Der Zauber des weissen Wolfes
krampfhaft.
Er hustete das Wort heraus, und Geist und Körper schmerzten vor Anstrengung. Dann rief er: »Ich befehle dir - öffne dich!«
Er wußte, daß der Cousin seine Anwesenheit spüren würde, sobald die Tür sich öffnete, aber das Risiko mußte er eingehen. Die Kristalle weiteten sich pulsierend und brodelnd aus und begannen auswärts zu strömen. Die Barriere zerfloß ins Nichts, in etwas, das außerhalb des physischen Universums lag, außerhalb der Zeit. Elric atmete dankbar auf und betrat den Turm von B'aal'nezbett. Doch plötzlich hüllte ihn ein un- heimliches Feuer ein, eiskalt und aufwühlend, und umspielte ihn, während er sich die Treppe zum zentralen Gemach emporquälte. Eine seltsame Musik umgab ihn, unheimliche Töne, die bebend widerhallten und in seinem Kopf zitterten und schluchzten und hämmerten.
Weiter oben sah er Yyrkoon hämisch herabblicken, ein schwarzes Runenschwert in der Hand, der Gefährte der Waffe, die Elric führte.
»Höllenbrut!« sagte Elric mit schwerer Zunge. »Wie ich sehe, hast du Trauerklinge an dich gebracht - nun, teste ihre Kraft gegen den Bruder, wenn du es wagst. Ich bin gekommen, um dich zu vernichten, Cousin!«
Sturmbringer stieß ein seltsames Stöhnen aus, das die kreischende, unirdische Musik des züngelnden, kalten Feuers überlagerte. Das Runenschwert zuckte in Elrics Faust, und er hatte Mühe, die Klinge zu kontrollieren. Er sammelte seine Kräfte, stürmte die letzten Stufen hinauf und versuchte Yyrkoon mit einem wilden Hieb zu treffen.
Jenseits des unheimlichen Feuers brodelte gelbgrüne Lava, auf allen Seiten und über und unter ihm. Die beiden Männer waren von dem dunstigen Feuer und einem äußeren Lavaring eingeschlossen - sie hatten die Erde verlassen und standen sich im letzten Kampf gegenüber. Die Lava blubberte und begann einwärts zu strömen, begann das Feuer zu erdrücken.
Die beiden Klingen trafen aufeinander und fuhren mit einem fürchterlichen Kreischen in die Höhe. Elric spürte seinen Arm taub werden, seine Haut kribbelte unangenehm. Elric kam sich wie eine Marionette vor. Er war nicht mehr Herr seiner Entschlüsse - die Klinge bestimmte seine Handlungen. Die Waffe, mit Elric hinter sich, brüllte an seinem Bruderschwert entlang und kerbte in Yyrkoons linken Arm eine tiefe Wunde. Er schrie auf, und seine Augen weiteten sich vor Pein. Trauerklinge hieb gegen Sturmbringer und traf Elric an derselben Stelle, an der er seinen Cousin verwundet hatte. Der Albino schluchzte vor Schmerz, setzte seinen Weg nach oben aber unbeirrt fort. Er verwundete Yyrkoon an der rechten Hüfte mit einem Hieb, der jeden anderen Kämpfer getötet hätte. Daraufhin begann Yyrkoon wie ein Dämon aus den scheußlichsten Höllentiefen zu lachen. Er hatte nun doch noch den Verstand verloren, und Elric war im Vorteil. Aber die gewaltigen Zauberkräfte, die sein Cousin gerufen hatte, waren weiter am Werk, und Elric hatte das Gefühl, von einem Riesen gepackt und ausgepreßt zu werden, als er nun seinen Vorteil ausnützen wollte. Yyrkoons Blut spritzte aus der Wunde und bedeckte Elric ebenfalls. Die Lava zog sich langsam zurück, und nun sah Elric den Eingang zum Hauptgemach. Hinter seinem Cousin bewegte sich eine andere Gestalt. Elric keuchte. Cymoril war erwacht und rief ihm mit entsetztem Gesicht etwas zu.
Das Schwert beschrieb seine schwarzen Bögen, hämmerte Yyrkoons Bruderklinge nieder, durchbrach die Deckung des Usurpators.
»Elric!« rief Cymoril verzweifelt. »Rette mich -rette mich sofort, sonst sind wir bis in alle Ewigkeit verloren!«
Die Worte des Mädchens verblüfften Elric. Er begriff sie nicht. Energisch trieb er Yyrkoon auf die Kammer zu.
»Elric - laß Sturmbringer ruhen. Steck das Schwert ein, sonst werden wir wieder getrennt!«
Doch selbst wenn er die singende Klinge hätte kontrollieren können, Elric hätte sie nicht weggesteckt. Haß bestimmte sein Wesen, und ehe er die Waffe aus der Hand gab, wollte er sie im verräterischen Herzen seines Cousins begraben.
Cymoril weinte, flehte ihn schluchzend an. Doch Elric konnte nicht anders. Der sabbernde Idiot, der einmal Yyrkoon von Imrryr gewesen war, machte kehrt, als er die Rufe seiner Schwester hörte, und starrte sie lüstern an. Er kicherte und streckte seine bebende Hand aus, um Cymoril an der Schulter zupacken. Sie versuchte zu fliehen, doch Yyrkoon hatte seine bösen Kräfte noch nicht verloren. Elric nutzte die Ablenkung seines Gegners und hieb mächtig zu, wobei er ihn an der Hüfte
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