Der Zauber von Savannah Winds
er Annies Bruder und kein Begünstigter ist, hat er dieses Recht.«
»Aber ihre Wünsche waren sehr deutlich. Er hat auf keinen einzigen Cent Anspruch.« Fleur stützte den Kopf mit der Hand ab. »Warum macht er das, Margot?«
»Er hat den Umfang des Vermächtnisses gesehen«, sagte sie nüchtern, »und du kennst doch Dad; wenn er auch nur einen Dollar wittert, wird er zum Bluthund.«
Fleurs Stimme war kaum vernehmbar. »Was kann ich tun?«
»Hol dir sofort rechtlichen Beistand und bereite dich auf eine Schlacht vor. Ich habe Name und Adresse eines sehr guten Mannes in Brisbane, falls du sie brauchst.«
»Meinst du das wirklich?«
»Mag sein, dass es nicht nötig ist, aber es hat keinen Zweck, den Kopf in den Sand zu stecken. Dad könnte jemanden finden, der bereit ist, den Fall zu übernehmen – er könnte es sogar im Alleingang versuchen – , aber du darfst keinesfalls höflich sein.«
»Hasst er mich so sehr?«
»Natürlich hasst er dich nicht«, sagte Margot schroff. »Er ist nur ein gieriger, profitsüchtiger Kerl, der den Gedanken nicht ertragen kann, dass jemand etwas besitzt, was seiner Meinung nach ihm gehören sollte. Ich kann nicht glauben, dass es ein persönlicher Angriff ist, aber er war schon immer so borniert, wenn es um seine Schwester ging, dass er wahrscheinlich nicht mal darüber nachgedacht hat, was dieser gehässige Racheakt für dich bedeuten könnte.«
»Am besten gibst du mir gleich die Anschrift des Anwalts«, murmelte Fleur. Sie nahm einen Stift von Jason entgegen und notierte die Angaben auf eine Zeitungsecke. Dabei zitterte ihre Hand so stark, dass sie mehrere Versuche brauchte, bis ihre Schrift lesbar war.
»Tut mir leid, dass ich dir schlechte Nachrichten überbringen musste, Fleur, aber Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, wie es so schön heißt. Ich werde Dad meinerseits im Auge behalten, wenn du mich auf dem Laufenden hältst, wie es bei dir läuft, ja?«
»Klar.« Fleur beendete den Anruf und starrte Jason an. »Ich weiß nicht, wie viel du von der Unterhaltung mitgekriegt hast, aber ich muss meine Fluchtpläne aufschieben. Dad lässt es offenbar auf einen Kampf ankommen, und ich bin bereit, ihm einen zu liefern. Annies Letzter Wille muss respektiert werden.«
Sie saßen in Carlas bequem ausgestattetem Beratungszimmer, das zum grünen Garten ihrer Privatklinik hin Erkerfenster hatte. Das viktorianische Gebäude gehörte zu einer Häuserzeile in einer stillen Allee am Stadtrand. Der Raum mit den tiefen Sofas, niedrigen Couchtischen, Blumen und hellen Aquarellen wirkte einladend und vertraut. Die Wände waren zartgrün, die Vorhänge cremefarben, und zwischen Orientteppichen glänzten alte Bodendielen.
»Gestern habe ich einen Brief von Fleur bekommen«, sagte Greg. »Sie verreist eine Weile.«
»Das ist wahrscheinlich das Beste, was sie tun kann«, erklärte Carla mit ihrer kehligen Stimme. »Wie geht es dir damit?«
Sie waren am Ende ihrer dritten Sitzung in drei Wochen. Obwohl der Schmerz und die Angst, Fleur zu verlieren, nicht nachgelassen hatten, fand Greg es viel leichter, mit Carla zu sprechen, als er gedacht hatte. »Ich stimme dir zu, dass es gut für sie wäre. Diese Tante hat ihr ein Haus nördlich von Cairns hinterlassen. Es scheint ideal zu sein, wenn man ausspannen und Frieden finden möchte.«
»Hast du schon mit ihr gesprochen?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe mich nicht getraut, weil ich Angst hatte, zusammenzubrechen und sie anzuflehen, mich wieder aufzunehmen«, gestand er. »Und das wäre ein schrecklicher Fehler, denn ich kann ihr nicht geben, was sie will, und das würde ihr erneut das Herz brechen.«
»Offensichtlich liebst du sie sehr«, murmelte sie. »Wie würdest du dich fühlen, wenn sie fortginge und nicht mehr zurückkäme?«
Er wusste, dass seine Augen vor Gram eingefallen und sein Gesicht hager waren nach all den schlaflosen Nächten und den zahlreichen Stunden, die er im OP -Saal verbracht hatte, bemüht, den Schmerz auszublenden. »Ich müsste mich damit abfinden, dass ich der falsche Mann für sie war – dass sie es verdient hat, ein neues Leben anzufangen, nachdem ich versagt habe.«
»Versagen ist ein sehr starkes Wort, Greg. Du verwendest es häufig, dabei bist du ein erfolgreicher Mann – ein Mann, der für seine Arbeit hoch geachtet ist, sowohl im Krankenhaus als auch bei allen sozialen Einrichtungen. Kannst du das Wort ›versagen‹ definieren und mir erklären, wie du es auf dich beziehst?«
Er schaute sie ruhig an,
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