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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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erwogen? In wenigen Stunden wird er aufwachen und feststellen, dass sein Geschäft in Trümmern liegt. Sein Ruf wird leiden. Sein Einkommen wird versiegen. Er und seine Familie werden für Ihre Handlungen bestraft.«
    »Irrelevant.« Babbage zuckte mit den Schultern. »Der Mann ist bloß ein gewöhnlicher Händler.«
    »Und was ist mit seinem Sohn oder seiner Tochter? Kennen Sie deren Schicksal?«
    Babbage leckte sich über die Lippen. »Wovon reden Sie? Ich weiß nicht einmal, ob er überhaupt einen Sohn oder eine Tochter hat . Ich weiß gar nichts über den Mann!«
    »Genau! Sie wissen nichts über ihn, dennoch stufen Sie ihn als entbehrlich ein. Was, wenn es das Schicksal eines seiner Kinder wäre, ein Heilmittel gegen die Grippe zu entdecken, oder das Geheimnis des Perpetuum mobile oder ein System, durch das Armut beseitigt werden könnte? Was hätten Sie uns dann alles vorenthalten?«
    Der alte Mann wirkte beunruhigt. »Nichts davon ist gewiss«, protestierte er. »Und da es sich um eine geringere Klasse von Menschen handelt, ist es sogar höchst unwahrscheinlich.«
    »Ihre Geringschätzung der Arbeiterschaft ist wohlbekannt, Sir Charles. Vielleicht trachten Sie deshalb danach, sie durch denkende Maschinen zu ersetzen. Aber ihre Verachtung kann dieMöglichkeit nicht ausschließen, dass jemand aus der Familie Brundleweed eines Tages eine entscheidende Rolle in unserer gesellschaftlichen Weiterentwicklung spielen könnte.«
    Der Agent des Königs kämpfte gegen den Drang an, sich zu übergeben. Ein schier unerträgliches Hämmern stürmte gegen die Innenwände seines Schädels.
    »Es ist eine sehr einfache Gleichung«, brummte Babbage. »Eine Frage der Wahrscheinlichkeit. Wir können sagen, dass Brundleweeds Kinder vielleicht einen wichtigen Einfluss auf künftige Generationen haben werden, aber wir können auch sagen, dass ich, Charles Babbage, bereits ein wichtiger Einflussfaktor bin und weiterhin sein werde.«
    »Einbildung!«
    »Tatsache! Ich kann aus der Welt ohne jeden Zweifel einen effizienteren Ort machen!«
    »Aber vielleicht«, sagte Burton leise, und seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, »wird Effizienz überbewertet. Vielleicht sind es Ineffizienz und Fehler, die uns den Antrieb verleihen uns zu verändern, zu wachsen und uns zu verbessern.«
    »Nein! Fehleinschätzungen bremsen uns! Mir unterlaufen keine. Ich befasse mich nur mit Erwiesenem und Sicherem, und wer kann anzweifeln, dass ich mich weiterentwickelt habe? Reichen Sie mir die Diamanten!«
    Burton gab dem alten Mann die fünf schwarzen Edelsteine.
    »Jetzt können Sie mich töten«, sagte Babbage.
    »Wie bitte?«
    »Töten Sie mich, Sir Richard. Den Rest erledigt Brunel!«
    Mit zittriger Hand zog Burton die Klinge aus seinem Stockdegen.
    »Sind Sie sicher? Sie wollen wirklich, dass ich Sie töte?«
    »Selbstverständlich. Nun machen Sie schon, Mann! Ich habe noch Arbeit vor mir!«
    »Sind Sie absolut sicher, dass Ihre Erinnerungen auf die Diamanten übertragen werden?«
    »Ja!«
    »Dann veranschaulichen Sie mein Argument auf bewundernswerte Weise. Nichts im Leben ist sicher, Sir Charles. Die Diamanten sind Fälschungen.« Damit warf er sich nach vorne und stieß das Rapier ins Herz des Wissenschaftlers. »Verstehen Sie jetzt, was ich meine?«
    Babbage flüsterte: »Fälschungen?«, und starb. Sein Leichnam rutschte von Burtons Klinge und brach auf dem Boden zusammen.
    Der Agent des Königs drehte sich zum Dampfmann um. Die klobige Maschine stand reglos da, abgesehen vom Blasebalg an der Schulter, der sich unablässig hob und senkte. Von der Zigarre waren kaum noch zwei Zentimeter übrig.
    Die Glocken bimmelten: »Die François-Garnier-Kollektion ist nicht echt?«
    »Die Steine sind Onyxkristalle.«
    »Unmöglich.«
    »Sehen Sie selbst.«
    Burton trat zurück. Brunel stapfte an ihm vorbei, ergriff einen Stein aus Babbages Hand und hielt ihn mit einer Zange hoch, während ein anderer Arm ein Vergrößerungswerkzeug davorschob. Burton hatte keine Ahnung, was der Ingenieur als Augen benutzte.
    »Sie haben recht«, bimmelte Brunel. »Dann ist Babbage tot, und sein Gerät ist nutzlos.«
    Der Agent des Königs spürte, wie seine Knie nachgaben. Er steckte das Rapier zurück in die Scheide.
    »Ich kann nicht gegen Sie kämpfen, Brunel. Ich bin nicht einmal sicher, ob ich noch lange stehen kann. Das Einzige, was ich tun kann, ist, Ihnen einen Rat anzubieten.«
    »Einen Rat?«
    »Hören Sie auf, sich mit wahnsinnigen Wissenschaftlern

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