Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

zusammenzutun. Nach ihrer Verstrickung mit Darwin und seinen Spießgesellen runzeln die Behörden bereits die Stirn über Sie.Diese jüngste Kapriole wird Ihrem Ruf alles andere als zuträglich sein. Waschen Sie sich rein, Brunel. Waschen Sie sich rein!«
    Noch während er das sagte, begann sich der Raum zu drehen. Burton taumelte seitwärts und fiel mit dem Oberkörper voran auf den Boden.
    Der massige Ingenieur ragte über ihm auf. »Sir Richard, in meiner Fraktion gibt es Personen, die wollen würden, dass ich Sie töte.«
    »Das bezweifle ich nicht«, flüsterte Burton, während sich an den Rändern seiner Wahrnehmung Dunkelheit ausbreitete. »Und ich wette, John Speke steht in ihren vordersten Rängen.«
    »Sie irren sich. Lieutenant Speke gehört den Technokraten nicht mehr an. Er und eine kleine Gruppe Eugeniker haben sich vor einigen Wochen nach Preußen abgesetzt.«
    Burtons Augen schlossen sich allmählich. »Tun Sie, was Sie tun müssen«, sagte er schläfrig. »Ich bin Ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.«
    »Ich möchte lieber eine Bitte an Sie vorbringen.«
    »Eine Bitte? Was … was für eine Bitte?«
    »Meine Verlobte, die Krankenschwester Florence Nightingale, ist verschollen. Seit etwas mehr als einem Monat hat man nichts mehr von ihr gesehen oder gehört. Finden Sie sie für mich.«
    »Ich soll sie für Sie …«
    »Finden. Werden Sie es versuchen?«
    Burton gelang es, zu nicken. Der Raum überschlug sich.
    Fernes Glockengeläut drang an sein Ohr. »Ich nehme Sir Charles mit und suche eine ruhige Grabstätte für ihn. Er hat Lärm so verabscheut. Wir sehen uns wieder, Sir Richard.«
    Dann überkam ihn die Schwärze.
    *
    Schreie.
    Schüsse.
    Schlachtrufe.
    Orangefarbenes Licht flackerte über das Zeltdach.
    John Speke stolperte herein. Sein Blick war wild.
    »Die haben mir das Zelt über dem Kopf zerlegt!«, stieß er keuchend hervor. »Ich wäre beinah erschlagen worden! Kommt es zur Schießerei?«
    »Ich denke wohl«, erwiderte Burton. »Machen Sie schnell und bewaffnen Sie sich, wir müssen das Lager verteidigen!«
    Hinter ihnen ertönte eine Stimme: »Da ist eine ganze Meute dieser armseligen Kerle, und unsere verdammten Wachen haben die Beine in die Hand genommen!« Es war Lieutenant Herne, der von seinem Erkundungsgang zurückkam. »Ich habe ein paar Mal aufs Geratewohl in die Horde hineingeschossen, aber dann habe ich mich in den Zeltschnüren verfangen. Ein fetter Somali ist mit einer verdammten Riesenkeule auf mich losgegangen. Ich hab dem Bastard eine Kugel verpasst. Stroyan ist entweder bewusstlos oder erledigt, ich bin nicht an ihn herangekommen.«
    Sie haben William Stroyan getötet? Gott! Es tut mir leid, William. Es ist meine Schuld! Es tut mir so leid!
    Eine Lawine von Schlägen erschütterte die Zeltwand, während sich ringsum Kriegsgeschrei erhob. Speere wurden durch die Zeltöffnung geschleudert. Dolche rissen den Stoff auf.
    »Bismillah!«, fluchte Burton. »Wir werden uns zu den Vorräten durchkämpfen und uns mehr Schusswaffen besorgen müssen! Herne, an der hinteren Zeltstange sind Speere festgebunden, holen Sie sie!«
    »Jawohl, Sir!«, erwiderte Herne. Er drehte sich um, dann rief er: »Sie brechen durch die Zeltwand!«
    Burton fluchte lautstark. »Wenn dieses verfluchte Ding zusammenbricht, sind wir ihnen ausgeliefert. Raus! Kommen Sie schon! Sofort!«
    Er stürzte durch die Öffnung an der Vorderseite des Zelts, mitten hinein in eine Schar von etwa zwanzig Somali, und ging mit dem Säbel auf die Eingeborenen los, hieb nach links und nach rechts, brüllte dabei wild.
    Knüppel und Speerschäfte prasselten auf ihn ein, fügten ihm Prellungen zu und schnitten ihm ins Fleisch, bis er blutete. Er warf einen kurzen Blick zurück zum Zelt und sah, wie ein geschleuderter Stein gegen Spekes Knie krachte. Der Lieutenant stolperte rücklings.
    »Nicht zurück!«, brüllte Burton. »Sonst glauben die, wir geben auf!«
    Speke sah ihn mit einem Ausdruck blanker Bestürzung an.
    Ein Knüppel traf Burton an der Schulter. Er fuhr herum und schlug mit der Klinge nach dem Gegner. Durch das Gedränge der Männer wurde er hin- und hergestoßen. Jemand schob ihn von hinten an, und er wirbelte verärgert herum und hob das Schwert, erkannte jedoch im allerletzten Augenblick El Balyuz, den Führer der Expedition.
    Sein Arm hielt mitten in der Bewegung inne. Weißglühende Schmerzen schossen durch seinen Kopf. Er stolperte und fiel auf die sandige Erde. Ein Gewicht zog ihn zur Seite. Er