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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Swinburne, während ihm Tränen über die Wangen liefen.
    Der Anspruchsteller drehte sich um und sah den Dichter an. Grinsend begann er, sich das zuckende Organ in den Mund zu schieben.
    Swinburne hob die Kaktuspistole an und berührte die Abzugsknolle, ohne zu zielen. Stacheln bohrten sich in Ortons rechtes Auge. Der Metzger zuckte zusammen, schüttelte den Kopf und watschelte langsam auf den kleinen Mann zu.
    »Mehr Fleisch! Ich liebe Fleisch!«
    Swinburne wandte sich zur Flucht, doch plötzlich wurde er von zwei dampfschwadigen Händen gepackt. Zwei Geister waren auf ihn herabgeschwebt und fingen an, ihn so auf sein Verhängnis zuzuziehen, wie Sir Alfred durch das Tichborne-Haus zu dem seinen geschleift worden war.
    »Weg von mir! Weg von mir!«
    Orton lächelte blutig und sagte: »Komm zu mir. Ich fresse dich auf!«
    Näher und näher wurde Swinburne zu Orton gezogen, bis der riesige Fleischer über ihm aufragte und Blut auf sein flammend rotes Haar herabtropfte.
    »Mmm, lecker«, nuschelte Orton gedehnt, nach wie vor mit einem Brocken von Herbert Spencers Herzen im Mund. Er streckte die Hände aus, packte den Dichter an den Mantelaufschlägen und hob ihn in die Luft. Die Geister schwebten neben Swinburne, hielten seine Arme fest und verhinderten, dass er die Kaktuspistole benutzte.
    Orton spuckte den Fleischklumpen aus, der einmal Spencers Herz gewesen war. Seine Lippen zogen sich von großen grünlich schimmernden Schneidezähnen zurück. Sein Schlund öffnete sich. Er beugte sich vor, näherte den Mund dem dürren Hals des Dichters.
    »Zweierlei«, sagte Swinburne und blickte unverwandt in die kleinen Schweinsäuglein. »Erstens: Ich gebe mich geschlagen.«
    Orton hielt inne und musterte den kleinen Mann.
    »Du hast gewonnen. Warum zügelst du dich also nicht ein wenig? Immerhin ist London in die Knie gezwungen. Das Parlament ist halb zerstört. Der Buckingham-Palast steht unter Belagerung. Die Arbeiterschaft ist unter Kontrolle. Meine Freunde sind bewusstlos geprügelt oder tot. Ich will damit sagen, dass keine Notwendigkeit gegeben ist, einen unbedeutenden kleinen Dichter wie mich zu verspeisen, nur um etwas zu beweisen. Richtig?«
    Orton kicherte blubbernd und leckte sich über die Lippen. »Fleisch!«, zischte er.
    »Ja«, fuhr Swinburne fort. »Ich dachte mir schon, dass du das sagen würdest, was mich zu meinem zweiten Punkt führt, nämlich: Deine Manieren sind wirklich erschreckend. Hast du nie das Handbuch der Etikette für junge Damen gelesen?«
    Der Anspruchsteller knurrte wie ein Tier, öffnete den Mund noch weiter und setzte die Zähne an Swinburnes Hals an.
    Ein Geräusch ertönte – ein dumpfer Aufprall. Plötzlich fiel der Dichter zu Boden, und die Geister wirbelten von ihm weg. Er schaute auf.
    Arthur Orton war von einem riesigen afrikanischen Speer durchbohrt worden, der über dem rechten Ohr in seinen Schädel eingetreten und unter dem linken Ohr ausgetreten war. Blut und graue Gehirnmasse troffen von der Spitze der Waffe. Der Mann, der sich als Roger Tichborne ausgegeben hatte, kippte rückwärts, schlug mit einem lauten dumpfen Klatschen auf der Straße auf und rührte sich nicht mehr.
    Algernon Swinburne saß verwirrt da. Dann blickte er nach links zum Haus Montagu Place 14. In dem klaffenden Loch, wo sich einst das Fenster des Arbeitszimmers befunden hatte, stand Sir Richard Francis Burton, dessen Derwischgewänder leicht in der Brise flatterten.

Der Kriegsrat

    Ich sehe eine unfassbar strahlende Zukunft. Ich sehe überall Pflanzen und Blumen. Selbstverständlich werden sie ihre natürlichen Funktionen erfüllen. Selbstverständlich werden sie unsere Städte und Landschaften um Farbe und Schönheit bereichern. Selbstverständlich werden sie die Luft erfrischen und mit Düften erfüllen. Aber bei Gott, sie werden noch so viel mehr tun.
    RICHARD SPRUCE
    M öge Allah dich segnen und dir Frieden schenken«, murmelte Al-Masloub.
    »Und mögen Frieden und Segen mit euch sein«, erwiderte Burton. »Seid ihr sicher, dass ihr keine Eskorte braucht?«
    »Allah ist unsere Eskorte.«
    »Dann bin ich mir eurer Sicherheit gewiss. Bis zum nächsten Mal, mein Freund.«
    Al-Masloub lächelte und verneigte sich, dann verschwanden er und seine Musikerkollegen, indem sie in die zunehmend dichtere Atmosphäre der Montagu Place traten.
    »Sie hingegen«, sagte Burton und drehte sich Mrs Angell zu, »werden auf jeden Fall eskortiert.«
    »Ich sollte bleiben, Sir Richard«, protestierte seine Haushälterin.

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