Der Zauber von Savannah Winds
war aufgeregt, zweifelte jedoch nicht daran, dass Helena und sie füreinander bestimmt waren.
Es hatte sie Nerven aus Stahl gekostet, ihrem Vater zu gestehen, dass sie lesbisch ist. Doch Helena hatte darauf beharrt, entweder der Welt als Paar gegenüberzutreten oder getrennte Wege zu gehen. Nun fragte Margot sich, warum sie sich vor dem Outing gefürchtet hatte. Es gab nichts, wofür sie sich schämen müsste – Helena hatte recht. Sie waren seit Jahren ein Paar, warum also sollten sie nicht stolz darauf sein und offen ihren Platz in der Gesellschaft einnehmen?
»Du siehst fantastisch aus«, murmelte Helena, die an der Tür stand. Sie trug einen passenden cremefarbenen Hosenanzug, den sie allerdings mit hellrosa Schuhen und entsprechendem Bukett garniert hatte. Margots Hochzeitsgeschenk, ein Diamantarmband, glitzerte an Helenas Handgelenk, als diese eine Hand an Margots Wange legte und ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen drückte. »Bist du bereit?«
Margot nickte und wollte schon nach ihrer Clutch greifen, als das Telefon klingelte.
»Lass es, Liebling!«, sagte Helena. »Wir wollen doch nicht zu spät kommen.«
Margot zögerte. Sie verabscheute klingelnde Telefone. Um Entschuldigung bittend, schaute sie Helena an, nahm den Hörer ab und hörte April, die Haushälterin ihres Vaters, am anderen Ende der Leitung schluchzen. »Ich kann kein Wort verstehen«, sagte sie steif. »Bitte, beruhigen Sie sich!«
April brauchte einen Moment, um sich zu fangen. »Es geht um Ihren Vater«, sagte sie mit unsicherer Stimme. »Ich wollte ihm den Morgentee bringen und fand ihn … fand ihn … O Gott, Margot, er ist tot.«
Margot fühlte absolut nichts. »Verstehe.«
»Der Arzt ist gerade gegangen. Er sagte, es war ein schwerer Herzinfarkt. Jetzt warte ich auf den Bestatter. Es wird eine gerichtliche Untersuchung geben.« Da keine Reaktion kam, wurde ihre Stimme noch zaudernder. »Soll ich alles in die Wege leiten?«
»Ja, tun Sie das. Vielen Dank für Ihren Anruf.« Margot legte den Hörer auf und nahm ihre Handtasche. »So«, sagte sie nachdrücklich. »Jetzt können wir gehen.«
»Worum ging es denn?«
»Nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest, Liebling. Und bestimmt nichts, was so ernst wäre, dass es uns diesen besonderen Tag verderben könnte.« Sie küsste Helenas zarte Wange und schloss die Tür hinter ihnen. »Komm, lass uns heiraten.«
Greg blieb den gesamten Morgen über bei Beth und erledigte eine Reihe Anrufe auf seinem Handy. Am Ende war es ihm gelungen, für den späten Abend einen direkten Flug von Brisbane aus zu buchen – und diesmal würde er ihn nehmen, komme, was da wolle.
»Ich bin froh, dass du die Sache mit Fleur wieder ins Reine bringen willst«, sagte Bethany, als sie draußen im Garten in der Herbstsonne saßen. »Ihr beiden seid wie füreinander geschaffen, und jeder verdient eine zweite Chance.«
»Was ist mit dir und Clive? Ihr seid schon so lange verheiratet.«
»Wir haben keine Chance mehr, etwas geradezurücken. Es ist vorbei, Greg, und nach dem heutigen Tag gibt es kein Zurück mehr.«
Gregs Beeper meldete sich. »Das ist John. Mel ist aus dem OP raus.«
»Ich habe Angst«, flüsterte sie.
»Ich weiß, aber ich treffe ihn zuerst, wenn es dir nichts ausmacht.«
Sie nickte und folgte ihm stumm durch das Gewirr von Korridoren zu Johns Büro. »Ich warte hier draußen«, sagte sie und nahm auf einem der Stühle an der Wand Platz.
Nach einem Blick in Johns Gesicht wusste Greg, dass die Nachrichten nicht allzu schlecht sein würden. »Was hast du gefunden?«
»Der Orthopäde hat den Oberschenkelknochen genagelt und das rechte Hüftgelenk ersetzt. Das war so zersplittert, dass man es nicht reparieren konnte. Die neue Hüfte dürfte mindestens fünfzehn Jahre halten, bevor man sie ersetzen muss.«
Er trank starken schwarzen Kaffee und betrachtete Greg über den Becherrand. »Das Kind hat sie verloren. Ich habe eine Ausschabung vorgenommen. Die Gebärmutter scheint nicht beschädigt zu sein, auch die Eierstöcke nicht, sodass sie erneut schwanger werden kann.« Er lächelte matt. »Sie wird mindestens acht Wochen im Krankenhaus bleiben müssen. Darauf folgt eine lange Reha-Zeit mit Physiotherapie. Ich setze sie auf Aspirin zum Schutz vor Thrombosen und auf Morphium gegen die Schmerzen. Jetzt liegt es an ihr – aber sie scheint ein Mädchen mit Kampfgeist zu sein.«
»Ich werde es ihrer Mutter sagen.« Greg stand auf und schüttelte ihm die Hand. »Danke, Kumpel. Ich
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