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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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allerdings wenig zur Aufklärung beigetragen hatten. Ein syrischer Schreiber stellte die letzte Hoffnung dar, endlich an die Hintermänner des verbotenen Handels heranzukommen. Seit knapp eineinhalb Jahren waren sie nun hinter diesem Mann her, von dem sie bisher nur wussten, dass er ein Schreiber syrischer Abstammung war, der auf den Namen Ib hörte. Er war stumm und kam aus einem kleinen Dorf im Delta des Nil.
    Der Syrer schien endlich handelseinig geworden zu sein und reichte dem Händler ein kleines Säckchen, wofür ihm der Mann einen neuen bunten Wollumhang aushändigte. Dann schlenderte er weiter und betrachtete dabei die Stände der anderen Verkäufer, die alles feilboten, was das Herz begehrte.
    Der als Bettler verkleidete Medjai folgte ihm in großem Abstand, aber der Syrer schien sich in Sicherheit zu wiegen, nachdem er einmal verhört und wieder auf freien Fuß gesetzt worden war. Er verweilte erneut an einem Stand und betrachtete und befühlte die feinen Lederarbeiten.
    Anscheinend will er sich komplett neu einkleiden, dachte der nubische Wachmann verärgert und stellte sich seitlich hinter einen Stand mit Töpfen und Geschirr.
    Sein Blick schweifte über den Markt und blieb an einem hochgewachsenen, kahl geschorenen Diener haften, der um seinen linken Oberarm den kupfernen Reif eines zu Leibeigenschaft und Zwangsarbeit Verurteilen auf Lebenszeit trug. Der Mann stand mit dem Rücken zu dem Medjai, sodass dieser sein Gesicht nicht sehen konnte, und starrte unentwegt zu dem syrischen Schreiber.
    Der Medjai wurde wachsam.
    Nach einer Weile ging der Mann auf den Syrer zu und sprach ihn an. Überrascht drehte sich der Schreiber um und tat völlig ahnungslos, so als ob er den Diener noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hätte.
    Der Wachmann hätte allerdings schwören können, dass er den Kahlköpfigen erkannt hatte.
    Endlich!, durchfuhr es den Medjai. Endlich haben wir jemanden gefunden, der diesen Ib zu kennen scheint.
    Der Kahlköpfige redete auf den Syrer ein, während dieser mit abwehrenden Gesten das Gespräch zu beenden suchte und ihn davonjagen wollte. Dann endlich hatte er es geschafft. Er drängte sich an dem Diener vorbei und verschwand eiligst im Gewühl der Masse. Ratlos drehte sich der Leibeigene um und sah ihm kopfschüttelnd hinterher.
    Dem Medjai blieb vor Erstaunen der Mund offen stehen.
    Es war gar kein Mann. – Es war eine Frau!
    Suchend sah sich der Wachmann nach dem Syrer um, aber er war bereits im Trubel des Marktes verschwunden.
    Zügig kam er hinter dem Töpferstand hervor und steuerte auf zwei seiner Kameraden zu, die unweit von ihm das Markttreiben überwachten. Jeder der beiden hatte einen kräftigen Knüppel in der Hand und einen Dolch in seinem Gürtel stecken. Er trat auf sie zu und befahl ihnen, die kahlköpfige Frau festzunehmen und ins Gefängnis zu seinem Hauptmann Nachtanch zu bringen. Dann verschwand er in die Richtung, die der syrische Schreiber eingeschlagen hatte, um ihn zu suchen.
    Derweil traten die beiden Medjai auf die besagte Frau zu und packten sie derb an den Oberarmen.
    »Was wollt ihr von mir?«, rief Satra überrumpelt aus und versuchte, sich aus dem Griff der Wachmänner zu lösen.
    »Das wirst du noch früh genug erfahren«, antwortete einer der beiden. »Wir bringen dich jetzt erst mal ins Gefängnis.«
    Bei der Erwähnung des thebanischen Gefängnisses stand Satra das blanke Entsetzen im Gesicht. Unwillkürlich begann sie am ganzen Leib zu zittern, doch gegen die beiden Nubier hatte sie keine Chance. Sie hatten sie in ihre Mitte genommen und zerrten sie mit sich über den Markt. Ergeben ließ sie es geschehen, da sie erkannte, dass es sinnlos war, sich dagegen zu sträuben.
    Die Händler und Marktfrauen, die Diener und Dienerinnen, die für ihre Herrschaften einkaufen waren, blieben stehen und äugten neugierig zu ihnen hinüber.
    Verschämt senkte Satra den Kopf und starrte auf das Pflaster des Platzes.
    »Die hat wahrscheinlich gestohlen«, raunte eine alte Frau einer anderen zu.
    »Ist das verwunderlich?«, fragte diese brüsk zurück. »Sieh doch, sie trägt den Kupferreif mit dem Sperling. Wer weiß, was sie angestellt hat, dass sie verurteilt wurde.« Hochmütig warf sie den Kopf in den Nacken. »Ich sage es doch immer: Einmal ein Verbrecher, immer ein Verbrecher!« Sie sah zu der alten Frau, die zustimmend nickte. Dann wandten sich beide wieder ihren Einkäufen zu und hatten schon bald die festgenommene Frau wieder vergessen.
    Satra wurde in einen

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