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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Prinzen.
    »Ja, doch nicht heute. Ich muss mich jetzt um Pharaos Reise kümmern!«
    »Nein, Sethherchepeschef. Du bittest mich jetzt und hier um die Hand meiner Tochter Senehat und machst sie innerhalb eines Monats zu deiner Gemahlin, oder aber Pharao erhält eine sehr aufschlussreiche Botschaft.« Senenmut lächelte schadenfroh über das empörte Gesicht des Prinzen. »Und versuche mich nicht einzuschüchtern oder mir zu drohen. Dieses Schreiben ist bereits aufgesetzt und bei einem vertrauenswürdigen Menschen hinterlegt. Sollte mir etwas zustoßen, wird es Ramses sofort zugestellt.«
    Sethi schluckte schwer. »Du Sohn einer Ratte!«, presste er zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor. »Du wagst es, mich zu erpressen?«
    Ungerührt zuckte Senenmut mit den Schultern. »Ich habe von dir gelernt, Hoheit. Wie lautet deine Antwort?«
    Das Gesicht des Prinzen war vor Zorn hochrot angelaufen und verzerrt, dennoch nickte er. »Wie du willst, Priester, doch versuche das nicht ein zweites Mal! Du würdest es bereuen!«
    Abrupt stand Sethi auf und verließ das Anwesen des vierten Amun-Propheten.
    Er kochte vor Wut.
    Was bildete sich dieser Kerl bloß ein? Wie konnte er es wagen, ihm zu drohen? Sethherchepeschef war außer sich vor Empörung. Er stürmte in seine Gemächer und schmiss die Tür hinter sich zu. Seinen Leibdiener, der neugierig hinter ihm das Zimmer betreten hatte, schnauzte er an, dass er ihn allein lassen und nicht stören solle. Erschrocken machte der Mann kehrt und schloss leise die Tür hinter sich.
    Erzürnt warf sich Sethi auf einen Stuhl und begann zu brüten.
    Wenn es sich nicht umgehen ließ, musste er Senehat zur Gemahlin nehmen, doch ihren frechen Vater würde er nach seiner Thronbesteigung schon zum Schweigen bringen. Das schwor er sich.
    Wehmütig wanderten seine Gedanken zu Meritusir, die nun Mutter geworden war und einem kräftigen Knaben das Leben geschenkt hatte. Wenn diese Frau von ihm schwanger wäre, hätte sich Sethi gefreut, doch nicht bei Senehat, dieser dummen Gans.
    Sethis Gedanken schweiften weiter zu Ramses.
    Wie er in Erfahrung gebracht hatte, sollte auch Amunhotep mit dem Pharao nach Nubien aufbrechen. Es böte sich also eine erneute Möglichkeit, sowohl Ramses als auch Amunhotep mit einem Schlag loszuwerden. Sethis Hoffnung, dass der Hohepriester in der Gunst des Königs gesunken war, hatte sich als Trugschluss entpuppt, denn der Pharao hatte den beiden Osiris-Priestern ein Haus für die Ewigkeit im Königstal geschenkt – ein Geschenk, worum jeder bei Hofe des Ehepaar beneidete.
    Allmählich beruhigte sich Sethi wieder.
    Er rief nach seinem Schreiber und seinem Haushofmeister, um dem einen eine Gästeliste mit Namen für die Hochzeitsfeierlichkeiten zu diktieren und dem anderen die Vorbereitungen für dieses Fest aufzubürden. Anschließend begab er sich zu den Gemächern seines königlichen Neffen, um ihn und seine Gemahlin persönlich einzuladen. Es war nur eine Geste der Höflichkeit, denn Sethi wusste, dass der Pharao solche Einladungen niemals wahrnahm.
    Ramses war einigermaßen überrascht, als sein Onkel ihm von seiner bevorstehenden Vermählung mit der Tochter des vierten Amun-Propheten berichtete, und nahm die Einladung dankend an. Sethi war darüber verblüfft, verneigte sich gehorsam und zog sich wieder in seine Gemächer zurück.
    Eigenhändig verfasste er noch am selben Tag eine Botschaft an Ramose, die er durch einen ihm treu ergebenen Diener nach Memphis befördern ließ. Ramose sollte sich darum kümmern, dass es während der Expedition zu einem tragischen Unglück kam.
    Noch vor Beginn des Opet-Fests wurde Senehat offiziell Sethis Gemahlin und damit zur Herrin über seinen Haushalt. Am gleichen Abend gab der Prinz ein rauschendes Fest, zu dem auch Ramses und Isis für kurze Zeit erschienen, nicht aber der Hohepriester des Osiris und dessen Gemahlin. Einem spontanen Einfall folgend, hatte Sethi die beiden Priester ebenfalls eingeladen. Er wollte Ramses damit zeigen, dass ihm nichts mehr an Meritusir lag. Amunhotep hatte ihm jedoch in einer knappen Botschaft für die Einladung gedankt, sein und Meritusirs Kommen aber wegen einer Festlichkeit zu Ehren von Osiris abgesagt.

SIEBENUNDZWANZIG
     
     
     
     
     
     
     
    Mit dem Ende der Überschwemmungszeit zog sich der Nil wieder in sein Bett zurück. Je tiefer die Flotte des Pharaos nach Süden vordrang, umso leichter war das Vorankommen, da die Strömung nicht mehr so stark und heftig war. In Abu Simbel machte

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