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Der Zauber von Savannah Winds

Der Zauber von Savannah Winds

Titel: Der Zauber von Savannah Winds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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schulde dir was.«
    »Wenn du es wiedergutmachen willst«, sagte John trocken, »dann schaff deinen Arsch hier raus und versöhn dich mit Fleur. Vorher will ich deine Visage hier nicht wieder sehen.«

    »Ich wollte dich überraschen«, nuschelte Blue, drehte sich eine Zigarette und zündete sie an.
    Fleur hielt die Teetasse mit kalten Händen umschlungen und betrachtete ihn nachdenklich. »Wissen die anderen, dass du hier bist?«
    »Ich glaube nicht. Aber keine Bange. Ich komme und gehe, ohne dass es ihnen auffällt.« Er rauchte seine Zigarette, streckte die langen Beine von sich, schlug die Füße übereinander, zog den Hut tief in die Stirn – das Abbild eines zufriedenen Mannes. »Und, hast du in Annies Truhe was Interessantes entdeckt?«
    »Und ob!« Fleur erzählte ihm von den Briefen, die den Verrat ihres Vaters enthüllt hatten.
    Er beobachtete sie unter der Hutkrempe hervor, während sie sprach, und sie hatte das Gefühl, dass er gewusst hatte, was sie finden würde.
    Er nickte, behielt seine Gedanken jedoch für sich. »Hast du gerade in Annies Tagebuch gelesen?«
    Sie schob die Erinnerungen an den Verrat beiseite und lächelte. »Es ist das zweite, das sich hauptsächlich mit dem Krieg und der Lage hier draußen beschäftigt. Mir war gar nicht klar, dass sie an diesem legendären Viehtrieb nach Brisbane teilgenommen hat. Sie muss eine beachtliche Frau gewesen sein.«
    »Ja, stimmt.« Er verstummte und starrte ins Leere. »Und«, sagte er nach einer langen Pause, »was hast du sonst noch aus ihren Tagebüchern erfahren?«
    »Sie schreibt häufig über Sam. Es wird deutlich, dass sie in den Kriegsjahren verzweifelt auf Nachrichten von ihm gewartet hat. Er hat ein paarmal geschrieben, und ich bin an der Stelle, an der er in einer Schlacht in Nordafrika verwundet und nach England zurückgeschickt wurde.«
    »Nach England wollte er, schätze ich. Er hat versucht, seine Familie zu finden.«
    Fleur runzelte die Stirn. »Ja, aber woher weißt du das? Hat Annie dir das erzählt?«
    »Muss sie wohl.«
    »Weißt du, was aus ihm geworden ist? Hat er seine Familie gefunden – ist er je nach Savannah Winds zurückgekehrt?«
    Ein behäbiges Lächeln erhellte Blues Gesicht, und er zwinkerte. »So viele Fragen! Du bist ungeduldig, nicht wahr? Warum glaubst du, ich könnte die Geschichte besser erzählen als Annie – willst du nicht lieber abwarten und sie selber lesen?«
    »Vermutlich wird Annie es in einem ihrer Tagebücher früher oder später erzählen. Aber ich bin ungeduldig und will wissen, was passiert ist. Wenn du die Geschichte wirklich kennst, dann würde ich sie gern von dir hören.«
    Blue legte den rechten Fuß auf das linke Knie, während er den Rest seiner Zigarette prüfte, und als er zu reden begann, nahm sein weicher Queensland-Akzent sie mit in eine Zeit, als die Welt eine andere war.
    »Sam ist bei El Alamein verwundet worden. Eine Kugel traf ihn im Rücken, und eine weitere steckte in seinem Oberarm. Den Sanitätern gelang es zwar, sie herauszuholen, aber bei der Hitze, dem Dreck und Staub in Nordafrika bestand die Gefahr einer Infektion. Also brachte man ihn auf das nächste Lazarettschiff, das nach England auslief.
    Er hatte große Schmerzen, als er vom Schiff in eine Notaufnahme verlegt wurde. Den Sanitätern an Bord war das Morphium ausgegangen. Doch sobald er Schmerzmittel bekam, konnte er seine Umgebung besser wahrnehmen. Das Krankenhaus lag mitten in einer ländlichen Gegend Englands. Nach dem Lärm und dem Chaos auf den Schlachtfeldern war es sehr friedlich.«
    November 1942
    Wie gut, wieder saubere Laken und weiche Kissen zu spüren und die Schwestern mit leiser Stimme ruhig sprechen zu hören! Mit Savannah Winds war es nicht zu vergleichen, und keine Annie war da, die sich um Sam kümmerte, aber wenigstens konnte er sich von dem ununterbrochenen Beschuss und der Hölle einer Wüstenschlacht erholen.
    In den ersten Wochen schlief er viel. Er wurde nur von den Trägern geweckt, wenn sie ihn während eines Luftangriffs in den Schutzraum des Krankenhauses verlegen oder zum Verbandswechsel bringen mussten. Durch Radiomeldungen und Unterhaltungen auf der Station wurde klar, dass London am schlimmsten getroffen war, und er befürchtete, dass er seine Familie verloren haben könnte, bevor er sie überhaupt gefunden hatte.
    Sechs lange Wochen nach der Einlieferung wurde Sam entlassen. Bevor er sich in Colchester zum Dienst melden musste, bekam er fünf Tage Ausgang. Er hatte in Basingstoke den

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