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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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war samtig weich und ihre Brüste fest und wohlgeformt. Sein Blick fiel auf ihren linken Arm, den sie leicht angewinkelt hatte. Die Narben begannen allmählich zu verblassen und waren kaum noch zu erkennen. Das dunkelblaue heilige Mal hingegen zeichnete sich deutlich von ihrer gebräunten Haut ab.
    Er ging neben ihr in die Hocke und strich leicht mit dem Zeigefinger über die Konturen des heiligen Zeichens. Die sanfte Berührung schien Meritusir in ihren Träumen gestört zu haben, denn sie seufzte und bewegte sich, war aber gleich darauf wieder in tiefem Schlaf versunken.
    Amunhotep riss sich von ihrem Anblick los und erhob sich wieder.
    Gemächlich schlenderte er zum Badehaus, um sich zu waschen. Er bezweifelte zwar, dass Piay Wasser bereitgestellt hatte, denn mit seiner Ankunft schien weder im Tempel noch in seinem Haus jemand gerechnet zu haben; dennoch hatte er Glück.
    Meritusir hatte nicht alles Wasser zum Baden aufgebracht, sodass er sich wenigstens den Mund mit Natron spülen und sich Gesicht, Hals und Hände waschen konnte.
    Im Dunkeln tappte er zurück zu seinem Schlafgemach, band sich den Schurz ab und warf ihn achtlos in eine Ecke des Zimmers. Dann fiel er todmüde und hungrig auf sein Bett, das wenigstens frisch bezogen war und angenehm nach Lotos duftete. Einen kurzen Moment später war er eingeschlafen.
    Am nächsten Morgen fiel Meritusir aus allen Wolken, als ihr der Wachsoldat mitteilte, dass sie sich ab heute beim Baden wieder beeilen müsse, da in der Nacht der Gebieter aus Theben zurückgekehrt sei. Schnell fasste sie sich jedoch, und ihr Gesicht hellte sich zusehends auf. Freudig sprang sie von ihrem Lager hoch und lief zum Badehaus.
    »Wo steckst du, Piay?«, rief sie nach dem Badediener, der nirgendwo zu sehen war. Kurze Zeit später öffnete sich die Tür zum Waschraum, aus der der Junge verschlafen herauslugte. »Was machst du da drin?«, fuhr sie ihn an.
    Verwundert sah Piay zu ihr auf. »Was ist denn in dich gefahren?«, wollte er beleidigt wissen. »Hast du schlecht geruht? Ich habe wie jeden Tag die Kannen mit deinem Badewasser bereitgestellt.«
    »Tut mir leid, Piay«, entschuldigte sich Meritusir etwas freundlicher. »Es war nicht so gemeint. Ich muss mich sputen, und du musst sofort noch mehr Wasser erwärmen. Der Hohepriester ist heute Nacht gekommen und will sicher auch noch baden. Also wirst du ab heute wieder früher aufstehen müssen, junger Mann.«
    »Du aber auch!«, konterte der Nubier naseweis und zwinkerte ihr zu.
    »Stimmt«, antwortete sie und war im Badehaus verschwunden.
    Nachdem sie sich gewaschen hatte, eilte sie zu ihrem Lager zurück und zog sich ein frisches Leinenkleid an. Anschließend ging sie Amunhotep wecken.
    Leise klopfte sie an die Tür zum Schlafgemach und trat ein.
    Amunhotep lag auf dem Bauch, seine Kopfstütze war zu Boden gefallen, und sein Laken lag verknautscht am Fußende des Bettes. Anscheinend hatte er sehr unruhig geschlafen oder es war ihm zu warm unter seiner Zudecke geworden.
    Sie trat auf sein Bett zu und sprach ihn leise an, aber er schlief tief und fest wie ein Stein. Also rüttelte sie ihn leicht an der Schulter, doch auch das weckte ihn nicht auf. Erst nachdem sie ihn etwas stärker schüttelte, wurde er allmählich wach.
    Müde drehte er Meritusir den Kopf zu und blinzelte sie schlaftrunken an. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, wo er sich befand. Dann seufzte er erleichtert und versuchte, sie anzulächeln, was ihm nach dieser kurzen Nacht nicht so recht gelang. Stattdessen gähnte er.
    »Ich freue mich, dass du wieder zurück bist, Herr«, begrüßte sie ihn. Noch immer stand sie über ihn gebeugt.
    Amunhotep nickte nur schlaftrunken und drehte sich etwas zu ihr um. Er hob seine Hand und strich ihr freundlich über die Wange.
    Verstört sah Meritusir ihn an und wich ein Stück zurück.
    »Danke«, brummelte Amunhotep und gähnte erneut.
    Meritusir hingegen war verunsichert. Sie wusste nicht so recht, wofür sich Amunhotep gerade bedankt hatte. War es für die freundliche Begrüßung gewesen oder fürs Wecken oder vielleicht doch für ihr Bemühen, seine Unschuld zu beweisen? Sie beließ es dabei.
    »Du musst aufstehen, Herr«, mahnte sie stattdessen. »Re erscheint bald am Horizont.«
    Schwerfällig kam Amunhotep aus dem Bett und schlurfte aus dem Zimmer.
    Als er zurückkam, wirkte er etwas munterer. Er war gebadet, rasiert, gesalbt und gut massiert worden und ließ sich von Meritusir beim Ankleiden helfen. Bevor sie ihm sein Amulett

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