.« Er zögerte. »Und ein Leichenwagen ist auch unterwegs.«
    Burton nickte knapp, und die beiden Männer betraten das Haus. Der Agent des Königs sagte: »Pox hat Constable Bhatti aufgespürt, der ausrichten lässt, dass er ebenfalls unterwegs ist. Seither rast der Vogel zwischen hier und dem Elektrizitätswerk Battersea hin und her. Brunel hat eingewilligt, uns zu helfen.«
    Trounce hob die Hand und betastete behutsam die Beule an seinem Kopf. »Autsch! Also wird der Dampfmann in diesem Fall an unserer Seite kämpfen statt gegen uns?«
    »Ja, wenngleich nicht im wörtlichen Sinn. In seiner lebenserhaltenden Apparatur sind eine Menge Federn verbaut. Sollte der Mechanismus aufhören zu funktionieren, würde er sterben. Esscheint mir am besten zu sein, ihn außerhalb der Reichweite des Feindes zu halten.«
    Sie gingen an Admiral Lord Nelson vorbei, der aufgezogen worden war und mit der Kaktuspistole in der einen und einem Rapier in der anderen Hand im Hausflur Wache stand.
    »Dann gilt für ihn wohl dasselbe«, meinte Trounce und zeigte auf den Kammerdiener.
    »Nein«, entgegnete Burton.
    »Nein? Aber der strotzt doch geradezu vor Federn!«
    »Ja.«
    »Also wird ihn unser Gegner mühelos aufhalten können.«
    »Davon gehe ich aus.«
    »Was? Herrgott, was in Dreiteufelsnamen führen Sie jetzt wieder im Schilde?«
    »Alles zu seiner Zeit, mein lieber Trounce. Alles zu seiner Zeit.«
    Algernon Swinburne kam die Treppe herab. Sein Blick wirkte verschleiert, seine Kiefermuskulatur trat verbissen hervor. Herbert Spencers Tod hatte den Dichter schwer getroffen. »Ich habe die Chorsteine im Tresor in deiner Bibliothek eingeschlossen, Richard. Sie haben uns die Kopfschmerzen bereitet.«
    »Danke, Algy.«
    Zu dritt betraten sie das selten genutzte Esszimmer. Um den großen Tisch saßen Lord Palmerston, Burke, Hare sowie der Fahrer des Premierministers.
    »Meine Herren, uns bleibt sehr wenig Zeit«, verkündete Burton. Swinburne, Trounce und er nahmen Platz. »Unser Gegenschlag muss umgehend erfolgen und verheerend sein. Bevor wir die Dinge jedoch ins Rollen bringen, fühle ich mich verpflichtet, mich bei Ihnen allen zu entschuldigen. Unsere Feindin hat mich außer Gefecht gesetzt. Sie hat sich eine bestimmte meiner Charakterschwächen zunutze gemacht und sie so oft in sich selbst schwingen lassen, bis sie unerträglich verstärkt wurde. Zum Glück konnte ich mir genug Verstand bewahren, um mich dem Ritual der Sufi-Meditation zu unterziehen. Das hat es mir ermöglicht,das Augenmerk meines Geistes von Schuld, Enttäuschung und Bedauern zu lösen und auf etwas zu richten, das ich zu Beginn dieser ganzen Geschichte zu Charles Babbage gesagt habe, nämlich: ›Die Fehler, die wir begehen, verleihen uns den Ansporn, uns zu verändern, uns zu verbessern und uns weiterzuentwickeln.‹ Ich hätte meine Fehlentscheidungen von Anfang an in eben diesem Licht betrachten müssen, doch das habe ich nicht getan. Jetzt tue ich es. Es ist eine Aussage, die meiner Ansicht nach nicht nur für Einzelne gilt, sondern auch für die Gesellschaft insgesamt, und

Weitere Kostenlose Bücher