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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Amunhotep und richtete alsdann seine Gedanken auf das, was er und der König soeben von Satra erfahren hatten. »Sie scheint einiges über unser Leben zu wissen. Über den tieferen Sinn unseres Totenkults hat sie allerdings keinerlei oder nur vage Kenntnis. Dennoch hat Satra uns den Weg gewiesen, wie wir deinen Körper für die Ewigkeit erhalten und dir die Möglichkeit geben werden, nach deinem Tod zu deinem göttlichen Vater zu gelangen. Anscheinend ist das nämlich schon lange keinem Herrscher mehr geglückt.«
    Er machte eine Pause und schaute nachdenklich zu Ramses.
    »Ich glaube, nun kenne ich den Wunsch des Großen Gottes Re. Die Götter wollen, allen voran Amun-Re, der durch den Großen Gott Osiris zu Deiner Majestät, zu mir und zu Satra gesprochen hat, dass endlich wieder ein Herrscher in ihren Schoß zurückkehrt, und er hat dich erwählt, Majestät. Du wirst mit Hilfe dieser Frau deine Reise zu den Göttern und deine ewige Fahrt in der himmlischen Sonnenbarke nach deinem Tode antreten.« Amunhoteps Augen leuchteten glücklich auf, und er fiel vor Ramses’ Stuhl auf die Knie. »Majestät«, sagte er tief bewegt, »ich bin unendlich stolz, dass ich ebenfalls auserwählt wurde, den Wunsch der Götter für dich, meinen Herrn, zu erfüllen. Ich danke für diese Gnade.«
    Ramses war ebenfalls ergriffen. »Amunhotep, du weißt, ich vertraue dir, obwohl mein zu Osiris gegangener Vater mir einst riet, nur meinem Herzen und meinem Verstand zu vertrauen. Erhebe dich wieder. Da wir nun den göttlichen Wunsch des Re erkannt haben, lass uns gemeinsam ans Werk gehen. Ich will sicher sein können, alles getan zu haben, damit Meine Majestät nach dem Tode ewig in der Gesellschaft der Götter weiterlebt.« Ramses stand hinter seinem Schreibtisch auf. »Schon morgen werde ich zurück nach Abydos reisen, und du und Satra, ihr werdet mich begleiten!«
     
    * * *
     
    Am nächsten Morgen setzte sich die königliche Barke gefolgt von ein paar weiteren Booten in Richtung Süden in Bewegung. Die Schiffsführer hatten die Segel gesetzt, um den aus dem Norden kommenden Wind zu nutzen; trotzdem mussten die Ruderknechte in die Riemen greifen, da der Pharao so schnell wie möglich in das Obere Königreich zurückkehren wollte.
    In der heiligen Stadt des Osiris machte die kleine Flotte für zwei Tage Halt. Amunhotep wollte sich um dringende Aufgaben kümmern, die während seiner Abwesenheit liegengeblieben waren oder seiner alleinigen Entscheidungsbefugnis bedurften. Gemeinsam mit dem Pharao, Ipuwer und Netnebu besichtigte er die Baustelle des Tempels, wo in der Zwischenzeit die Sanktuarien fertiggestellt worden waren und die Handwerker mit dem Bau der Halle des Osiris begonnen hatten.
    Ramses war mit dem Fortschritt zufrieden, ließ aber zur Verwunderung von Ipuwer und Netnebu alle Arbeiten stoppen, ohne dafür einen Grund anzugeben.
    »Ist etwas nicht zur Zufriedenheit Seiner Majestät?«, raunte der Schatzmeister Amunhotep zu.
    Dieser zuckte nur mit den Schultern. »Pharao wird seine Gründe haben, die er seinen Priestern nicht mitteilen muss.«
    Ergeben neigte Ipuwer den Kopf und erwiderte nichts weiter darauf. Über kurz oder lang würde er es erfahren.
    Fast ein Jahr hatte er sich nun schon still verhalten. Nach außen hatte er den Anschein vermittelt, sich endgültig damit abgefunden zu haben, dass nicht er der neue Oberpriester geworden war. Des Herrschers Drohung, ihn nach Siwa zu versetzen, hatte Ipuwer veranlasst, sich fortan demütig und ergeben zu zeigen, denn das wäre die schlimmste Strafe, die sich der ehrgeizige Schatzmeister vorstellen konnte. In Siwa gab es nur Sand, Skorpione und Schlangen. Auch wenn Abydos Provinz war, war es dennoch nicht weit vom mächtigen Theben entfernt. Wann immer man wollte, konnte man die südliche Königsstadt schnell erreichen.
    Er hatte die Zeit genutzt, um sich auf die Verwirklichung seines Lebenstraums vorzubereiten. Niemand war je auf die Idee gekommen, ihn mit dem Anschlag auf Amunhotep in Verbindung zu bringen. Zudem schienen die Ermittlungen zum Erliegen gekommen zu sein und allmählich im Sand zu verlaufen. Er hatte Paheri noch einmal an seinen Schwur erinnert, den dieser ihm einst gegeben hatte. Allerdings war damit bereits der Kreis jener erschöpft, die ihm bei seiner Intrige gegen Amunhotep behilflich sein konnten. Keiner der anderen Priester kam infrage. Zudem fürchtete Ipuwer, dass er an den Falschen geraten könnte, der ihn verraten würde.
    Ich schaffe es auch nur mit

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