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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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ein Gehilfe vom Herrn Paheri.«
    »Ist dieser Turi auch ein Wab?«
    »Nein, Erhabener, er ist ein leibeigener Diener wie ich.«
    Aufmerksam musterte Thotmose die Frau, die vor ihm stand. »Was ist dieser Paheri für ein Mensch?«
    Erstaunt sah Satra den Richter an. »Herr, es steht mir nicht zu, mir darüber ein Urteil zu erlauben. Paheri ist ein hoher Priester, und ich bin nur eine verurteilte Leibeigene«, erinnerte sie ihn, und um Thotmoses Mundwinkel zuckte ein Lächeln.
    »Es zeichnet dich als treue und ergebene Dienerin aus, dass du so darüber denkst, Satra. Ich will aber trotzdem deine Meinung über ihn erfahren!«
    Verlegen trat Satra von einem Fuß auf den anderen. »Also gut.« Sie seufzte. »Paheri ist, denke ich, ein guter Mensch. Er hat meine Wunden versorgt, als ich nach Abydos kam, und Turi erzählte mir, dass mein Gebieter, der Oberpriester Amunhotep, ihm sein Leben verdankt. Der Oberste Arzt war es, der nach dem brutalen Überfall seine gefährliche Schädelverletzung behandelt hat. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Das genügt auch.« Thotmose war aufgestanden. »Du weilst mit deinem Gebieter zusammen in Theben?«
    »Bis auf Weiteres, ja, Hoher Herr.«
    »Wohnt Amunhotep im Palastbezirk oder hat er sein Anwesen in der Stadt bezogen?«, erkundigte sich Thotmose, und Satra antwortete, dass der Oberpriester in seinem Privathaus wohne. »Dann richte ihm aus, dass ich ihn zu gegebener Zeit ebenfalls sprechen muss.« Er musterte sie. »Du wartest jetzt hier, bis der Schreiber das Protokoll fertiggestellt hat. Er wird es dir vorlesen. Wenn alles so niedergeschrieben wurde, wie du es gesagt hast, wirst du es mit dem Abdruck deines rechten Daumens bestätigen. Anschließend kannst du gehen. Hast du das verstanden, Satra?«
    Sie nickte und räusperte sich. »Darf ich es auch selbst lesen und mit meinem Namen zeichnen?«, entgegnete sie und amüsierte sich in ihrem Innersten über das ungläubige Gesicht des Obersten Richters.
    »Meinetwegen. Wenn du das kannst ...« Verwirrt verließ Thotmose den Raum.
    Nachtanch und der Schreiber folgten ihm.
    Nachdem Satra mit dem wachhabenden Medjai wieder alleine war, setzte sie sich mit angezogenen Beinen auf den Boden und dankte als Erstes Osiris, dass der Aufenthalt im thebanischen Gefängnis dieses Mal so glimpflich für sie gelaufen war. Anschließend begann sie darüber nachzugrübeln, warum sich Pharaos Ordnungshüter für Dedi interessierten.
    Hatte er sich etwas zuschulden kommen lassen? Und warum wollte Thotmose von ihr wissen, was Paheri für ein Mensch sei?
    Grübelnd stützte sie den Kopf in die linke Handfläche und dachte angestrengt nach, doch sie konnte keinen Zusammenhang zwischen dem Heilkundigen und dem Wab-Priester herstellen. Das Einzige, was die beiden verband, war, dass Dedi in Paheris Diensten gestanden hatte.
    Kurze Zeit später wurde sie in ihren Überlegungen durch den Schreiber gestört, der, mit einer Rolle in der Hand, wieder in den Raum trat und ihr diese reichte.
    Aufmerksam las sie das Gekritzel des Gefängnisbeamten und unterschrieb es mit ihrem kemitischen Namen. Sie reichte dem Mann das Dokument zurück und wurde von dem Wachposten aus dem Gefängnis geführt.
     
    * * *
     
    »Wo hast du dich herumgetrieben?«, fuhr Amunhotep Satra mürrisch an, als sie endlich vor ihm in seinem Arbeitszimmer stand. »Ich hatte dir den Auftrag erteilt, die Schriftrolle zum Palast zu bringen und sofort wieder zurückzukommen!« Zwischen seinen Augenbrauen begann sich eine tiefe Falte zu bilden.
    »Verzeih mir, Herr, aber ich wurde von zwei Medjai auf dem Marktplatz festgenommen und ins Gefängnis gebracht«, erklärte sie ihre Verspätung. »Der Oberste Richter hatte ein paar Fragen an mich.«
    Entgeistert schaute Amunhotep sie an. »Du wurdest ins Gefängnis gebracht und von Thotmose befragt? Was wollte er von dir?«
    »Es ging um Dedi, den ich kurz zuvor auf dem Markt getroffen habe. Dedi tat zwar, als ob er mich nicht kennen würde. Ich bin mir aber sicher, dass er es war, auch wenn er mit einer Perücke und einem Kinnbart völlig verändert aussieht.«
    »Dedi ist hier?« Amunhotep zuckte mit den Schultern. »Warum auch nicht. Vielleicht gefällt ihm das Leben in Theben besser als in Abydos.« Er strich sich nachdenklich über seinen kahl geschorenen Kopf. »Warum aber will Thotmose etwas über Dedi wissen?« Fragend blickte er wieder zu Satra auf, die unschlüssig die Schultern hob.
    »Ich habe keine Ahnung, Herr. Die Augen des Obersten

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