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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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dem Sessel, ergriff einen daneben lehnenden Gehstock und schlurfte an den Trennwänden vorbei. Matt nahm Burton seinen eigenen Stock zur Hand und folgte ihm. Mit einem Surren, einem Klappern und unter Ausstoßung einer bemerkenswerten Dampfwolke reihte sich Brunel hinter ihnen ein. Sie begaben sich zur Mitte der Werkstatt, wo ein mit einem dünnen Tuch verhüllter Sockel stand.
    »Bitte«, sagte Babbage zu Brunel.
    Der Dampfmann streckte einen Arm aus und zog den Stoff weg. Burton betrachtete verdutzt ein kompliziertes Gebilde aus Messing, eine grandiose Anordnung von Zahnrädern, Federn und Linsen, alles in einer gehirnförmigen Hülle. Die Vorrichtung wirkte empfindlich, verwirrend und auf eigenartige Weise wunderschön.
    »Ein Babbage?«, fragte Burton.
    »Wesentlich mehr als das. Es ist meine Zukunft«, antwortete der Wissenschaftler. »Und somit auch die Zukunft des britischen Empires.«
    Burton lehnte sich auf seinen Stock und wünschte, Detective Inspector Trounce und seine Männer würden sich beeilen. »Wie das?«
    Der betagte Wissenschaftler strich sanft mit einer Hand über den Apparat. »Das ist meine neueste Schöpfung«, erklärte er. »Ein Wahrscheinlichkeitsrechner, der dafür entwickelt wurde, in einem elektrischen Feld verwahrte Informationen zu verwenden.«
    »Was für Informationen?«
    »Alles, was hier drin ist«, erwiderte Babbage und tippte mit einem knochigen Zeigefinger seitlich gegen seinen Schädel.
    Der Agent des Königs schüttelte den Kopf. »Nein. Die elektrischen Aktivitäten des Gehirns sind so fein, dass sie unmessbar sind«, sagte er. »Außerdem ist das Gehirn sterblich, nicht mechanisch – wenn es stirbt, verschwindet auch das Feld.«
    »Was die Messbarkeit angeht, irren Sie sich. In Hinblick auf den Tod haben Sie recht. Allerdings haben Sie etwas außer Acht gelassen. Würdest du es uns bitte zeigen, Brunel?«
    Isambard Kingdom Brunel senkte sich tiefer und legte die Schmuckkästchen auf den Boden, insgesamt sechs, alle aus Brundleweeds Tresor, wie Burton erkannte. Die Armgelenke des Dampfmannes beugten sich. Klemmen hielten die Kästchen fest, während feine Sägeblätter ihre Schlösser durchschnitten. Weitere Greifarme schossen hervor, umfassten die Kästchen und zogen sie behutsam auf. Fünf der Behältnisse wurden beiseitegeschoben.In das sechste fasste eine der Zangen. Nacheinander wurden fünf große schwarze Steine von den anderen getrennt.
    »Die kambodschanischen Chorsteine!«, verkündete Babbage.
    »Was ist damit?«, fragte Burton ungeduldig. Seine Lider fühlten sich schwer an, seine Beine schwach.
    »Meine größte technische Herausforderung, Sir Richard, besteht nicht in der Erhebung, Verarbeitung und Verbreitung von Informationen, sondern in ihrer Speicherung. Es ist vergleichsweise einfach, eine Maschine herzustellen, die denkt, aber eine Maschine anzufertigen, die sich erinnern kann – das ist etwas völlig anderes. Reich die Edelsteine unserem Gast, Brunel.«
    Der berühmte Ingenieur gehorchte und ließ die schwarzen Diamanten einen nach dem anderen in Burtons ausgestreckte Hand fallen. Der Agent betrachtete sie eingehend und hatte dabei Mühe, scharf zu sehen.
    »Sie halten gerade die Lösung des Problems in der Hand«, verriet Babbage. »Diese Diamanten wurden von einem Franzosen, Lieutenant Marie Joseph François Garnier, aus einem Tempel in Kambodscha geborgen. Es waren insgesamt sieben. In jenem Land kannte man sie seit ihrer Entdeckung im Jahre 1837 als die Chorsteine, und zwar aufgrund des Umstands, dass sie gelegentlich ein leises melodisches Summen von sich geben.
    Zwei der Diamanten gab François Garnier seinem Kollegen Jean Pelletier, die restlichen fünf behielt er. Pelletier war zufällig ein engagierter Technokrat. Er wusste, dass wir nach solchen Steinen Ausschau hielten. Wir hatten gehört, dass etwas in der Art existierte, und vermuteten, dass die Steine einzigartige Eigenschaften besitzen könnten. Als er meine Aufmerksamkeit auf seine zwei Diamanten lenkte, experimentierte ich damit und war fasziniert von den Möglichkeiten, die sich durch ihre recht ungewöhnliche kristalline Struktur boten. Ich fertigte den Prototyp eines Apparats an, in den ich die Steine einsetzen wollte. Leider erlitt Pelletier einen Herzinfarkt, bevor ich meine Arbeit beenden konnte, und als man seine Leiche fand, fehlte von den Steinenjede Spur. Zweifellos hat sich ein Mitglied seines Haushalts mit ihnen davongemacht. Diesen kleinen Angestellten kann man einfach

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