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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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trat einen Schritt zurück. »Keiner, Herr. Ich langweile mich aber zu Tode. Ich sitze den ganzen Tag nur herum und warte darauf, dass ich dir beim Ankleiden behilflich sein darf oder für dich dein Essen aus der Küche holen soll ...«
    »Ach, fühlst du dich nicht ausgelastet?«, unterbrach er sie in sarkastischem Ton. »Da kann ich Abhilfe schaffen. Ich werde nachher mit Hekaib sprechen. Mein Haushofmeister wird schon genügend Aufgaben für dich finden, damit dir die Zeit nicht zu lang werden wird. Ist es das, was du willst?« Seine dunkelbraunen Augen funkelten Satra an.
    Unbeirrt hielt sie seinem Blick stand. »Nein, das ist es nicht! Du weißt genau, was ich meine. Es ist sicher nicht unter meiner Würde ...«
    »
Unter deiner Würde?
«, fuhr er abermals dazwischen und zog belustigt die Augenbrauen in die Höhe.
    »... diese und andere Arbeiten zu tun«, setzte Satra unbeirrt fort. »Sie entsprechen nur nicht im Geringsten meinem Können und meinen Fähigkeiten. Du selbst weißt, dass ich vom Großen Gott Osiris erwählt wurde, dem Pharao zu dienen und ihm mit meinem Wissen und Können zur Verfügung zu stehen. Ich glaube kaum, dass Osiris damit gemeint hat, ich sollte Hausarbeit verrichten. Das kannst du jeder Bäuerin beibringen. Ich aber, ich kann mehr!« Wütend starrte sie ihn an.
    Nachdenklich musterte er sie.
    Satras große grüne Augen waren starr auf ihn geheftet und schossen kleine wütende Blitze in seine Richtung. Ihre Nase war gerade, und ihre vollen, verführerischen Lippen bebten leicht. Sie hatte die Augenbrauen ärgerlich zusammengezogen und ihr Kinn in die Höhe gereckt, das nicht mehr so spitz war, seitdem sie wieder regelmäßig und ausreichend zu essen bekam.
    Sie ist hübsch, stellte er mit einem Mal verblüfft fest, doch er lenkte seine Gedanken wieder auf das, was sie ihm gerade an den Kopf geworfen hatte.
    Eigentlich müsste er darüber zornig sein und sie bestrafen lassen. Sie hatte nicht das Recht, in solch einem Ton mit ihm zu reden oder Forderungen zu stellen. Irgendwie ertappte er sich aber immer öfter dabei, dass er bei Satra die Zügel schleifen ließ.
    Er räusperte sich. »Geh und leg dich auch einen Moment schlafen. Wir sprechen heute Abend darüber, nachdem ich gegessen habe.« Versöhnlich nickte er ihr zu und setzte sich wieder auf sein Bett.
    Satra hingegen stand noch einen kurzen Moment unschlüssig da und verschwand schließlich im Garten. Sie war viel zu aufgebracht. Vielleicht würde ein kleiner Spaziergang durch den herrlichen Park des Anwesens sie wieder beruhigen. Zum Schlafen war immer noch Zeit.

SIEBEN
      
     
     
     
     
     
     
    Gelangweilt starrte der nubische Bettler auf das bunte Markttreiben. Er lehnte mit der rechten Schulter am Pfosten eines Standes, dessen Besitzer frisches Gemüse verkaufte, und knabberte an einer Zwiebel. Missmutig hatte ihn der Händler beäugt und ihn davonjagen wollen, weil er befürchtete, der Mann wolle einen günstigen Moment nutzen, um ihn zu bestehlen. Der vermeintliche Bettler, ein Medjai, hatte ihm jedoch nur einen kalten, herrischen Blick zugeworfen, der dem Kaufmann das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Das augenscheinliche Desinteresse des Medjai war nur Schein. In Wahrheit beobachtete er mit wachsamen Augen einen mittelgroßen syrischen Schreiber, der ein paar Stände weiter seit einiger Zeit mit einem Verkäufer über den Tauschwert eines neuen Umhangs verhandelte.
    Zwei Jahre zuvor hatte der Prozess gegen den thebanischen Kaufmann Senbi und dessen Dienerin in der südlichen Königsstadt für Aufsehen gesorgt. Es war Senbi zur Last gelegt worden, seiner Dienerin den Befehl erteilt zu haben, einen unliebsamen Konkurrenten mittels Gift in den Schönen Westen zu schicken. Das Ganze war aufgeflogen und die Frau festgenommen worden. Senbi hingegen hatte rechtzeitig fliehen können und war bis heute nicht dingfest gemacht worden. Aufgrund ungeheuerlicher Anschuldigungen seitens der Dienerin, die von Senbis Haushofmeister bestätigt worden waren, waren sowohl Senbi als auch zwei seiner Gefolgsleute in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Wesir Nehi hatte daraufhin dem inzwischen zum Obersten Richter Thebens ernannten Thotmose den Befehl erteilt, die Bezugsquelle des Giftes in Erfahrung zu bringen – eine Aufgabe, die sich als äußerst schwierig erwies.
    Nach zwei Monaten des erfolglosen Forschens hatte Thotmose schließlich zu einer List gegriffen, woraufhin zwei Männer festgenommen werden konnten, die

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