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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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den Wald und verwoben die verschiedenen Fäden aus Tressimirs Leben zu einer gestickten Ballade, die nicht weniger Farben und kein schwächeres Leuchten zeigte als das Herbstlaub ringsum. Doch während das Lied Tressimirs Leben feierte, betrauerte es zugleich seinen Verlust.
    Als Tamwyn zuhörte und den Stab hielt, an dem weißes Élano glitzerte, wünschte er den alten Elf gekannt zu haben. Wenigstens kurz. Er griff mit einer Hand an die Schulter und rieb eine der Wunden von Screes Krallen.Noch spürte er alles, was er im Augenblick seiner Rettung empfunden hatte: das Kneifen der Krallen, die Überra schung , dass er doch nicht starb, die überwältigende Erleichterung über die Zerstörung des Damms und das Staunen über die Befreiung des Sees, der durch die Prismenschlucht strömte und sich in einem Regenbogen von Flüssen verteilte, die Wasser – und Farbe – in viele Länder bringen würden.
    Und doch, selbst als er an einen sicheren Ort getragen worden war, hatte er gefürchtet Kulwychs böses Wirken sei noch nicht beendet. Hatte der Hexer den Zusammenbruch des Damms überlebt? Besaß er immer noch den reinen Kristall aus Élano?
    »Da bist du, kleiner Bruder!«
    Tamwyn fuhr herum. Scree, in Menschengestalt mit nacktem Oberkörper, duckte sich unter einen belaubten Buchenast. Einen Moment lang sahen die gelb geränderten Augen fest den Bruder an, dann wanderte der Blick zum leuchtenden Stab.
    Tamwyn streckte ihn Scree entgegen. »Zeit, dass du ihn zurücknimmst, meinst du nicht auch?«
    Scree kratzte sich an der Hakennase. »Nein, Tam. Ich finde, du solltest ihn behalten – wenigstens eine Zeit lang.« Er grinste ein wenig. »Ich gewöhne mich gerade an das Leben ohne Stab.«
    Tamwyn runzelte die Stirn. »Das stimmt nicht! Ich durchschaue dich, wie immer. Du und Elli . . .«
    ». . . finden, du bist so dumm wie ein kopfloser Troll«, ergänzte Scree. »Hör mal, du hattest vielleicht die Augen geschlossen,als du diesen Damm umgeblasen hast, aber ich nicht! Ich habe gesehen, was du gemacht hast.«
    »Du meinst, was der
Stab
gemacht hat.«
    »In deinen Händen.« Scree senkte die Stimme zu einem rauen Flüstern. »Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht war die Person, für die ich ihn jahrelang aufbewahrt habe, niemand anders als du.«
    Tamwyn schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Ich glaube es einfach nicht.«
    »Schön. Aber versuch nicht ihn mir zurückzugeben. Schau, in den letzten beiden Tagen habe ich mich freier gefühlt als ein junger Vogel! Als hätte ich endlich meine Aufgabe erledigt.«
    Er ballte die Faust. »Das Einzige, was ich jetzt noch zerdrücken will, ist der Hals dieses verdammten Schwertkämpfers auf dem Damm. Feigling! Gerade als ich ihn endlich hatte, ist er in den See gesprungen und geflohen.«
    »Vielleicht begegnest du ihm eines Tages wieder.«
    »Er sollte hoffen, dass es nicht dazu kommt.«
    Der Gesang der Elfen endete abrupt. Die ätherischen Klänge schwebten mehrere Sekunden lang zwischen den Blättern. Dann zogen alle Elfen, von Brionna geführt, über das Grab wie eine tiefe grüne Wolke. An einem glitzernden Bach, der in den tiefsten Teil des Waldes floss, blieben sie stehen.
    Reihen von Harzwachskerzen säumten das Bachufer. Tamwyn und Scree sahen, wie jeder Elf eine Kerze nahm, sie anzündete und auf ein breites, rundes Blatt stellte. Jäh fiel Tamwyn ein, dass er diese Zeremonie aus Geschichtenüber die Elfen kannte: Es war die Prozession der Flammen, eine Tradition, die auf die Tage des versunkenen Fincayra zurückging.
    Noch etwas anderes erkannte er. Das Blatt stammte von einem Strauch, der das ganze Jahr in den Bächen von Steinwurzel wuchs und offensichtlich auch hier in Waldwurzel. Die Form des Blattes erinnerte ein wenig an die winzige Quarzglocke an seinem Gürtel, und als er kurz zu ihr hinunterschaute, freute er sich, dass sie seine lange Reise überstanden hatte.
    Er klopfte auf die Tasche seiner Tunika, aus der ein leises pfeifendes Schnarchen drang. Auch Flederwisch hatte die Reise überlebt. Sicher, er hatte sich eine Erkältung geholt, deretwegen er nach dem Schwimmen im See an den vergangenen beiden Tagen immer wieder niesen musste. Aber das hatte seinen schrulligen kleinen Geist und die leuchtenden Augen keineswegs geschwächt.
    Behutsam setzten die Elfen die runden Blätter mit den Kerzen auf den Bach. Das Wasser trug sie sehr langsam davon wie einen Funkenregen, der aus einem Feuer geweht worden war. Während die kleinen Flammen stromab unter

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