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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Ramose vor sich hinzubrüten begann.
    Es ließ ihm keine Ruhe und brachte jedes Mal sein Blut in Wallung, wenn er daran dachte, dass diese Frau dem Hohepriester von Abydos diente und nicht ihm, dem Großen Sehenden des Re. Auch wenn sie von Osiris gesandt worden war, so war das im Auftrag des Großen Gottes Re geschehen, denn Re war der oberste, der König der Götter, auch wenn das die überhebliche Amun-Priesterschaft in Theben anders sah. Diese hatte einfach frech ihre noch vor knapp neunhundert Jahren unbedeutende Lokalgottheit mit dem Sonnengott verschmolzen und maßte sich seitdem an, ihren Provinzgott als Amun-Re über alle anderen Götter Kemis zu stellen!
    Unwillkürlich ballte er die Fäuste, und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
    »Amun hat seinen grandiosen Aufstieg zum König der Götter doch nur den thebanischen Herrschern zu verdanken, die die Eindringlinge aus den Ostländern verjagt haben!«, brummelte er verärgert vor sich hin.
    Die Hyksos, wie man diese Hirten nannte, hatten vor nunmehr vierhundert Jahren die Dreistigkeit besessen, sich auf dem Horusthron niederzulassen, sich die Doppelkrone auf ihre elenden Häupter zu setzen und zu glauben, dass sie sich so mit den göttlichen Pharaonen gleichsetzen konnten.
    Sein Blick verfinsterte sich immer mehr.
    Sollte er sich womöglich persönlich nach Abydos begeben, um sich vor Ort ein Bild machen zu können?
    »Warum eigentlich nicht?«, murmelte er vor sich hin. »Vielleicht finde ich sogar eine Möglichkeit, Ramses zu überzeugen, dass diese Frau in den Tempel des Re gehört.«
    Bequem lehnte er sich an die Lehne seines Stuhls und begann in Gedanken, seine Reise in den Süden zu planen.
     
    * * *
     
    Gleich nach ihrer Rückkehr aus Theben wurde Meritusir zum Dritten Propheten befohlen.
    »Was genau ist in der südlichen Königsstadt geschehen?«, wollte er von ihr wissen.
    »Die Gerüchte waren zum Teil wahr. Als ich unseren Gebieter sah, stand er unter Arrest, weil ihm die versuchte Vergewaltigung Ihrer Hoheit, Prinzessin Bintanat, zu Last gelegt wurde.«
    Entsetzt hielt Netnebu die Luft an und stieß sie wieder aus. »Konntest du etwas erreichen?«
    »Ja, Herr. Ich hoffe es. Ich habe mit Seiner Majestät geredet und ihm einen Weg aufgezeigt, die Unschuld unseres Gebieters zu beweisen. Ob es geholfen hat, ist mir nicht bekannt. Noch vor dem Beginn des Opet-Festes musste ich Theben verlassen.«
    »Was hat das mit dem Opet-Fest zu tun?«, fragte er verständnislos.
    Meritusir erzählte ihm daraufhin von ihrem Einfall, das Orakel des Großen Gottes Amun zu befragen, und erleichtert atmete der Dritte Prophet auf, denn Amunhotep war über jeglichen Zweifel erhaben. Es stand außer Frage, dass er unschuldig war. Nur so konnte der Orakelspruch lauten.
     
    * * *
     
    Es war schon recht spät am Abend, als zwei Tage später Amunhoteps Barke in Abydos anlegte.
    Auf direktem Weg begab sich der Hohepriester zu seinem neuen Anwesen, das vor gut zwei Monaten im Außenbereich des Heiligtums fertiggestellt worden war und sich an dessen nordwestliche Mauer schmiegte. Ramses hatte ihm diese Vergünstigung genehmigt, sodass er es fortan bequemer hatte. Das Haus war geräumiger als jenes im Tempelbezirk und wurde von einem weitläufigen Garten umgeben. Zudem drang Amuns Atem über seine Mauern und erfrischte den Hausherrn und seine Dienerschaft.
    Das Eintreffen des Ersten Propheten fiel den beiden Stundenpriestern und deren Gehilfen auf, die auf dem Dach des Heiligtums standen, und ihn verblüfft grüßten. Auch der Soldat am Eingang zu seinem Grundstück kam überrascht aus seiner Ecke hervor, als er ihn erblickte, und nahm sogleich Habachtstellung an.
    Amunhotep betrat sein Haus und steuerte auf seine privaten Gemächer zu. Im Vorraum zu seinem Schlafgemach blieb er stehen und sah hinab auf die Frau zu seinen Füßen, die auf ihrem Strohsack lag und schlief. Sie lag auf der Seite und hatte ihre rechte Hand unter den Kopf gelegt. Ihre Beine waren leicht angewinkelt, und das Laken, mit dem sie sich bedeckt hatte, war zur Seite gerutscht und ließ den Blick auf ihren nackten Oberkörper frei.
    Meritusir war wunderschön, wie sie dort lag und schlief. Ihre Wimpern zitterten sacht, und ihre Augäpfel bewegten sich unter ihren geschlossenen Lidern im Schlaf. Sie hatte den Mund leicht geöffnet. Ihr Atem ging ruhig und flach.
    Amunhoteps Blick glitt tiefer und verharrte kurz auf ihrem Brustkorb, der sich leicht bei jedem Atemzug hob und senkte. Ihre Haut

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