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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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der Räume gebracht, die für Verhöre vorgesehen waren. Dort setzte sie sich mit angezogenen Knien in eine Ecke und wartete darauf, dass ihr jemand sagen würden, wessen man sie beschuldigte. Kurz warf sie der an der Tür stehenden Wache einen Blick zu und starrte anschließend auf den festgestampften Boden zu ihren Füßen.
    Was wollte man nur von ihr?
    Sie war auf dem Weg zu Amunhoteps Anwesen gewesen, als man sie auf dem Marktplatz festgenommen hatte.
    Nachdem sie sich bei Amunhotep beschwert hatte, hatte er ihr mit Zustimmung des Pharaos erlaubt, an der Planung der königlichen Grabstätte mitzuwirken. Es gab sehr viel zu tun. Derzeit steckten sie noch in den Anfängen. Einige Pläne mussten komplett geändert werden, um die Statik des zukünftigen Heiligtums nicht zu gefährden. Andere warteten darauf, überhaupt erst einmal durchdacht und erstellt zu werden. Immerhin sollte sich unterhalb des Tempelbodens Ramses’ Grabmal befinden, was in der ursprünglichen Bauplanung keine Berücksichtigung hatte finden können, da der Tempel der Millionen Jahre nie als Ort des Ewigen Hauses hatte dienen sollen. Ramses hingegen verlangte, in regelmäßigen Abständen über den Fortschritt der Arbeiten unterrichtet zu werden. Deshalb hatte Amunhotep sie am heutigen Tag mit einer Schriftrolle zum Palast geschickt
    Die Tür ging auf, und ein großer dunkelhäutiger Mann in der Tracht der Medjai erschien. Als er die Festgenommene erblickte, blieb er stehen und musterte sie. Sie schien ihm bekannt. Nachtanch konnte sich jedoch nicht erinnern, woher. Erst als sie sich erhob und in ihrer vollen Größe vor ihm stand, dämmerte es ihm, wer sie war.
    »Dir scheint es hier bei uns zu gefallen«, meinte er grinsend und setzte sich schwungvoll auf den einzigen Stuhl, der sich im Raum befand.
    »Was habe ich getan, dass man mich wie eine Verbrecherin hierher schleift?«, erwiderte Satra gereizt und warf dem Nubier einen flammenden Blick aus ihren grünen Augen zu.
    »Nichts! Du scheinst nur jemanden zu kennen, über den wir gerne etwas erfahren würden.«
    »Ach, über Dedi?« Satra klang überrascht, während Nachtanch erstaunt zu ihr aufblickte.
    »Dedi? – Einen Dedi kenne ich nicht. Der Mann, den ich meine, ist ein syrischer Schreiber namens Ib.«
    Satra wollte etwas erwidern, als die Tür erneut aufschwang, und der Oberste Richter von Theben eintrat.
    Nachtanch sprang von seinem Stuhl auf und verneigte sich ehrfürchtig, während sich Thotmose setzte. Der ihn begleitende Gefängnisschreiber ließ sich derweil zu seinen Füßen nieder, um das Verhör aufzuzeichnen.
    Als Thotmose in der festgenommenen Frau Satra erkannte, schüttelte er nur leicht den Kopf. Sie schien immer wieder seinen Weg zu kreuzen. In gewisser Weise verdankte er ihr seine Beförderung zum Obersten Richter von Theben.
    »Du kennst einen Syrier namens Ib, der als Schreiber hier in Theben arbeitet?«, hob er an, und Satra schüttelte den Kopf.
    »Nein, Hoher Herr, aber wenn du den Syrer meinst, dem ich heute auf dem Markt begegnet bin, dann hast du recht. Den kenne ich. Doch sein Name ist nicht Ib, sondern Dedi, und er ist auch nicht Schreiber, sondern ...« Sie unterbrach sich und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf.
    »Sondern was, Satra? So ist doch dein Name, habe ich recht?«
    Satra bejahte. »Er mag jetzt Schreiber sein, ehrwürdiger Richter, doch zuvor war er Wab-Priester im Osiris-Tempel in Abydos.«
    »Im Tempel von Abydos?« Thotmoses Stimme klang sichtlich überrascht. »Warum ist er jetzt in Theben, zudem als Schreiber bei einem Kaufmann beschäftigt?«, fragte er.
    »Das weiß ich nicht. Ich erinnere mich, dass er an Bord der Barke war, als man mich nach Theben ins Gefängnis brachte. Als ich wieder zurück in den Tempel kam, war er nicht mehr da. Man erzählte mir, dass er keine Lust mehr gehabt hätte, sein Leben als einfacher Wab zu fristen, und deshalb den Tempel verlassen hat.«
    »War er als Wab-Priester für einen bestimmten Priester tätig oder hat er für alle arbeiten müssen?«
    »Dedi diente dem Herrn Paheri, dem Obersten Arzt im Haus des Lebens«, erwiderte Satra und bemerkte, wie ihre Antwort die Augen des Richters aufleuchten ließ.
    »Er hat im Lebenshaus gearbeitet?«, hakte Thotmose noch einmal nach. »Sage mir, gibt oder gab es noch andere Diener oder Gehilfen, die in Paheris Diensten stehen oder gestanden haben?«
    »Wer ihm früher einmal gedient hat, entzieht sich meiner Kenntnis, Herr. Es gibt noch Turi. Turi ist ebenfalls

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