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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Date oder ein Rendezvous.
    Warum musste ich mich auch so herausputzen!, schalt sie sich still. Amunhotep denkt sicherlich, dass ich etwas von ihm will.
    Was ja auch stimmt!
, fügte ihre innere Stimme naseweis hinzu.
    Ja, dachte sie. Er soll mich aber nicht für eines von diesen Bierhausmädchen halten, das leicht zu haben ist. Und außerdem hat mich gerade mein Mut verlassen.
    Feigling!
    »Nun, Meritusir, dann greife zu und lass es dir schmecken«, ermunterte sie Amunhotep, der von ihren Gedankengängen nichts ahnte.
    Zum ersten Mal sah Meritusir ihn an. Sie wollte ihm für die freundliche Einladung danken, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Also räusperte sie sich und trank verlegen einen Schluck des kühlen Weins.
    »Danke, Herr, dass du mir erlaubst, mit dir zu speisen«, brachte sie schließlich heraus, und Amunhotep lächelte ihr zu.
    »Das ist wohl das Mindeste, was ich tun muss, um mich bei dir zu bedanken. Du hast alles versucht, um meine Unschuld zu beweisen.«
    Ja, das habe ich, dachte Meritusir und senkte erneut verlegen den Blick.
    Sie war jetzt schon so lange in Kemi, aber noch immer war es ihr peinlich, von Amunhotep gelobt zu werden, vor allem, wenn er es im Beisein anderer tat. Eigentlich war es in dieser Zeit völlig normal, mit seinen eigenen Leistungen zu prahlen und sich vor anderen in Pose zu setzen. Dennoch blieb sie lieber bescheiden im Hintergrund.
    Amunhotep war ihr Zaudern nicht entgangen. Still schmunzelte er in sich hinein. Sie war wirklich anders als die Menschen des Schwarzen Landes, und trotzdem war sie ihnen in vielen Dingen so gleich.
    Was mochte das nur für eine Welt sein, aus der sie kam? Vielleicht würde er heute Abend ein paar Antworten von ihr erhalten.
    Um die Situation zu entspannen, griff er nach einem Stück Geflügel und biss hinein. Aufmunternd zwinkerte er ihr zu, ebenfalls zuzugreifen.
    Noch immer etwas verhalten, bediente sich Meritusir von dem Ragout und verspeiste es zusammen mit einem Stück Brot. Dabei starrte sie vor sich auf den Tisch und schwieg.
    »Du wärst sicher noch gerne in Theben geblieben, um dir den Auszug des Großen Gottes Amun anzusehen?«, begann Amunhotep kauend eine zwanglose Unterhaltung und sah fragend zu ihr hinüber.
    Meritusir nickte. Sie war ihm dankbar, dass er versuchte, die Situation zu entspannen. Noch immer war sie völlig verkrampft. Warum, das konnte sie selbst nicht sagen. Schüchtern war sie noch nie gewesen, zumindest nicht in ihrer Zeit. Vielleicht hatte sie einfach nur Angst, etwas Falsches zu tun.
    Mit der Zeit fiel die Anspannung von ihr ab, und es dauerte nicht lange, bis sich eine ungezwungene Unterhaltung entspann, in der auch Meritusir etwas von sich zu erzählen begann. Amunhotep erfuhr, dass sie nach ihrer Schulausbildung, die zwölf Jahre gedauert hatte und somit von der Zeit her der in Kemi glich, den Beruf eines Maurers ergriffen hatte und in dieser Zeit auch praktisch tätig gewesen war. Er verschluckte sich beinahe an dem Gebäckstück, das er sich gerade in den Mund geschoben hatte, als sie ihm das erzählte. Nun war ihm endlich klar, warum sie über ein hervorragend bauliches Verständnis verfügte.
    »Sind in deiner Zeit viele Frauen als Maurer tätig?«, wollte er verwirrt von ihr wissen, und sie lachte auf.
    »Aber nein, mein Herr, dass wohl eher kaum. Wenn man aber, so wie ich, sich auf diesem Gebiet weiterbilden möchte, muss man ganz klein anfangen. Das ist genauso wie bei einem Priester.« Ihre Augen lachten ihn schelmisch an.
    »Also hast du danach alle Schriften studiert, die sich mit dem Bauen befassen?«
    »Alle sicherlich nicht. Ich wurde aber von sehr guten Lehrern unterrichtet, die mir eine Menge Wissen vermittelt haben, sodass ich in meiner Zeit eine gute Baumeisterin geworden bin.«
    Amunhotep nickte verstehend und dachte einen Moment lang nach. »Und sicherlich möchtest du jetzt von sehr guten Priestern unterrichtet werden, habe ich recht?«
    »Ja, Herr, das ist mein größter Wunsch. Ich möchte alles lernen, aber nicht nur über das Errichten von Tempeln, sondern auch über die Götter, über das Leben hier in deiner Zeit, über die großen Herrscher und ihre Taten, doch vor allem möchte ich in das geheimste Wissen eingeweiht werden.« Meritusirs Augen begannen sehnsüchtig zu leuchten. »Bitte, Gebieter, erlaube es mir.«
    »Alles zu seiner Zeit«, bremste Amunhotep ihren Wissensdrang. »Du hast bewiesen, dass du gewillt bist, dich den Anforderungen einer Priesterin zu stellen. Wie du

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