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Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme

Titel: Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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zwischen den Tälern erkannte er drei oder vier grüne Schneisen auf jeder Seite. Und jedes dieser Täler zog sich wie die Grate, die sie trennten, in gerader Linie zum dunstigen Horizont. Diese schlanken Kammlinien erinnerten ihn an etwas, er wusste nur nicht genau, woran.
    Tamwyn spähte hinunter in eines der Täler. Dichtes, üppiges Gras kräuselte sich in der Brise wie die Haut galoppierenderPferde. Es sah fast aus, als würde das Land springen. Er rückte den Beutel auf seiner Schulter zurecht und ging vom Grat hinunter, um den oberen Rand des Tals zu erkunden. Bald hatte er saftiges Gras statt rauen Stein unter den Füßen. Vor sich sah er mehrere tiefe Gräben im Hang. In ihnen säumten dichte Reihen lavendelfarbener Büsche sprudelnde Bäche, deren Wasser im Sternenlicht funkelte.
    Er schmatzte mit den trockenen Lippen.
Ein Schluck frisches Bachwasser würde jetzt herrlich schmecken.
    Als er den ersten Graben erreichte, zwängte er sich durch die Büsche zum Bach. Ein lautes Zwitschern ertönte aus einem Nest, das im Gebüsch verborgen war, und er blieb stehen. Im Nest blitzte etwas glänzend auf und er erkannte, dass hier ein junger Prismenvogel saß, dessen Flügel eines Tages, wenn er flog, das Licht einfangen und die Wolken mit strahlenden Farben bemalen würden.
    Tamwyn setzte sich an das lehmige Ufer, nahm seinen Beutel und die Fackel ab und steckte den Kopf ins Wasser. Dann hob er ihn, die schwarzen Locken tropften – und steckte ihn wieder in die Wellen. Schließlich war er abgekühlt und gewaschen und trank lange köstliche Schlucke aus den hohlen Händen.
    Danach saß er mit gekreuzten Beinen am Ufer. Neugierig brach er ein lavendelfarbenes Blatt ab und kaute es, weil er wissen wollte, ob es irgendeinen Geschmack hatte. Sofort spuckte er es in den Lehm. Es hatte tatsächlich einen Geschmack, doch der erinnerte überdeutlich an Ziegenkot.
    Tamwyn musterte die Kammlinie über sich und folgteihr über die Länge des Tals. Am Rand sah er mehrere tiefgrüne dampfende Gruben. In der Luft roch er das scharfe süße Aroma von Harzen wie in einem Tannen- und Fichtenwald. Könnte in diesen Gruben Pflanzensaft kochen, der aus der Tiefe heraufbrodelte?
    Dann bemerkte er eine Bewegung bei einer zerklüfteten Felsnase, die einer erhobenen Hand mit fingerähnlichen Spitzen glich. Geschöpfe! Sie waren riesengroß, mit gekrümmten haarigen Rücken, und glichen mit ihrem knorrigen, wettergegerbten Aussehen den Felsen. Muskulöse Arme hingen von den massigen Schultern, die Köpfe liefen in langen Rüsseln aus. Und wenn er es richtig sah, stand jedes Geschöpf auf nur einem Bein. Dann klatschten die Wesen zu seiner Verwunderung in die Hände und umkreisten den Stein, wobei sie gleichzeitig hüpften.
    Sie tanzen
, dachte er und blinzelte ungläubig. Jeder von ihnen musste zweimal so groß sein wie er, doch sie glitten so leicht dahin wie verwehte Wolken, hüpften und neigten sich in ihrem seltsamen, stillen Tanz.
    Einen Moment überlegte er, ob er sie mit dem letzten Tropfen von Dagdas Tau, dem Abschiedsgeschenk von Gwirion, genauer betrachten sollte. Aber nein – diesen magischen Tropfen sparte er besser für später auf, wenn er dringlicher gebraucht würde.
    Er betrachtete den Kreis riesiger buckliger Geschöpfe und erinnerte sich daran, dass sie gefährlich sein konnten.
Ich bleibe besser hier in den Büschen, bis sie weg sind. Für alle Fälle.
    Dann bemerke er eine Gruppe hoher, schmaler Bäumedirekt hinter den buckligen Wesen. Drumalings! Schaudernd dachte er an diese wandelnden Bäume, die in Merlins Astloch fast das Leben aus ihm herausgequetscht hatten. Wenn Ethaun nicht gewesen wäre, der freundliche Schmied, so breit wie ein Bär, dann hätten sie ihn bestimmt getötet.
    Tamwyn schüttelte den Kopf und bespritzte dabei die Büsche mit Wassertropfen. Nein, Drumalings wollte er nicht noch einmal begegnen. Wenn es Zeit war, wieder den Hang hinaufzusteigen und den besten Weg zu finden, der höher führte, würde er besonders darauf achten, allen Tieren aus dem Weg zu gehen, die zwischen diesen parallelen Kämmen leben mochten.
    Plötzlich war ihm klar, woran diese Kämme mit ihren steilhängigen tiefen Tälern ihn erinnert hatten. Sie sahen aus wie Rinde! Und das
waren
sie auch, sie bedeckten diesen riesigen Ast.
    Das ist ein ganzes neues Reich,
überlegte er.
Und es ist nur eins von vielen! Jeder einzelne Ast des großen Baums ist eine unerforschte Region. Und sie könnten sich so stark voneinander

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