Der Zauber von Savannah Winds
haben und daher billig sind«, erklärte sie leise.
»Das weiß ich; ich bin ja nicht blöd«, murmelte Mel schläfrig. »Liam wird sich um mich kümmern, keine Sorge!«
Fleur strich dem Mädchen über das Haar, die Gedanken in Aufruhr. Liam und Melanie waren seit ihrem ersten Semester am College ein Thema. Er war in seinem zweiten Uni-Jahr und ein hervorragender Student, als er das Studium aufgab und damit alle enttäuschte. Soweit Fleur bekannt war, hatte er das vergangene Jahr mit Hilfsarbeiten verbracht und sich auf nichts festgelegt. Wie die beiden mit Gelegenheitsjobs durch Australien touren wollten, mochte der Teufel wissen.
»Ich glaube, du solltest Beth sagen, dass Liam bei dir sein wird. Und eigentlich sollte er selbst mit ihr sprechen. Das wird die Situation zwar nicht bereinigen, aber wenigstens weiß sie dann Bescheid.«
Mel schaute ihre Tante von unten herauf an. »Kannst du es ihr nicht sagen? So etwas kannst du viel besser.«
»O nein.« Fleur wich zurück und sah ihre Nichte streng an. »Das ist dein Chaos, nicht meins, Mel, und wenn man dich für reif halten soll, dann musst du auch reif handeln.«
»Aber ich … «
»Überleg doch mal, Mel: In Beths Augen bist du noch immer ihr kleines Mädchen, aber du hast vor, mit einem Freund quer durch Australien zu ziehen. Sie kann Liam vielleicht nicht besonders gut leiden und ist nicht damit einverstanden, dass du mit ihm schläfst – aber wenigstens kennt sie seine Eltern und findet sie seriös. Das wird sie trösten.«
»Sie hat schon darüber gesprochen, dass wir miteinander schlafen.« Mel schüttelte sich. »Es war grauenvoll.«
»Tja, ich hoffe, du nimmst die Pille«, sagte Fleur mit Nachdruck. »Wenn nicht, nehme ich dich mit zu meinem Arzt.«
»Keine Bange«, sagte Mel leichthin. »Ich nehme sie seit zwei Jahren. Aber ich verstehe trotzdem nicht, warum du Mum nicht von Liam erzählen kannst.«
»Wenn Beth herauskriegt, dass du es mir zuerst anvertraut hast, wird sie uns beiden niemals verzeihen. So etwas könnte ein schreckliches Zerwürfnis verursachen – und in dieser Familie gibt es schon genug Probleme; da musst du es nicht noch schlimmer machen.«
»Wahrscheinlich«, murmelte Mel, »aber ich weiß nicht, ob Liam damit einverstanden ist, Mum gegenüberzutreten. Sie jagt ihm immer Angst ein.«
»Wenn er Manns genug ist, dich durch Australien zu schleifen, dann sollte er auch imstande sein, sich Beth zu stellen.« Fleur erhob sich vom Sofa und zog das zögernde Mädchen auf die Beine. »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin bettreif.«
»Ja, ich vermutlich auch. Danke, Fleur.«
Fleur entzog sich der stürmischen Umarmung. »Morgen früh werden wir wahrscheinlich nicht viel Zeit zum Reden haben, denn ich habe etwas zu erledigen. Ich möchte aber, dass du mir versprichst, Beth alles zu erzählen, bevor ihr aufbrecht.«
Mel nickte zaudernd und wich Fleurs Blick aus.
Fleur legte die Hand an Mels Kinn, bis ihre Nichte sie anschaute. »Versprich es mir, Mel!«, forderte sie bestimmt.
»Okay.« Mel seufzte. »Ich werde ihr das mit Liam sagen.«
Fleur ließ ihre Nichte vor der Tür zum Gästezimmer stehen. Nachdem sie geduscht und sich die Zähne geputzt hatte, legte sie sich in das große, leere Bett und zog sich das Laken über den Kopf. Die Kissen verströmten noch Gregs Geruch, doch die Wärme seines Körpers und sein Trost fehlten ihr. Sie vergrub das Gesicht im Kopfkissen und sehnte sich vergeblich nach der Geborgenheit ihres Mannes, die für sie so selbstverständlich gewesen war.
4
F leur verließ das Apartment, als Mel noch schlief. Sie schwitzte eine Stunde im Fitnessstudio, bevor sie wie gewohnt zwanzig Bahnen im Swimmingpool zog. Energiegeladen und bereit für alles, was der Tag ihr bringen mochte, rief sie Jason an und verabredete sich mit ihm zu einem Kaffee.
Das Café lag im Herzen der Stadt und war ihr Lieblingstreffpunkt, wenn sie dem Büro entfliehen konnten. Jason erschien wie immer zu spät, und Fleur bestellte zwei Latte aus Magermilch, bevor sie einen Tisch suchte.
Jason war makellos gekleidet, er trug einen Anzug mit einer Seidenkrawatte in knalligem Rosa. Die wirkte etwas exzentrisch, aber so war Jason nun einmal. »Hi«, sagte er und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Wie geht’s, wie steht’s?«
»Ich habe das höllische Wochenende kaum überlebt«, sagte sie mit schiefem Lächeln. »Und was ist mit dir?«
Jason trank einen Schluck Milchkaffee. »Da sagst du was, Schätzchen. Du solltest
Weitere Kostenlose Bücher