Der Wunsch des Re
versuchten Vergewaltigung bezichtigte und mich die Soldaten in eine kleine Zelle sperrten, über vieles nachgedacht, auch über dich. Bintanat hatte mir unterstellt, dass ich mich in dich verliebt hätte und sie deshalb verschmähen würde. Ich habe lange darüber nachgesonnen, und mir ist klar geworden, dass das wirklich stimmt.« Er machte eine Pause und versuchte, Meritusirs Gesicht zu erkennen, doch es war unmöglich. Der Raum war zu dunkel. »Ich möchte dich zu nichts drängen, allein weil ich weiß, was man dir angetan hat. Ich möchte dir aber sagen, dass ich dich liebe und dass ich mit dir zusammenleben will.« Er ließ ihre Hand wieder los.
Es folgte eine quälend lange Pause, die eine Ewigkeit zu dauern schien.
»Danke, Herr, dass du mir so ehrlich deine Gefühle gestanden hast«, antwortete Meritusir endlich und sah ihn an. »Auch ich weiß seit jenem Tag, als ich Rerut aus deinem Schlafgemach kommen sah, dass ich dich liebe, ohne es vorher geahnt zu haben.« Sie lachte auf, und im selben Moment traten ihr Tränen in die Augen. Sie schluckte und fügte mit erstickter Stimme hinzu: »Wir scheinen beide ziemlich blind unseren Gefühlen gegenüber gewesen zu sein.« Sie schniefte und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht.
Amunhotep stand auf und nahm sie in die Arme. Meritusir wollte zurückweichen, aber er ließ es nicht zu. Sanft drückte er sie an seinen Körper und fühlte, wie sie unter seiner Berührung erzitterte.
»Bitte, Herr«, bat sie, »bitte lass mich gehen. Ich muss erst einmal meinen Kopf wieder frei bekommen.«
Beruhigend strich Amunhotep ihr über den Rücken, küsste sie zärtlich auf die Stirn und gab sie aus seiner Umarmung wieder frei.
Meritusir deutete eine flüchtige Verneigung an, drehte sich um und eilte aus dem Raum. Leise schloss sich hinter ihr die Tür.
Amunhotep hingegen setzte sich wieder auf sein Bett und starrte an die Wand. Er hatte Meritusir seine Liebe und Zuneigung gestanden, und sie hatte ihm zu verstehen gegeben, dass sie diese erwiderte. Stumm lächelte er vor sich hin. Dann streckte er sich auf seinem Lager aus und schloss die Augen. Kurze Zeit später schlief er glücklich und zufrieden ein.
* * *
In der folgenden Zeit kamen sich Amunhotep und Meritusir immer näher, und bald blieb diese Veränderung in der Beziehung zwischen dem Gebieter und seiner Dienerin auch dem restlichen Personal des Hohepriesters nicht verborgen. Zuerst bemerkten es Hekaib und die Soldaten, denn Amunhotep speiste nur noch gemeinsam mit Meritusir, und immer häufiger fand der Wachposten den Strohsack der Dienerin leer vor, wenn er sie morgens wecken wollte.
Nach zwei Wochen wagte Hekaib die entscheidende Frage zu stellen: »Verzeih, mein Gebieter, hat sich an Meritusirs Stellung im Haus etwas geändert oder ist sie auch weiterhin nur deine Dienerin?«
Abschätzend musterte Amunhotep seinen Hausverweser und antwortete kühl: »Wenn dem so sein sollte, werde ich es dem Personal schon rechtzeitig mitteilen.«
Beschämt zog Hekaib den Kopf ein und entschuldigte sich.
Amunhotep wandte sich um und begab sich in die Haupthalle, wo Rerut das Frühstück auf zwei sich gegenüberstehenden Tischchen bereitstellte.
Als sie ihn bemerkte, machte sie den Rücken gerade und sah ihm entgegen.
Amunhotep nahm keinerlei Notiz von ihr und steuerte auf den Zugang zum Garten zu, doch Rerut nahm all ihren Mut zusammen und vertrat ihm in den Weg.
»Herr, was habe ich dir getan, dass du mich nicht mehr beachtest?«, fragte sie ihn mit fast weinerlicher Stimme und sah ihn unglücklich an. »Seitdem du diese Meritusir zum ersten Mal auf dein Lager geholt hast, beachtest du mich nicht mehr und hast mich nie wieder zu dir gerufen. Zudem speist du neuerdings ständig mit ihr zusammen«, beklagte sie sich.
Es verschlug ihm die Sprache. »Was ist in dich gefahren?«
Rerut wich nicht zurück. Sie hatte sich vor ihm aufgebaut und die Hände in die Hüften gestemmt. Ihr zuvor unglücklicher Blick war zu einem herausfordernden, missmutigen geworden.
»Nichts. Ich fühle mich nur zurückgesetzt.«
Amunhotep schnappte nach Luft. »Du scheinst vergessen zu haben, mit wem du redest! Es wäre besser für dich, wenn du dich still und leise an deine Arbeit schertest. Eventuell kann ich vergessen, welche Frechheit du dir herausgenommen hast!«
Aufsässig reckte Rerut ihm ihr Kinn entgegen. »Was hat Meritusir, dass du nicht mehr nach mir verlangst?« Trotzig starrte sie ihm ins Gesicht,
Weitere Kostenlose Bücher