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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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sicher bemerkt haben wirst, habe ich begonnen, dir Neues beizubringen, auch wenn es zunächst nur Geschichten sind, die allgemein bekannt sind. Du wirst immer mehr erfahren, aber du musst dich gedulden. Ich denke, das hast du inzwischen begriffen.«
    »Ja, das habe ich.«
    Sie waren mit dem Essen fertig.
    Meritusir erhob sich von ihrem Platz und holte eine Schale mit parfümiertem Wasser sowie ein frisch gewaschenes Handtuch, damit sich Amunhotep die Finger reinigen konnte. Anschließend räumte sie die Essenreste ab und brachte die Platten in den Durchgang des Dienstboteneingangs.
    Als sie wieder zurück in die Haupthalle kam, hatte es sich Amunhotep in der Zwischenzeit in einem eleganten Sessel bequem gemacht. Ihm gegenüber stand ein weiteres Sitzmöbel, zwischen beiden ein Tisch mit zwei Bechern, einem Krug Wein und einer Schale mit frischem Obst.
    Freundlich forderte Amunhotep sie auf, sich zu setzen.
    Gehorsam kam sie seiner Bitte nach und spürte, dass sie schon wieder etwas unsicher war.
    Was plante er? Woher kam mit einem Mal der Wein? Wollte er sie etwa betrunken machen, um sie ...? – Unsinn!, schalt sie sich sofort. So etwas würde Amunhotep nie tun. Sie selbst hatte ihm gerade geholfen, seine Unschuld zu beweisen, weil sie nicht hatte glauben können, dass er zu einer solchen Tat fähig sei.
    Und außerdem könnte er das auch so von dir bekommen. Stimmt doch oder habe ich nicht recht?
, meldete sich ihre vorlaute innere Stimme.
    Ich weiß nicht, dachte Meritusir. Ehrlich gestanden bin ich mir nicht sicher, ob ich schon wieder bereit bin, mit einem Mann zusammen zu sein.
    Liebst du ihn denn nicht?
    Das schon, aber die schlimmen Erinnerungen, der Ekel, sind noch immer gegenwärtig.
    Amunhotep hatte Meritusir schon eine ganze Weile stumm beobachtet. Gedankenversunken hatte sie nach einer Weintraube gegriffen und schob sich eine Beere nach der anderen in den Mund. Was ging in ihrem Herzen vor? Welche Gedanken beschäftigten sie gerade.
    Er räusperte sich, um auf sich aufmerksam zu machen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er. »Dann können wir diesen wunderschönen Abend bei einem Becher Wein ausklingen lassen.« Er griff nach dem Krug und schenkte ihren und seinen Becher voll.
    Den Rest des Abends sprachen sie über verschiedene Themen. Amunhotep stellte Meritusir viele Fragen, denn niemand war da, der sie belauschen konnte. Die Dienerschaft hatte von ihm frei bekommen, und die Wachen hatte er aus dem Saal verbannt, sodass er mit Meritusir ungestört reden konnte. Auf viele Fragen erlaubte ihr aber die göttliche Macht nicht zu antworten, und so erfuhr er nicht allzu viel von dem, was ihn interessierte.
    Als es Zeit wurde, ins Bett zu gehen, hielt Amunhotep Meritusir zurück, die die Lampen in seinem Schlafgemach bereits gelöscht hatte und sich auf ihr Lager vor der Tür zurückziehen wollte.
    »Komm her zu mir!«
    Sie zuckte zusammen und trat langsam auf ihn zu.
    Er saß auf der Kante seines Bettes, hatte sich das Laken über seine Blöße gezogen und musterte sie.
    »Ja?«, fragte sie unsicher und blieb mit gesenktem Kopf vor ihm stehen
    »Habe keine Angst, ich will dich nur etwas fragen«, beruhigte er sie. »Du hast mir einmal gesagt, dass du dich verliebt hättest, derjenige aber noch nichts von seinem Glück wissen würde. Hast du es ihm inzwischen gesagt?«
    Meritusir nickte leicht verunsichert, schüttelte dann aber den Kopf und senkte den Blick noch tiefer, um Amunhotep nicht ansehen zu müssen. Dieses wäre nicht nötig gewesen. Sie stand mit dem Rücken zur Tür. Zudem war der Raum dunkel und wurde nur durch das Licht der beiden Öllampen im Vorraum erhellt, deren Schein matt ins Innere fiel. Unmöglich hätte Amunhotep ihr Gesicht richtig erkennen können.
    »Nein«, erwiderte sie schließlich knapp und war erstaunt, wie ruhig und sicher ihre Stimme klang.
    Amunhotep war sichtlich erleichtert, holte tief Luft und stellte die Frage, die ihm seit seiner Festnahme auf den Lippen brannte: »Könnte es möglich sein, dass ich dieser Mann bin, Meritusir?« Die Dienerin schluckte ertappt, sagte aber kein weiteres Wort. »Bitte, verstehe mich nicht falsch«, fügte er sanft hinzu, griff nach ihrer Hand und sah verliebt zu ihr auf, »ich würde mich freuen, wenn es so wäre.«
    Langsam, ganz langsam begann Meritusir zu nicken.
    Amunhotep hielt noch immer ihre Hand in der seinen und drückte sie zärtlich, als er ihr zustimmendes Nicken sah. »Ich habe in jener Nacht, als mich die Prinzessin der

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