Der Wunsch des Re
zu dir und entschuldige mich dafür, doch nun lass mich allein. Schon morgen werden wir uns wieder sehen. Dann wirst du meine Entscheidung erfahren.«
Senehat heulte erneut los. »Welche Entscheidung denn? Musst du erst noch darüber nachdenken, Hoheit? Bin ich denn nur ein Zeitvertreib für dich gewesen oder bin ich in deinen Augen unwürdig, dich zu heiraten?« Sie hatte sich aufgerichtet und starrte ihn aus geröteten Augen trotzig an. »Ich bin keine von deinen kleinen Dienerinnen, mit denen du so umspringen kannst. Mein Vater ist der Vierte Prophet des Amun!« Sie sprang vom Bett hoch, reckte ihr Kinn empor und verließ kerzengerade das Schlafgemach des Prinzen.
Nachdem Senehat verschwunden war, rollte sich Sethi auf den Rücken, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte gedankenversunken an die Decke.
Senehat hatte natürlich recht. Sie kam aus einer angesehenen Familie, und was das Wichtigste war, ihr Vater war zu seinem Verbündeten geworden. Es stellten sich ihm zwar die Nackenhaare auf, wenn er daran dachte, mit ihr zusammenleben zu müssen, aber wie es schien, blieb ihm keine andere Wahl. Zudem konnte ihm niemand verbieten, sich auch weiterhin mit seinen Dienerinnen zu vergnügen? Er war ein Prinz und hatte das Recht dazu. Früher oder später würde er Senehat ihren Platz schon zuweisen, und dieser wäre sicher nicht an seiner Seite auf dem Horusthron.
Am nächsten Tag begab er sich nach Opet-sut, um sich mit Senenmut zu treffen. Als Senehat ihn erblickte, begann sie über das ganze Gesicht zu strahlen, denn sie dachte, dass Sethi gekommen sei, um bei ihrem Vater um ihre Hand anzuhalten. Doch das war nicht der Grund, warum sich der Prinz in den Tempel des Amun-Re begeben hatte.
»Kommst du, um mich um meine Tochter zu bitten?«, fragte Senenmut geradeheraus, nachdem sich die beiden Männer in eine stille Ecke des Gartens zurückgezogen hatten, wo niemand sie belauschen konnte.
Sethi verschlug es die Sprache. »Wie redest du mit mir? Hast du vergessen, wer ich bin und wer du?«
»Nicht im Geringsten, Hoheit. Doch hast du vergessen, dass du meine Tochter geschwängert hast und dass wir beide Verbündete sind?«
Sethi zog ein missmutiges Gesicht. »Wie sollte ich. Immerhin musste Senehat es gleich jedem auf die Nase binden! Doch eigentlich bin ich hier, um zu erfahren, was du als Nächstes zu tun gedenkst, damit unser Problem endlich aus der Welt geschafft wird?«
Der Priester zuckte mit den Schultern. »Es war Pech, dass Meritusir rechtzeitig erkannt hat, was passieren würde. Selbst Ramses’ Soldaten ist nicht der Gedanke gekommen, dass das Seil den Tod ihres Herrn bringen könnte.«
»Pech oder Unvermögen?«
»Pech, Hoheit, einfach nur Pech. So etwas kann passieren.«
»Darf es aber nicht!«, zischte Sethi gereizt. »Zu viel steht auf dem Spiel. Wenn Ramses dahinterkommt, dass wir diesen Anschlag zu verantworten haben, sind wir beide tot. Ich möchte nicht, dass er mir gegenüber misstrauisch wird. Das wäre nicht gut. Bisher konnte ich ihm den freundlichen, verliebten Prinzen vorspielen. Das soll auch weiterhin so bleiben.«
»Kein Problem«, erwiderte Senenmut gut gelaunt. »Nimm meine Tochter zur Gemahlin, und Ramses findet keinen Grund, an deiner Verliebtheit und deinen Worten zu zweifeln.«
»Ich weiß«, erwiderte Sethi mürrisch. »Ich wollte dich um sie bitten, doch nicht jetzt. Lass uns zuvor nachdenken, wie wir Ramses’ Leben ein Ende bereiten können!«
»Tue es, wo du willst, mein Prinz, doch nicht schon wieder in Opet-sut. Nesamun und Amenophis sind allen Priestern gegenüber ziemlich argwöhnisch geworden. Zudem kann ich nicht jedes Mal erkranken, wenn Ramses etwas zustoßen soll. Das würde auffallen. Vielleicht könnte ein Felsbrocken herabstürzen, während er sich im Süden nach neuen Goldvorkommen umsieht. Es könnte auch gut möglich sein, dass ihn ein aufmüpfiger Stamm überfällt und tötet. Es gibt genug Möglichkeiten, Ramses’ Leben ein Ende zu setzen, doch hier im Tempel des Amun werde ich dir in nächster Zeit für solche Dinge nicht zur Verfügung stehen.«
»Vielleicht hast du recht, Senenmut. Es wäre zu offensichtlich, wenn ihm erneut in Opet-sut etwas zustoßen würde«, gab Sethi zu. »Nubien ist weit, groß und vor allem wild. Ich werde deine Worte durchdenken.« Sethherchepeschef wollte sich erheben, doch Senenmut hielt ihn zurück.
»Wolltest du mich nicht noch um die Hand meiner Tochter bitten?« Fragend richtete sich sein Blick auf den
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