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Der Zauber der ersten Seite - Cossé, L: Zauber der ersten Seite - Au bon roman

Titel: Der Zauber der ersten Seite - Cossé, L: Zauber der ersten Seite - Au bon roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Cossé
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und er schien überall Risse zu haben.
    Dennoch schuldete er ihm die Wahrheit.
    »Sie werden glauben, ich denke mir das alles aus. Aber die Serie ist mit Ihnen noch nicht beendet. Ein weiteres Mitglied des Komitees wurde behelligt, Collet Monté. Sie haben mich Freitagmorgen angerufen. Und sie rief mich am Tag darauf an, am Samstag, spätnachmittags.«
    »Collet Monté ist eine Frau?«
    »Eine ganz außergewöhnliche Frau. Sie hat nur drei Bücher geschrieben, aber …«
    Armel ließ Ivan nicht aussprechen.
    »Wann wird man endlich aufhören, die Schriftsteller nach der Menge der gelegten Eier zu beurteilen? Man kann sehr wenig geschrieben haben und trotzdem ein bedeutender Schriftsteller sein. Wenn Pierre Michon nur seine Leben der kleinen Toten geschrieben und es bei diesem ersten Buch belassen hätte, dann hätte er bereits ein Werk vollendet.«
    »Ich finde es schön, dass gerade Sie das sagen, wo Sie doch so viel veröffentlicht haben.«
    »Was ist dieser Frau zugestoßen?«
    »Auch sie hat mich aus dem Krankenhaus angerufen, aus einem Provinzkrankenhaus. Sie hatte einen Autounfall, den jemand absichtlich herbeigeführt hat, da ist sie sicher. Sie verbringt nämlich viel Zeit auf der Straße, jeden Tag. Sie hat es mir gestern erzählt. Sie hat eine ganze Rasselbande von Kindern, die sie hütet wie ihre Augäpfel, und sie chauffiert sie jeden Tag zu bestimmten Zeiten. Sie lebt auf dem Land.«
    »Ist es schlimm?«
    »Es hätte schlimm werden können. Es war haarscharf. Ihr Sicherheitsgurt hat sie gerettet. Sie hat mehrere Brüche und seit dem Unfall ständig Migräne. Ach, Armel, wenn Sie sie kennen würden! Ein hinreißendes Mädchen, in der Art einer englischen Schönheit. Blond, mit durchscheinender Haut. Mehr darf ich nicht sagen …«
    »Keine Sorge, ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wer das sein könnte.«
    »Tatsächlich hat niemand je ein Foto von ihr gesehen, und ich werde Ihnen sagen, warum.«
    »Was war mit dem Unfall? Was ist passiert?«
    Ivan fasste den Vorfall in drei Sätzen zusammen. Und wies noch einmal auf das Beunruhigendste daran hin: Er war absichtlich herbeigeführt worden.
    »Eine Falle«, sagte Armel langsam.
    »Kein Zweifel. Als zehn Minuten später die Rettungskräfte kamen, war niemand zu sehen. Collet hat die größte Mühe, ihre Version glaubhaft zu machen. Und in Anbetracht aller sonstigen Umstände ist ihr das auch ganz recht so. Sie hat nicht die geringste Lust, auf der Titelseite der Lokalzeitungen zu erscheinen. Je weniger man über sie redet, desto lieber ist es ihr.«
    Sie hatte Ivan nur angerufen, um ihm etwas mitzuteilen, was sie nur ihm anvertrauen konnte. Armel war die zweite Person, die davon erfuhr. Am Tag des Unfalls war Collet fünf Minuten, bevor sie in den Wagen stieg, angerufen worden. Eine Männerstimme hatte skandiert: » Gut, gut, der gute Roman … Ach, der gute, gute Roman! Sind sie nicht gut , diese Romane? Es gibt gut und gut .« Der Mann hatte das gut wie einen Ball immer wieder aufprallen lassen. Und dann hatte er aufgelegt.
    »Im ersten Augenblick dachte sich Collet nichts dabei, sie vermutete, ich sei es gewesen. Der Ton war eher fröhlich-spöttisch, sie dachte, ich wolle ihr auf diese Weise eine gute Nachricht ankündigen.
    Trotzdem wunderte sie sich. Ich hatte mich von Anfang an an die Spielregel gehalten, grundsätzlich nicht anzurufen. Sie tat es, wenn es nötig war. Und beide sprachen wir nie die Worte Der gute Roman aus.«
    »Mir haben Sie die gleichen Anweisungen gegeben«, sagte Armel.
    Es war weder als Zustimmung gedacht noch als Anmerkung, um dem Gespräch eine neue Richtung zu geben. Es klang ziemlich genau wie ein: Da haben wir den Salat. Und so schien Ivan es auch verstanden zu haben, denn er schwieg einige Augenblicke.
    »Das Schlimmste habe ich Ihnen noch nicht gesagt«, fuhr er schließlich fort. »Das Grausamste. Dieser Schlag war besonders böse geführt. Am schlimmsten ist für Collet nicht der Unfall, sondern dass sie von diesen Barbaren, die sie angegriffen haben, identifiziert wurde. Diese Frau schreibt wenig, und sie schreibt sehr Spezielles. Sagen wir: ziemlich heftige Sachen. Das Wort ist nicht ganz das richtige, aber es trifft auch nicht ganz daneben. Wenn ich mehr sage, werden Sie Collet erkennen. Und sie kann nur schreiben, weil sie es unter einem Pseudonym tut, das in ihrer Umgebung unbekannt ist. Ihr Verleger hat sie nie gesehen. Sie hat ein Postfach. Es gibt keine Fotos von ihr. Niemand im wirklichen Leben weiß, dass

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