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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Paheris Hilfe, dachte Ipuwer und sah zum Pharao, der sich mit Amunhotep an der Seite wieder zurück zum Tempelbezirk begab. Wenn erst einmal diese Dienerin aus dem Weg geräumt ist, kommt das Jüngelchen dran, und dann habe ich endlich mein Ziel erreicht. Ich muss Ramses nur immer im Glauben lassen, dass ich mich gewandelt habe und nicht mehr gegen seinen Einzigen Freund intrigiere.
    Damit setzte auch er sich in Bewegung und folgte ihnen.
     
    * * *
     
    Nach seiner Ankunft in Theben, begab sich Ramses als Erstes ins Königstal, um das Haus der Ewigkeit seines Vaters in Augenschein zu nehmen.
    Alles war wieder aufgeräumt. Sämtliche Schäden, die diese gottlosen Räuber angerichtet hatten, waren beseitigt. Die verbliebenen Grabbeigaben hatten die Priester wieder an ihren rechtmäßigen Platz gestellt, und Ramses verfügte, dass noch einige aus seiner eigenen Schatzkammer hinzukommen sollten. Die geschändeten Reste der königlichen Mumie waren sorgsam neu in Binden gewickelt und zurück in den wunderschönen Sarkophag aus schwarzem Granit gelegt worden, der bis auf den Deckel wie durch ein Wunder unversehrt geblieben war. Die zu Asche verbrannten Teile waren aufgefegt worden, und in einer feierlichen Zeremonie wollte Ramses sie am kommenden Tag dem Nilgott Hapi anvertrauen.
    Traurig stand er in der Hauptkammer und blickte zu dem riesigen Sarkophag seines Vaters. Die Tränen traten ihm in die Augen bei der Erinnerung an die Grausamkeit, die der königlichen Mumie angetan worden war.
    Wie bösartig konnten die Menschen doch sein, dachte er und wandte sich dem Hohepriester des Amun-Re zu.
    »Weiht diese Stätte wieder, Nesamun, damit alles Böse von hier verschwindet. Sprecht Beschwörungsformeln, die alles Übel in der Zukunft fernhalten sollen von der letzten Ruhestätte meines zu Osiris gewordenen Vaters!«
    Er legte einen Strauß Blumen auf den inneren Sarg und verließ das Grab.
     
    * * *
     
    Amunhotep hatte sein Anwesen in Theben bezogen, was seit seinem Umzug nach Abydos kaum noch in Benutzung war. Während sich Ramses um Regierungsgeschäfte kümmerte, widmete er sich der Änderung der Baupläne für den Tempel des Herrschers in Abydos.
    Satra hatte den Vorschlag gemacht, das Heiligtum des Königs bis an den Felsen heranzubauen, sodass der hintere Bereich des Allerheiligsten bereits aus dem Gestein geschlagen werden musste. In dieser sogenannten Osiris-Halle sollte sich der Zugang zum Westlichen Haus des Herrschers befinden, der nach Ramses’ Beisetzung mit einem Standbild des Osiris verschlossen werden sollte. Die Statue und die um sie herum errichteten Säulen sollten die statisch wichtigen Punkte für das Tempeldach der Osiris-Halle sein. Somit wäre es nur möglich an das Grab des Königs zu gelangen, wenn man zuvor das Dach und die Deckenbalken sowie die Säulen und die Statue abgetragen hätte. Sowohl Ramses als auch er waren sich einig darüber, dass so etwas nicht unbemerkt geschehen konnte.
    Als er sich am vierten Tag seines Aufenthalts über die Mittagszeit für eine Weile hinlegen und schlafen wollte, kam Satra auf ihn zu und sprach ihn an.
    »Herr, warum schließt du mich von allem aus? Seitdem ich dir gesagt habe, wer ich bin, und dir meinen Entwurf gegeben habe, beachtest du mich nicht mehr. Ich bin plötzlich Luft für dich. Ich darf auch nicht mehr in deiner Nähe sein, wenn du zu arbeiten hast. Was ist passiert? Habe ich irgendetwas falsch gemacht?« Sie stand vor ihm im Schlafgemach und war sichtlich aufgebracht.
    Verblüfft sah er sie an. »Welch böser Dämon ist in dich gefahren?« Gähnend setzte er sich auf die Kante seines Bettes. »Geh und lass mich in Ruhe. Ich bin erschöpft und habe keine Lust, meiner Dienerin Rechenschaft über Dinge abzulegen, worüber ganz allein ich entscheide!« Er sah sie müde an und klang verärgert.
    Mürrisch verzog Satra das Gesicht, drehte sich ruckartig um und wollte aus dem Schlafgemach rennen, doch seine scharfe Stimme hielt sie zurück.
    »Satra!«
    Sie verharrte im Türrahmen und drehte sich langsam zu ihm um.
    Amunhotep war von seinem Bett aufgestanden, und der Zeigefinger seiner rechten Hand wies auf den gefliesten Boden vor seinen nackten Füßen.
    »Komm sofort zurück!«
    Wenn auch widerwillig, trat Satra näher und blieb kurz vor ihm stehen, starrte ihm aber trotzig ins Gesicht.
    »Welch böser Dämon ist in dich gefahren?«, brummelte er erneut, packte ihre Schultern und schüttelte sie.
    Unwirsch machte sich Satra aus seinem Griff los und

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