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Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme

Titel: Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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vermisste! Jetzt, wo die schreckliche Dürre vorbei war, würde dort der Frühling beginnen mit dem Duft nach betautem Honigklee, mit saftigen Mondbeeren undden ersten spitzen Trieben der stinkenden Zehrwurz, aus der sich ein überraschend schmackhafter Tee bereiten ließ.
    Würde er je wieder diese Düfte und Aromen erleben? Er wusste es nicht.
    Der Dolchgriff grub sich in seine Hüfte und Tamwyn bewegte sich wieder, diesmal stieß er an seinen Beutel. Aus dem kam ein neuer Laut, leiser und tiefer als das Klingen der Glocke. Tamwyn kannte ihn gut. Er kam von dem Stück Harmónaholz, das teilweise zur Form einer Harfe geschnitzt war.
    Die Harfe baute er für Elli. Als er dem tiefen zitternden Ton lauschte, schien der Klang in jedem Knochen seines Körpers zu vibrieren – zusammen mit der Erinnerung an ihren gemeinsamen Traum und ihren einzigen kurzen Kuss.
    Würden sie einander wiedersehen? Ohne Aufgaben zu überleben oder Welten zu retten?
    Er setzte sich auf, blinzelte mit den brennenden Augen in den Nebel und dachte an Scree, dessen Wunden von Hallias Gipfel inzwischen bestimmt geheilt waren. Und Gwirion, der den goldenen Kranz gefunden haben musste, den Tamwyn ihm zurückgelassen hatte. Aber hatte Gwirion auch die wahre Bestimmung seines Volkes gefunden und den Mut, es dahin zu führen?
    Dann dachte er an die beiden Gefährten Henni und Flederwisch, die er verloren hatte, als sie in die Spiralkaskaden gesprungen waren. Bedeutete dieser Fußabdruck beim Grab seines Vaters, dass Henni, der närrische Hoolah, irgendwie überlebt hatte? Und bedeutete Flederwischs wirresGeschwätz mehr, als Tamwyn je verstanden hatte? Gab dieses Geschwätz Hinweise auf das quälende Geheimnis, was für ein Wesen Flederwisch wirklich war?
    Tamwyn atmete langsam aus und zerteilte damit den Nebel vor sich. Alle diese Geschöpfe – und andere, zum Beispiel Rhia – hatten sich als wahre Freunde erwiesen. Sie waren trotz all seiner Dummheiten und seinem Ungeschick an seiner Seite geblieben. Und trotz seines bizarren Schicksals, die Person zu sein, die möglicherweise tatsächlich Avalon rettete – und dem großen Baum zugleich den Untergang brachte. Wie konnte er beides zugleich sein? Niemand, noch nicht einmal Rhia, hatte ihm das erklären können.
    In einem verborgenen Gedankenwinkel hörte er wieder die klingenden Worte der dunklen Prophezeiung. Sie hatten ihn in den siebzehn Jahren seines Lebens verfolgt. Doch waren sie zum ersten Mal wirklich lebendig für ihn geworden, als er sie von dem sonderbaren alten Barden mit dem seitlich wachsenden Bart gehört hatte:
     
    Es droht ein Jahr in Avalon
    Mit Sternenfinsternis
    Und einem neugebor’nen Kind.
    Sein Schicksal scheint gewiss:
     
    Es bringt das Ende Avalons.
    Die Hoffnung ruht allein
    Auf Merlins wahrem Erben. Er
    Kann Avalons Retter sein.
     
    Was wird denn sonst aus Avalon,
    So nötig und erträumt?
    Trägt Merlins Saat Ruhm oder Gram?
    Wird hier das Glück versäumt?
     
    Geistig und körperlich erschöpft zwang sich Tamwyn, aufrecht auf dem Sims zu stehen. Eine weitere felsige Klippe ragte über ihm auf, doch sie war nicht ganz so steil wie einige, die er bereits erstiegen hatte. Der allgegenwärtige Nebel schien ein wenig dünner zu werden, er zerteilte sich wie Morgendunst im ersten Tageslicht.
    Da sah Tamwyn etwas Neues – etwas, das ihn zurückweichen ließ, sodass er fast von dem Sims fiel. Ein Spritzer Grün und ein Hauch Lavendel leuchteten durch die Schwaden. Und noch aufregender als die Farben war ihre Lage. Sie schienen sich nicht emporzustrecken wie die riesigen Klippen, sondern mehr nach außen und ein großes Stück in die Ferne.
    Tamwyn fuhr sich mit der Zunge über die salzigen, schmutzigen Lippen. Konnte das sein? Er hatte es möglicherweise bis zum ersten Ast geschafft.

6
Holzspäne
    M it neuer Energie erklomm Tamwyn Hand über Hand die Klippe. Schweiß rann ihm über die Stirn und zog Streifen in sein schmutziges Gesicht, aber das machte ihm nichts aus. Er dachte nur an eins: diesen Aufstieg zu bewältigen.
    Als er sich zum letzten Sims hinaufzog, öffnete sich vor ihm eine neue Landschaft. Seine verkrusteten Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, weil er durch die Nebelschwaden sehen konnte, dass er tatsächlich den ersten Ast erreicht hatte.
    Und was für eine Landschaft das war! Tief eingeschnittene Täler zwischen steilen Hängen lagen nebeneinander in langen grünen Reihen, so weit er sehen konnte. Von seinem Platz auf einem der parallelen Kämme

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