Der Zauber von Savannah Winds
nahm der den Hörer ab und wählte die Nummer von Carlas Büro.
Drei Wochen waren inzwischen vergangen, seitdem Greg sie verlassen hatte, und Fleur hatte sich gezwungen, jeden Tag im Fitnessstudio zu trainieren, Bewerbungen zu schreiben, zu Vorstellungsgesprächen zu gehen und sich mit hirnloser Hausarbeit zu beschäftigen. Doch da gab es noch die Nächte, die zu überstehen waren – die schlechten Träume, das endlose Auf und Ab durch das stille, leere Apartment, wenn die Tränen flossen und das Herz schwer wie Blei wurde. Die Welt war aus den Fugen geraten; die vertraute, anheimelnde Welt ihrer Ehe war verödet, Fleurs Erwartungen und Träume, die gemeinsame Zukunft mit Greg, waren in Schutt und Asche gelegt.
Am Vorabend hatte Fleur Greg einen langen Brief geschrieben. Sie hatte mehrere Stunden gebraucht und viele Seiten verworfen, bis sie es hinbekommen hatte. Sie hatte ihm mitgeteilt, dass sie nie aufhören werde, ihn zu lieben, und niemals ihre Ehe aufgeben werde, bis alle Möglichkeiten ausgeschöpft seien. Sie flehte ihn an, die Kommunikation zwischen ihnen aufrechtzuerhalten, da sie den Gedanken nicht ertragen könne, dass er sich allein abmühe. Sie hatte auch Genaueres über die Erbschaft von Annie und die Reaktion ihres Vaters darauf mitgeteilt – was dazu geführt hatte, ihm ihre Pläne für die nahe Zukunft zu umreißen.
Die Gegensprechanlage brummte und unterbrach Fleurs Überlegungen. Es war Jason. Sie begrüßte ihn an der Tür und riss die Augen weit auf, als sie seinen Jogginganzug und das orangefarbene Bandana sah, das sich entsetzlich mit seinem hochroten Gesicht biss. »Du kriegst noch einen Herzinfarkt, wenn du nicht aufpasst«, neckte sie ihn.
Er warf ihr eine Kusshand zu. »Du scheinst heute etwas fröhlicher zu sein, meine Schöne«, sagte er und trug seine Sporttasche ins Apartment.
»Ich arbeite daran.«
Er verschränkte die Arme und schnaubte verächtlich, als sein Blick über den allzu aufgeräumten Wohnbereich schweifte. »Jetzt erzähl mir nicht, dass du endlich von deinem Mann gehört hast. Ich hoffe, du hast ihn nicht wieder aufgenommen.«
Fleur schüttelte den Kopf. »Er geht mir noch immer aus dem Weg.« Sie hatte Jason alles erzählt, und er war wunderbar mitfühlend und aufmunternd gewesen. In seinem Tonfall lag dennoch ein Hauch Gehässigkeit, sobald von Greg die Rede war, und das gefiel ihr nicht; sie wollte ihre Liebe nicht in den Dreck ziehen lassen.
»Geh unter die Dusche, Jason. Ich mache uns Frühstück.«
Fleur schenkte Saft ein, backte zwei Croissants auf und trug alles auf einem Tablett hinaus auf die Terrasse. Es war leicht bedeckt, und die Hitze wurde von einer erfrischenden Brise gemildert, die den Fluss hinaufströmte.
Jason ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Okay, Mädel, lass uns quatschen; ich will jede dreckige Einzelheit hören.«
Zum ersten Mal seit Tagen war Fleurs Lächeln echt. »Du bist unmöglich, weißt du das?«
Er grinste schelmisch. »Wie man in den Wald reinruft, so schallt es heraus, Fleur. Los, raus mit der Sprache!«
»Du erinnerst dich an die Erbschaft?«
Er nickte eifrig und änderte die Sitzhaltung.
»Sie ist größer, als ich mir hätte erträumen können. Aber sie erweist sich schon jetzt als ein Fluch.« Leise erzählte sie ihm alles, auch die Drohung ihres Vaters, das Testament anzufechten, den schmerzlichen Streit mit Beth und die anhaltende Abwesenheit und das Schweigen ihres Mannes.
»Klingt so, als müsstest du mal Abstand von deiner Familie gewinnen«, stellte Jason fest.
»Genau das habe ich vor. Ein Teil meiner Erbschaft besteht aus einem einsam gelegenen Haus nördlich von Cairns. Dort möchte ich hin, sobald die Testamentseröffnung erfolgt ist.«
»Das dürfte nicht lange dauern, oder?« Er trank einen Schluck Saft und biss herzhaft in ein Croissant. »Wie lange willst du wegbleiben?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Wahrscheinlich einen Monat – vielleicht länger. Das hängt davon ab, wie die Sache mit Greg weitergeht.«
Er wollte schon antworten, als ihr Handy klingelte.
»Ich bin’s, Margot. Ich glaube, ich sollte dich warnen. Dad hat eine Kopie von Annies Testament und erwägt ernsthaft, es anzufechten.«
Bei diesen Worten lief es Fleur eiskalt über den Rücken. »Das kann er nicht machen!«, flüsterte sie.
»Ich habe mit Ed Fanshaw gesprochen, dem Anwalt der Firma. Offenbar gibt es eine kurze Zeitspanne, bevor ein Testament gerichtlich bestätigt ist, in der man es anfechten kann. Da
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